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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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zurechtzumachen. Sie tauschte ihre bequemen Levi’s und Ballerinas ein gegen ein eng anliegendes Kleid in ihrer bevorzugten Fliedernuance und elegante High Heels. Trotz des figurbetonten Schnitts passte das Kleid problemlos, denn sie hatte während ihrer Schwangerschaft noch kaum ein Gramm zugenommen. Ihr Bauch hatte sich zwar ein wenig gerundet, dennoch wäre bei flüchtigem Hinsehen ihr Zustand nicht offenkundig gewesen. Natürlich hatte Gabriel sie anschließend viel eingehender betrachten dürfen, aber da er keine Ahnung hatte, wie nackte Frauen aussahen, blieb ihm auch verborgen, dass sie schwanger war.
    Er war in die Hotelhalle gekommen, wo Emma an einem Tisch saß und an ihrem Mineralwasser nippte, denn sie vertrug in letzter Zeit weder Kaffee noch Tee. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt und mit einer bernsteinfarbenen Spange befestigt, weil sie wusste, dass sie mit einer Steckfrisur noch schlanker und eleganter wirkte. Gabriel Brady fiel stets auf den eleganten Look herein.
    Auch Gabriel hatte sich, was seine Kleidung betraf, einen anderen Look zugelegt. Statt seines schwarzen Anzugs mit Priesterkragen trug er Jeans und ein kariertes Flanellhemd und darüber eine braune Lederjacke. Erstaunt betrachtete Emma seine lässige Erscheinung.
    »Die Leute sind anders zu mir, wenn ich Priesterkleidung trage«, erklärte Gabriel. »Es ist einfach angenehm, von Zeit zu Zeit wie ein normaler Mensch behandelt zu werden.«
    »Mann, du könntest glatt als Rockstar durchgehen«, bemerkte sie.
    Er lachte. »Als du das Clarence Hotel vorgeschlagen hast, dachte ich, vielleicht treffen wir ja den einen oder anderen von U2.«
    Sie grinste. »Du siehst aus, als würdest du dazugehören. Na ja, vielleicht wirkst du ein wenig zu gepflegt, um als Bono and The Edge durchzugehen, aber jedenfalls siehst du toll aus, finde ich.«
    »Und du auch«, sagte Gabriel. »Du strahlst richtig, Emma. Ich bin froh, dass diese Sache mit deiner Mum dich nicht allzu sehr runterzieht.«
    Sie erzählte ihm, dass die Diagnose nun endgültig feststand, und sein Blick wurde ernst und mitfühlend.
    »Das tut mir leid«, sagte er. »Das macht dir bestimmt fürchterlich zu schaffen. Bitte denk immer daran, dass du auch auf dich schauen musst.«
    »Keiner kann sagen, wie solche Erkrankungen ausgehen«, erwiderte Emma. »Ich bleibe weiterhin optimistisch, meiner Mum und auch mir selbst zuliebe.«
    »Das ist gut.«
    Daraufhin hatte er tröstend den Arm um sie gelegt. Und sie hatte die sanfte Berührung seiner Finger auf ihrem nackten Arm wahrgenommen. Und genau zu diesem Zeitpunkt war ihr klar geworden, ohne den geringsten Zweifel, dass sie ihn mit in ihr Hotelzimmer nehmen wollte, mit dem Blick auf den Fluss Liffey. Sie war regelrecht krank, so sehr begehrte sie ihn, hatte ihn immer schon begehrt. Sie war sich bewusst, dass ihre Gefühle unrecht waren, und zwar in tausendfacher Hinsicht, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren. Von dem Moment an, wo sie zum ersten Mal Gabriel Brady begegnet war, hatte sie ihn haben wollen, diesen Mann, der sich ihr gegenüber so unnahbar zeigte. Heute hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, dass sie ihn vielleicht tatsächlich haben könnte. Und dabei ging es ihr in erster Linie gar nicht um den Sex, wie sie sich einredete. Sie wollte ihn, weil er ihr dieses gute Gefühl gab. Gabriel schätzte und achtete sie als Person; ihr Ehemann tat das auch – weil sie sein Kind im Bauch trug. Was ihre Ehe mit Greg betraf, so kam sie sich seit dem ersten Tag ihrer Schwangerschaft vor wie ein Brutkasten. Er behandelte sie zwar sorgsam, als trüge sie eine kostbare Fracht, hatte aber anscheinend ganz vergessen, dass sie auch ein Mensch war. Sie wollte sich wieder als eine Frau fühlen können, eine Frau, die begehrenswert und schön war und die – wie damals in ihrer Teenagerzeit – jeden Mann haben konnte, den sie haben wollte.
    Gabriel zog seinen Arm nicht zurück. Auch als sich der Griff seiner Hand auf ihrer Schulter lockerte, berührten seine Finger immer noch leicht ihre bloße Haut. Und auch als Emma ihre Unterhaltung auf ihn und seine Gemeinde in Rossanagh lenkte, behielt er sie weiter im Arm.
    »Es ist nicht am Ende der Welt«, sagte er. »Aber manchmal kann es dort ganz schön einsam sein.«
    »Einsam?« Sie schaute ihn an, und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ bist, der sich einsam fühlt, Gabriel. Ich dachte immer, du hast ja Gott.«
    »Manchmal genügt Gott eben nicht ganz.« Er

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