Bis das Glück mich findet
selbstverständlich jederzeit anrufen könne. Er habe sicher Besseres zu tun, als sich in seiner Freizeit um seine Schwägerin zu sorgen, hatte sie lachend erwidert. Er mache sich überhaupt keine Sorgen um sie, lautete Gregs Antwort. Er wollte nur, dass sie wusste, dass sie jederzeit auf ihn zählen konnte.
Brendan war überglücklich, als er an jenem Abend heimkam und Dominique auf dem Sofa sitzen sah, das Baby im Arm, mit frisch gewaschenem Haar, das nach Apfelshampoo duftete und im Schein der indirekten Beleuchtung glänzte. Sein Blick wanderte durch das Wohnzimmer, das sauber und aufgeräumt war, bis auf die Stofftiere, die überall herumlagen. Brendan lächelte ihr zu, sie lächelte zurück, erst scheu, dann richtig breit. Woraufhin das Baby ebenfalls ein Glucksen ausstieß.
Doch am nächsten Morgen waren die dunklen Wolken wieder aufgezogen, und Dominique fand den Gedanken aufzustehen einfach unerträglich und brach in Tränen aus, weil sie sich nun doch nicht in die perfekte Ehefrau und Mutter verwandelt hatte; sie war immer noch die alte Domino, unfähig und zu nichts nütze. Als Brendan abends heimkam, briet sie ihm einfach ein paar Spiegeleier und schob Tiefkühlpommes in den Backofen und ignorierte die Enttäuschung auf seinem Gesicht. Und im Haus herrschte die gleiche Unordnung wie früher.
Später, als die guten Tage die schlechten allmählich verdrängten, die dunklen Wolken langsam heller wurden, sich in lichte Grautöne verwandelten und nach und nach verschwanden, erzählte Brendan ihr, dass er an dem Zustand der Küche ihre seelische Verfassung erkennen könne. Beschämt bat sie ihn um Verzeihung, beteuerte, wie sehr sie es bedauere, ihm so viele Probleme bereitet, ihm das Leben so schwer gemacht zu haben. Ein dunkler Schatten huschte über Brendans Gesicht, dennoch beruhigte er sie, sie solle sich deswegen keine Gedanken machen. Sie sei krank gewesen. Sie könne nichts dafür. Und so ignorierte Dominique die leise Beklommenheit, die sein düsterer Gesichtsausdruck in ihr wachgerufen hatte, und sagte sich, dass sie die Talsohle bereits hinter sich hatten und es nun wieder aufwärtsging mit ihnen. Kelly war die beste Tochter auf der Welt, und Dominique liebte sie, und sie liebte Brendan. Nicht alles, was in der Vergangenheit schiefgelaufen war, ließ sich wieder in Ordnung bringen, aber immerhin konnte sie sich auf die Zukunft freuen.
Dennoch war da diese leise permanente Angst in ihr, seit sie damals in ihrer grauen Phase ein Telefongespräch mitbekommen hatte, an das sie seitdem immer wieder denken musste. (Dominique hatte die Monate ihrer Depression in drei Phasen eingeteilt: die schwarze Phase, wo alles nur noch schrecklich gewesen war, sodass sie nicht mehr wie ein normaler Mensch funktionieren konnte; die graue Phase, wo die Wolken sich lichteten, sich jedoch nicht ganz verzogen, wo sie über mehrere Stunden hinweg befreit war von diesem Gefühl unsäglicher Verzweiflung, jedoch ständig damit rechnen musste, dass es sie wieder packte; und die blaue Phase, wo sie sich über Wochen hinweg gut fühlte, aber irgendwann plötzlich ohne ersichtlichen Grund in Tränen ausbrach.)
Sie hatte damals im Wohnzimmer gesessen und teilnahmslos auf den Fernsehschirm gestarrt, als das Telefon klingelte. Brendan nahm den Anruf entgegen, obwohl das Mobiltelefon direkt neben ihr auf der Couch lag. Er nahm es und ging damit in die Küche, dennoch bekam sie mit, was er sagte.
»Glaub mir, das habe ich mir anders vorgestellt«, hörte sie Brendan sagen und registrierte seinen ärgerlichen Ton. »Ich habe sie geheiratet, weil ich sie liebte, sie war schwanger, und ich dachte, das kriegen wir schon hin. Aber jetzt pack ich es einfach nicht mehr, selbst wenn es außer ihr keine andere Frau auf der Welt gäbe. Wenn ich abends heimkomme, weiß ich nie, was mich erwartet. Ich muss immer damit rechnen, dass das Haus wieder aussieht wie ein Schweinestall und sie nur dahockt und heult.« Es folgte Schweigen, während Brendan seinem Gesprächspartner, wer immer es war, zuhörte, dann fuhr er fort: »Niemand würde so was wollen oder erwarten, das kannst du mir glauben. Ich bin den ganzen Tag draußen, reiß mir den Arsch auf. Also, ein Gutes hat die Sache ja – weil ich nie weiß, was mich daheim erwartet, schufte ich von morgens bis in die Nacht hinein, und die Firma wird dabei von Tag zu Tag größer! Ich bin jeden Abend so fix und fertig, dass es mir gar nicht mal so viel ausmacht, wenn sie mich nicht ranlässt, wie
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