Bis das Glück mich findet
Sie natürlich nicht«, erwiderte Colin.
»Ich fühle mich auch deshalb so schrecklich, weil ich immer daran denken muss, dass er ganz allein damit fertigwerden musste, als es mit dem Unternehmen bergab ging, und dass er nicht das Gefühl hatte, sich mir anvertrauen zu können.«
»Glauben Sie, dass noch etwas anderes dahinterstecken könnte, nicht nur wirtschaftliche Sorgen?«
Dominique musste an die Zeitungsberichte denken, die mit jedem Tag noch reißerischer und abstruser wurden, und seufzte tief. In einem dieser Artikel wurde angedeutet, Brendan hätte sich, nachdem sein Wirtschaftsimperium ins Wanken geraten war, mit einer geheimnisvollen Millionärin in die Karibik abgesetzt. Dominique war beim Lesen regelrecht schlecht geworden.
Der Anwalt betrachtete sie mitfühlend.
»Das weiß der Himmel«, erwiderte sie. »Was mir einfach nicht in den Kopf will, ist die Tatsache, dass er sich ohne ein Sterbenswörtchen davongemacht und es uns überlassen hat, den Kopf für ihn hinzuhalten. Wir sollen uns jetzt mit diesen verdammten Nachbarn herumschlagen. Und uns diesen fiesen Reportern stellen, die es völlig in Ordnung finden, wenn sie vor meiner Haustür kampieren und Kelly und mir ihre verdammten Mikrophone ins Gesicht halten. So etwas ist einfach nicht richtig. Es dürfte nicht sein. Und die Leute denken immer noch, wir leben in Saus und Braus, und in Wirklichkeit sieht es aus, als könnten wir unser Zuhause verlieren! Er hätte uns beschützen müssen. Das war seine Aufgabe. Und nicht, sich in dubiose Geschäfte und irrsinnige Kredite zu verstricken. Er hätte einfach nur dafür zu sorgen brauchen, dass uns nichts passiert. Mehr wollten wir gar nicht.« Sie unterdrückte ein Schluchzen.
»Ich werde so bald wie möglich mit den Anwälten der Bank Kontakt aufnehmen und sondieren, ob nicht eine andere Regelung möglich ist«, versicherte der Anwalt ihr. »Ich rufe Sie an, sobald sich etwas Neues ergibt.«
Dominique nickte und putzte sich noch einmal die Nase. Sie wollte nur noch eines: nach Hause fahren, sich ins Bett legen und die Decke über die Ohren ziehen. Sie wollte alles aussperren, was geschehen war und noch geschehen würde. Sie wollte sich an einen Ort verkriechen, wo niemand sie finden konnte.
»Mrs Delahaye?«
Sie blinzelte, als die Stimme des Anwalts zu ihr durchdrang.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ja«, sagte sie, als sie sich wieder etwas gefasst hatte. »Es … es geht mir gut. Ich war nur …« Sie schniefte. »Verzeihung. Vielen Dank, Colin, für Ihre Bemühungen.«
»Keine Ursache«, erwiderte er, während er ihr ein Papiertaschentuch aus der Box auf seinem Schreibtisch reichte.
Emma rief Greg bei der Arbeit an.
»Irgendwas Neues von Domino?«, lautete Gregs erste Frage.
»Ich rufe nicht wegen dieser verdammten Domino an!«, rief sie erregt. »Es gibt wichtigere Dinge in unserem Zusammenleben, Greg. Ich rufe an, um dir zu sagen, dass ich nachher noch bei Lily vorbeischauen werde und es spät werden kann, bis ich wieder daheim bin. Aber keine Panik, ich werde mich nicht ohne ein Sterbenswörtchen einfach davonmachen. Ich werde dich und Domino doch nicht allein lassen, damit ihr euch an der Schulter des anderen ausweinen könnt.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Greg?«
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht, dass bei dir der Eindruck entsteht, ich kümmere mich nur noch um Brendan und Domino. Die beiden gehen mir im Moment einfach nicht aus dem Kopf.«
»Nun, sie ganz gewiss nicht.«
»Emma, ich versuche nur, ihr zu helfen.«
»Ich weiß.«
»Du hast keinen Anlass, auf mich sauer zu sein. Ich bin ja auf dich auch nicht sauer, oder?«
Emma überlegte sich ihre Antwort gut. »Du hast ja auch keine Veranlassung, auf mich sauer zu sein«, sagte sie schließlich.
»Oh, das ist gut.« Gregs Stimme klang bitter. »Gut zu wissen.«
Emma spürte hinter ihrem rechten Auge die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen, als sie vor Lilys Haus aus dem Auto stieg. Sie konnte nicht sagen, ob das Gespräch mit Greg schuld daran war oder die Tatsache, dass Besuche bei Lily derzeit sehr anstrengend waren. Ihre Schwiegermutter war seit Brendans Verschwinden fix und fertig. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, und der fröhliche Optimismus, den sie normalerweise ausstrahlte, schien ihr inzwischen völlig abhandengekommen zu sein. Außerdem sah man ihr zum ersten Mal ihr Alter an.
Doch heute wirkte sie etwas erholt, fand Emma, als Lily ihr öffnete. Ihre Wangen
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