Bis das Glück mich findet
so furchtbar aufgeregt, das ist alles«, entgegnete Dominique. »Es ist ihre erste richtige Geburtstagsparty.«
»Das sehe ich.« Evelyn beäugte die Horde der lachenden, kreischenden Kinder, die sich auf der Hüpfburg vergnügten.
»Sie hat es verdient.«
»Ich will damit nicht sagen …«
»Evelyn.« Seamus legte begütigend die Hand auf den Arm seiner Frau. »Ist schon gut.«
Evelyn zögerte, dann nickte sie.
»Was wollt ihr denn trinken?«, fragte Dominique. »Dad, für dich hätte ich Bier da. Und es gibt Limonade und verschiedene Säfte.«
»Ich nehme ein Bier«, sagte Seamus.
»Und für mich Orangensaft.«
Dominique gab ihrem Vater eine Flasche Harp und schenkte für Evelyn ein Glas Orangensaft ein. Für einen kurzen Moment streiften sich ihre Hände, als sie ihrer Mutter das Glas reichte. Dominique spürte, wie sie sich bei der Berührung verkrampfte. Sie gab sich wirklich alle Mühe, mit Evelyn gut auszukommen. Es war wichtig sowohl für sie selbst als auch Kelly zuliebe.
»Wie geht es Gabriel?«, fragte Dominique.
Evelyns Augen leuchteten auf. »Er kommt nächsten Monat und will für ein paar Tage bei uns bleiben. Für ihn ist es ein kleiner Erholungsurlaub, und wir freuen uns sehr, ihn mal wiederzusehen.«
Nach seiner Priesterweihe hatte Gabriel eine Zeit lang in Dublin gearbeitet, doch vor fünf Jahren war er in eine abgelegene Pfarrei im Norden Donegals, der nördlichsten Grafschaft Irlands, versetzt worden. Dominique hatte ein paarmal mit ihm telefoniert, aber nun schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört.
Auch Gabriel hatte sich bemüht, ihr während ihrer Depression zu helfen. Er war zu ihr ins Haus gekommen, aber Dominique hatte seine Hilfe zurückgewiesen. Er könne schlichtweg nicht wissen, was sie fühle, und deshalb könne er ihr auch nicht helfen, und dann hatte sie ihm vorgeworfen, dass er völlig realitätsfremd sei. Gabriel hatte ihr angeboten, wenigstens für sie zu beten, woraufhin Dominique nur bitter aufgelacht hatte. Aus welchem vernünftigen Grund sollte Gott, wenn es ihn denn gab, zulassen, dass sie derartige Gefühle entwickelte?, wollte sie von Gabriel wissen. Und Gabriel hatte ihr darauf keine befriedigende Antwort geben können.
Gabriel war jedoch bei Kellys Taufe dabei gewesen und hatte dem Pfarrer bei der Zeremonie assistiert, ein Ereignis, an das sich Dominique jedoch nur schwach erinnern konnte. Sie nahm zu der Zeit ein Antidepressivum, und alle hatten ihr Komplimente über ihr Aussehen gemacht, doch Dominique hatte das Gefühl gehabt, komplett neben sich zu stehen.
Dominique hatte sich auch bei der Namensgebung für ihre Tochter herausgehalten. Brendan hatte den Namen schließlich allein ausgesucht, weil Dominique zu der damaligen Zeit das Kind immer nur »Baby« nannte. Brendan hatte ihr eine ganze Reihe möglicher Namen vorgeschlagen, doch Dominique hatte immer nur mit der Schulter gezuckt und gemeint, er könne das Kind nennen, wie er wolle. Brendan hatte sich schließlich für Kelly entschieden, weil das der Mädchenname seiner Mutter war. Bis sie dann endlich dazu kamen, ihre Tochter taufen zu lassen, hatten sich Brendan und auch Dominique so an den Namen gewöhnt, dass sie nicht auf die Idee kamen, einen anderen zu suchen. Und wenn auch die Tauffeier irgendwie an Dominique vorbeigegangen war, so hatte sie doch mitbekommen, wie Evelyn Gabriel zuflüsterte, sie habe gehofft, in der Geburtsurkunde ihrer Enkelin würde ein etwas traditionellerer Name stehen. Ein hübscher Heiligenname wäre doch angebracht gewesen.
»Du solltest mal wieder zu uns kommen und uns besuchen.« Evelyns Stimme verdrängte Dominiques Erinnerungen an Kellys Taufe.
Sie nickte.
»Ich ruf dich an, wenn Gabriel da ist.«
Dominique nickte erneut. Ihre Aufmerksamkeit galt wieder dem Geschehen im Garten, wo Kelly und drei andere Kinder ganz oben im Klettergerüst herumturnten. Kelly, mit windzerzausten Haaren, lachte glücklich und streckte beide Arme in die Luft.
Sie war ein hinreißend schönes Kind. Dominique konnte sich nicht sattsehen an ihrem rotgoldenen Haar und den haselnussbraunen Augen, die mit dem herzförmigen Gesicht eine perfekte Harmonie bildeten, sodass jeder, der sie zum ersten Mal sah, unwillkürlich ausrief, wie hübsch sie sei. Während sie fasziniert ihre Tochter beobachtete, fragte sich Dominique wieder einmal vergeblich, wie es vor zehn Jahren hatte sein können, dass sie ihren Anblick nicht ertrug.
»Womit ist Brendan derzeit beschäftigt?«, wollte
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