Bis das Glück mich findet
er ziemlich verwundert, dass sie überhaupt auf so eine Idee gekommen war. Er hatte gehofft, sie würde schön brav zu Hause sitzen, allein.«
»Und auf ihn warten?« Emma verzog das Gesicht.
»Ich denke schon.«
»Männer sind so was von bescheuert«, sagte sie verächtlich. »Genau das hättet ihr gerne. Dass wir daheim sitzen und auf euch warten.«
»Jetzt übertreibst du aber.«
»Aber es stimmt doch, verdammt noch mal. Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, dass wir durchaus ein eigenes Leben haben.«
»Das weiß ich doch.«
»Domino hat sich wacker geschlagen ohne Brendan. Sie hat einen Job gefunden und ein Haus und einen neuen Freund.«
Gabriel hob überrascht den Kopf.
»O ja«, sagte Emma mit Nachdruck. »Sie hat jetzt einen Neuen. Paddy. Ich habe ihn heute Abend kennengelernt. Er ist sehr nett.«
»Das glaube ich einfach nicht, dass sie jetzt einen Freund hat.«
»Wieso nicht? Findest du, dass sie dafür nicht attraktiv genug ist?«
»Sie ist immer noch mit Brendan verheiratet, und sie liebt ihn.«
»Gabriel! Brendan hat sie sitzenlassen. Er hat sie betrogen. Er hat sie vor der Öffentlichkeit blamiert. Warum, zum Teufel, sollte sie ihn jetzt noch lieben?«
»Sie hat ihn immer geliebt«, erwiderte Gabriel, »weil er zu ihr gestanden hat.«
Emma schüttelte den Kopf. »Das ist typisch Mann – nur weil er ein Mal das Richtige getan hat, glaubt er, dass seine Frau ihm für alle Zukunft alle Fehler verzeiht.«
»Vergeben ist wichtig«, erwiderte Gabriel. »Es ist das Wichtigste im Leben überhaupt.«
Abrupt veränderte sich die Atmosphäre. Emma war verstummt und starrte auf die Tischplatte vor ihr, wobei ihr langes kastanienbraunes Haar ihr Gesicht verdeckte.
»Und wie sieht es mit uns beiden aus?«, brach sie schließlich das Schweigen. »Wer muss wem verzeihen?«
»Es tut mir leid«, sagte Gabriel leise, und Emma hob den Kopf. »Das war nicht richtig von mir.«
»Greg und ich lassen uns scheiden«, erklärte sie ihm brüsk.
»Warum denn?«
»Weil er mich nicht liebt. Es ist also im Grunde nebensächlich, was ich für ihn empfinde. Er liebt mich nicht. Und ich kann es ihm nicht einmal verdenken.«
»Emma …«
»Er hat versucht, mir zu verzeihen.« Sie schluckte. »Er hat es wirklich versucht. Aber das war einfach zu viel verlangt.«
»Vergeben ist …«
»Oh, fang nicht wieder davon an, wie wichtig es ist, vergeben zu können. Theoretisch ist das alles schön und gut. Im richtigen Leben ist es viel schwieriger.« Sie nahm ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich die Tränen von den Augen. »Du meine Güte, ich habe ihm nie wirklich verziehen, dass er so ein enges Verhältnis zu Domino hat. Wieso, in Teufels Namen, sollte er mir dann verzeihen, dass ich mit ihrem Bruder geschlafen habe?«
Emma Delahaye hatte mit Gabriel Brady geschlafen, als sie mit Lugh schwanger gewesen war. Es passierte, während Emma sich in Dublin aufhielt, um ihre Mutter zu besuchen, die kurz zuvor krank geworden war. Nachdem sich Emma mit Dominique zum Lunch getroffen hatte, wo sie ihr von Mauras Erkrankung erzählt und Gabriels Telefonnummer bekommen hatte, rief sie ihn an. Gabriel hatte sich sehr mitfühlend und verständnisvoll gezeigt und sie gebeten, sich doch wieder bei ihm zu melden, wenn sie das nächste Mal nach Dublin führe, damit er sie besuchen könne. Sie habe jetzt sicher Beistand bitter nötig.
Emma war sich bewusst, dass es zu Gabriels Beruf gehörte, andere Menschen zu trösten, dennoch war es Balsam für ihre Seele, als sie an seiner Stimme hörte, wie besorgt er um sie war. Zugegeben, Greg war ebenfalls beunruhigt wegen ihrer Mutter und stand Emma stets hilfreich zur Seite, doch schien sich seine Besorgnis vor allem auf die Tatsache zu konzentrieren, dass sie schwanger war. Seine Frau sollte sich nicht allzu große Sorgen machen, denn dann würde vielleicht das Baby Schaden nehmen. Stress tat ihrem ungeborenen Kind bestimmt nicht gut. Greg schien gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass große Ängste und Stress auch ihr, seiner Frau, nicht guttaten!
Zwei Wochen später rief Emma Gabriel an. Sie trafen sich im Clarence Hotel, nachdem Emma den Nachmittag mit Maura verbracht hatte. Sie hatte dort ein Zimmer genommen, weil sie nicht im Haus ihrer Eltern übernachten wollte. Später fragte sie sich manchmal, ob sie nicht von vornherein geplant hatte, Gabriel dorthin mitzunehmen.
Emma nutzte dieses Hotelzimmer, um sich für ihre Verabredung mit Gabriel
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