Bis das Glück mich findet
handelte es sich eindeutig um eine postnatale Depression, unter der eine von zehn frischgebackenen Müttern litt, eine ernst zu nehmende Krankheit, für die es ärztliche Hilfe gab. Er wollte dafür sorgen, dass sie psychologische Betreuung erhielt, was sehr hilfreich für sie wäre, weil sie dann sehen würde, dass sie nicht die Einzige war, der es so ging. Zusätzlich verschrieb er ihr ein Antidepressivum. Die volle Wirkung des Medikaments würde sich erst nach ein paar Wochen zeigen, meinte er, aber danach wäre sie wieder ein anderer Mensch, versprochen. Dominique nahm das Rezept und steckte es in ihre Handtasche.
»Kopf hoch, Dominique. Es wird Ihnen bald besser gehen«, sagte Dr. Stevenson. »Sie können mir das wirklich glauben.«
Sie glaubte ihm nicht. Sie glaubte überhaupt nichts mehr, was irgendjemand ihr erzählte. Aber weil Greg sie darum gebeten hatte und weil sie Greg vertraute, würde sie tun, was immer man von ihr verlangte.
Kapitel 8
D er Lärm überschritt den gesetzlich festgelegten Höchstwert. Selbst von dem Schlafzimmer im ersten Stock aus, das auf die Straße hinausging, konnte Dominique das fröhliche Kreischen hinten im Garten hören, wo Kelly und ihre Freundinnen wie die Wilden herumtobten. Unglaublich, dachte Dominique, dass zehnjährige Mädchen so ein Geschrei veranstalten können. Sie musste an zeternde Elstern denken, so, wie diese Gören sich lautstark und schrill miteinander unterhielten.
Das ging nun schon seit zwei Stunden so, und Dominique war in den ersten Stock geflüchtet, um diesem Tollhaus für eine Weile zu entgehen. Linda und Cherise, zwei Nachbarinnen von Dominique, deren Töchter überdies Kellys beste Freundinnen waren, waren derweil im Garten geblieben, um ein Auge auf die Hüpfburg zu haben und die Ecke mit der Gesichtsbemalung für die kleineren Kinder und um insgesamt ein Minimum an Ordnung aufrechtzuerhalten, damit die Geburtstagsparty nicht außer Kontrolle geriet. Dominique genoss es sehr, dass ihr neues Haus in Terenure, einem Vorort im Süden von Dublin, so einen großen Garten hatte. Es bot den kleinen, vor Energie strotzenden Geburtstagsgästen genügend Platz, um sich richtig auszutoben.
In Gedanken nannte Dominique es immer noch »das neue Haus«, obwohl seit ihrem Umzug nun schon einige Jahre vergangen waren. Brendan war eines Abends heimgekommen und hatte sie regelrecht überrumpelt. So eine Gelegenheit dürften sie sich nicht entgehen lassen, meinte er.
»Aber ich dachte, es gefällt dir hier«, antwortete sie lahm. »Jetzt, wo wir endlich alles so umgebaut und eingerichtet haben, wie wir es haben wollten.« Ihr Blick wanderte durch die Küche – sie war jetzt viel größer als damals bei ihrem Einzug, weil Brendan zum Garten hin einen Anbau angefügt hatte, der sich über die gesamte Breite des Hauses erstreckte. »Wir wären ja dumm, wenn wir jetzt wieder umziehen würden.«
»Das neue Haus ist ein wahnsinniges Schnäppchen, weil man ein bisschen Arbeit hineinstecken muss«, erklärte Brendan. »Und die Nachfrage nach Häusern in dieser Ecke ist enorm.«
»Wie viel muss man hineinstecken?« Dominique war sich bewusst, dass Brendans Vorstellung von »ein bisschen Arbeit« sich erheblich von der ihren unterschied. Für Brendans Begriffe war der Anbau eine Lappalie gewesen. Für Dominique war der Umbau, der zwei Monate in Anspruch genommen hatte, ein einziger aussichtsloser Kampf gegen Staub, Dreck und Presslufthämmer gewesen (wobei sie gelegentlich um ihre geistige Gesundheit gebangt hatte).
»Einiges«, gab er zu, »aber deshalb bekommen wir es ja zu diesem wahnsinnig günstigen Preis«, fügte er schnell hinzu, als er ihre Miene sah. »Es ist die Gelegenheit, eine fantastische Immobilie in einer wirklich hervorragenden Lage zu erwerben, und wir wären verrückt, wenn wir uns diese Chance durch die Lappen gehen ließen.«
Brendan war mit ihr hingefahren und hatte ihr das Haus gezeigt, einen viktorianischen Backsteinbau mit einem länglichen, schmalen, nach Süden ausgerichteten Garten, in dem hohes Gras und Buschwerk den Pfad zu einem verfallenen Gartenhäuschen überwucherten. Jeder Mut hatte sie verlassen beim Anblick dieses verwilderten Gartens und der herunterhängenden Tapeten und abgeblätterten Farbe in den hohen Räumen des Wohngebäudes, doch Brendan hatte ihr nur immer wieder erklärt, sie müsse über das wuchernde Unkraut und die zersprungenen Fensterscheiben einfach hinwegsehen und sich vorstellen, wie es aussehen
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