Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
Marcie.
»Ist das wichtig?«
Marcie guckte böse. »Weißt du was? Wenn du nicht redest, kannst du es vergessen, auf meine Party zu kommen.«
»Ich wäre sowieso nicht gekommen.«
Sie rollte die Augen. »Bist du wütend, weil ich gestern Abend mit Patch im Z war? Weil er mir nämlich nichts bedeutet. Wir haben nur Spaß miteinander. Es ist nichts Ernstes.«
»Ja, genau danach sah es auch aus«, sagte ich, genau die richtige Portion Zynismus in der Stimme.
»Sei nicht eifersüchtig, Nora. Patch und ich sind nur wirklich richtig gute Freunde. Aber falls es dich interessiert, meine Mutter kennt eine richtig gute Paartherapeutin. Sag mir Bescheid, wenn du eine Empfehlung brauchst. Aber wenn ich so darüber nachdenke, die ist ziemlich teuer. Ich meine, ich weiß, deine Mutter hat diesen Mordsjob und so …«
»Eine Frage an dich, Marcie.« Meine Stimme war kühl und warnend, aber meine Hände zitterten in meinem Schoß. »Was würdest du tun, wenn du morgen aufwachst und dein Vater wäre ermordet worden? Meinst du, der Halbtagsjob deiner Mutter bei JC Penney würde die Rechnungen bezahlen? Das nächste Mal versetz dich nur für eine Minute in meine Lage, bevor du meine familiäre Situation zur Sprache bringst – nur eine winzig kleine Minute lang.«
Sie hielt meinem Blick einen langen Augenblick stand, aber ihre Miene war so ungerührt, dass ich daran zweifelte, sie auch nur zum Nachdenken gebracht zu haben. Der einzige Mensch, in den Marcie sich jemals einfühlen würde, war sie selbst.
Nach dem Unterricht traf ich Vee auf dem Parkplatz. Sie hatte sich auf der Motorhaube des Neon ausgebreitet, die Ärmel bis über die Schultern hochgerollt, und bräunte sich. »Wir müssen reden«, sagte sie, als ich zu ihr kam. Sie setzte sich auf und schob ihre Sonnenbrille so weit die Nase hinunter, dass sie Blickkontakt aufnehmen konnte. »Du und Patch, ihr seid auseinander, stimmt’s?«
Ich kletterte neben ihr auf die Motorhaube. »Sagt wer?«
»Rixon. Nur so nebenbei, das tat weh. Ich bin deine beste Freundin und sollte diese Dinge nicht vom Freund eines Freundes erfahren. Oder vom Freund des Exfreundes«, setzte sie hinzu, nachdem sie es alles durchdacht hatte. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wie kommst du zurecht? «
Nicht besonders gut. Aber das gehörte zu den Dingen, die ich auf dem Grunde meines Herzens zu begraben versuchte, und ich konnte es nicht begraben lassen, wenn ich darüber sprach. Ich lehnte mich gegen die Windschutzscheibe und hob mein Heft hoch, um die Sonne abzuschirmen. »Weißt du, was das Schlimmste ist?«
»Dass ich die ganze Zeit Recht hatte und dass du dir jetzt auch noch anhören musst, wie ich sage: ›Hab ich’s doch gleich gewusst‹?«
»Sehr witzig.«
»Es ist kein Geheimnis, dass jemand wie Patch Ärger bringt. Er hat dieses ganze Böser – Junge-der-gerettet – werden – muss-Ding drauf, aber böse Jungen wollen nicht gerettet werden. Sie sind gern böse. Sie mögen die Macht, die sie dadurch bekommen, dass sie überall Mutterherzen in Angst und Schrecken versetzen.«
»Das war … aufschlussreich.«
»Jederzeit, Süße. Und außerdem …«
»Vee.«
Sie schlenkerte mit den Armen. »Hör mich an. Ich habe mir das Beste für zuletzt aufgehoben. Ich glaube, es ist an der Zeit, deine Prioritäten zu überdenken, was Jungs betrifft. Weißt du, was wir tun sollten? Wir müssten einen netten Pfadfinder auftun, bei dem du den Wert eines guten Mannes in deinem Leben schätzen lernst. Nimm nur mal Rixon, zum Beispiel.«
Ich nagelte sie mit einem Das-kannst-du-nicht-ernst-meinen-Blick fest.
»Ich hasse diesen Blick«, sagte Vee. »Rixon ist nun mal ein wirklich anständiger Junge.«
Wir starrten einander noch drei Sekunden länger an.
»Okay, also vielleicht ist Pfadfinder etwas übertrieben«, sagte Vee. »Aber worauf es hierbei ankommt, ist, dass du einen netten Jungen gebrauchen könntest, einen, dessen Garderobe nicht nur schwarz ist. Was soll das eigentlich? Denkt Patch, er gehört zu einem Spezialkommando?«
»Ich habe gestern Abend Marcie und Patch zusammen gesehen«, sagte ich seufzend. Da. Es war raus.
Vee blinzelte ein paar Mal, um die Information zu verarbeiten. » Waaas? «, sagte sie, und ihr Unterkiefer klappte herunter.
Ich nickte. »Ich habe sie gesehen. Sie hatte ihre Arme um ihn gelegt. Sie waren zusammen in einer Billardhalle in Springvale.«
»Bist du ihnen gefolgt?«
Eigentlich wollte ich sagen, trau mir ein bisschen was zu, schaffte
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