Bis das Glück mich findet
fügte Gabriel hinzu, weil er gehört habe, wie sie untereinander über ihn, Brendan, geredet hätten. Trotz ihrer Wut seien sie gleichzeitig über die Maßen in Sorge um ihn. Außerdem könne Brendan hier in Panama ohnehin nichts ausrichten, so weit weg von allen Beteiligten. Er müsse umgeben sein von jenen, die ihn liebten.
Und so war Brendan nach Hause zurückgekehrt.
Auch wenn sein Zuhause nicht mehr Atlantic View war. Er war entsetzt gewesen, als ihm klar wurde, dass sein wunderschönes Haus zum Verkauf stand, und erschüttert, dass sich viel schneller ein Käufer dafür gefunden hatte, als er erwartet hatte. Er hatte fest damit gerechnet, dass Dominique sich einen fähigen Rechtsanwalt suchen würde, um einen Deal mit den Banken auszuhandeln und das Haus behalten zu können. Wie kam es, fragte sich Brendan, dass es richtigen Kriminellen stets gelang, ihr Eigentum zu behalten, während seine Frau es geschafft hatte, das ihre zu verlieren? Im Internet hatte er einen Artikel gefunden, in dem Dominique zitiert worden war. Sie werde sich dem Besitzanspruch der Bank auf das Haus nicht widersetzen, weil sie das Gefühl habe, kein Recht mehr zu haben, dort zu wohnen. Brendan traute seinen Ohren nicht, brüllte den Computermonitor an und verspürte den Impuls, seine Frau augenblicklich auf ihrem Handy anzurufen und ihr ins Gewissen zu reden. Aber das durfte er nicht. Er versuchte immer noch, sich Zugriff auf das angelegte Kapital zu verschaffen, und hatte Angst, man würde sein Telefonat abhören, und dann würde erst recht alles aus dem Ruder laufen. Außerdem war er nicht bereit, mit irgendjemandem zu reden, und wollte unter allen Umständen vermeiden, dass man seinen Aufenthaltsort herausfand. Außerdem hatte er keinen Schimmer, wie er Dominique je erklären sollte, was ihm damals durch den Kopf gegangen war, als er mitten in der Nacht heimgekommen war, seine Siebensachen gepackt und sich aus dem Staub gemacht hatte.
Doch jetzt, wo er wieder zurück war, war nichts so, wie er es sich ausgemalt hatte. Natürlich hatte es ihn nicht überrascht, dass sowohl Dominique als auch Kelly böse auf ihn waren, aber irgendwie hatte er fest damit gerechnet, sie würden ihn nach dem ersten Schock über seine Rückkehr mit offenen Armen wieder aufnehmen. Er wusste, Dominique hatte immer Angst davor gehabt, einmal allein dazustehen, und diese neue Selbstständigkeit, die er nun an ihr entdeckte, mit der wurde er einfach nicht fertig.
Er hatte fast den Eindruck, sie wollte ihn nicht in ihrem Haus haben. Als wäre er nicht mehr der wichtigste Mensch in ihrem Leben, wie sie ihm früher immer versichert hatte. Nun ja, jedenfalls gleich nach Kelly, hatte sie stets lachend hinzugefügt, aber Kelly sei ja schließlich noch ein Kind und brauche sie mehr als er. Manchmal war Brendan sogar eifersüchtig gewesen auf Dominos enges Verhältnis zu ihrer gemeinsamen Tochter – es erschien ihm ein wenig ungerecht, wo doch er derjenige gewesen war in Kellys ersten Lebenswochen, der sich hingebungsvoll um das Baby gekümmert und dafür gesorgt hatte, dass es irgendwie weiterging. Dominique war ihm deshalb auch dankbar, wie sie nicht müde wurde, ihm zu versichern. Ihre Dankbarkeit war so groß, dass sie ihm sogar sein kleines Techtelmechtel mit Miss Valentine verzieh, wie Dominique Laura Kingston immer genannt hatte. Es war eine kurze, belanglose Affäre, und entsprechend groß war sein Entsetzen, als seine Frau die SMS auf seinem Handy entdeckt hatte, weil er befürchtete, nun möglicherweise alles zu verlieren. Also hatte er von da ab das Spiel mitgemacht. Gewiss, am Ende war er trotzdem gescheitert, als er sein Vermögen in den Sand gesetzt hatte. Aber wenigstens hatte er es nicht einer rachsüchtigen Ehefrau abtreten müssen.
Brendan hörte auf, über die Vergangenheit nachzugrübeln, und besann sich stattdessen auf die unmittelbare Zukunft. Nach ihrem Termin am Vormittag in der Harcourt Street hatte Ciara ihm mitgeteilt, dass er wahrscheinlich vor dem Obersten Gericht werde erscheinen müssen, da seine Gläubiger, denen er persönliche Haftung zugesichert hatte, auf Zahlung drängten, auch wenn einige unter ihnen durch die Veräußerung seiner Vermögenswerte zumindest teilweise abgefunden worden waren. Seine Rechtsanwältin war der Ansicht, dass es möglicherweise gelingen könnte, auf der Basis von Brendans Ressourcen einen Vergleich auszuarbeiten. Leider könne sie immer noch nicht die Möglichkeit einer strafrechtlichen Verfolgung und
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