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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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sich ermahnte. Es fiel ihr schwer, sich zurückzuhalten, aber es musste wohl sein, da sie auf jeden Fall vermeiden wollte, dass er sie für eine nörgelnde, nervende Ehefrau hielt.
    Dennoch lag sie noch eine ganze Weile unruhig und sorgenvoll im Bett, als unten plötzlich die Haustür aufgesperrt wurde und sie Brendans Schritte auf der Treppe hörte. Gewöhnlich rief sie seinen Namen, wenn sie bei seiner Heimkehr noch wach war, denn wenn er nichts von ihr hörte, schlief er in dem Schlafzimmer auf der anderen Seite des Korridors, damit er sie nicht störte. Aber diesmal blieb sie still, denn sie war sauer auf ihn, weil er ihr Stress bereitet hatte an einem Tag, der ihr viel bedeutete, und weil er, obwohl er fast sicher zugesagt hatte, nicht bei ihrem Gartenfest erschienen war. Als sie hörte, dass er die Tür zu dem anderen Schlafzimmer öffnete, drehte sie sich auf die andere Seite, zog die Decke hoch und schlief fast augenblicklich ein.
    Dominique hatte nach Kellys Geburt jahrelang einen unruhigen Schlaf gehabt, doch seit sie in Atlantic View eingezogen waren, schlief sie viel besser, selbst in den Nächten, in denen Brendan nicht zu Hause war. Das wunderte sie anfangs, sie hatte befürchtet, sie würde kein Auge zutun, so allein in einem abgeschiedenen Haus. Doch durch die hohen Mauern und die elektronisch gesicherten Tore und die ausgeklügelte, hochwertige Alarmanlage fühlte sie sich so sicher, dass sie nicht bei jedem Knarren einer Bodendiele aus dem Bett sprang und auch wieder einschlafen konnte, wenn sie mal mitten in der Nacht durch ein Geräusch geweckt worden war. Außerdem hatte Atlantic View selbst eine beruhigende Wirkung auf sie, sodass sie sich nur selten gestresst ins Bett legte.
    Und so hatte sie kein Problem, nach Brendans Heimkehr einzuschlafen. Doch etwa gegen drei Uhr erwachte sie plötzlich und spürte, wie ihr Herz heftig klopfte. Sie hatte keine Ahnung, weswegen sie aufgewacht war, und blieb ein paar Minuten lang stocksteif liegen. Sie spielte mit dem Gedanken, in das andere Schlafzimmer zu Brendan zu gehen und sich an ihn zu kuscheln, doch dann tat sie diesen Einfall als kindisch ab. Außerdem würde er wahrscheinlich schnarchen, dass die Wände wackelten, und das war tatsächlich das Einzige, was hier in Atlantic View gelegentlich ihren Schlaf beeinträchtigte. Sie schloss die Augen und schlummerte nach einer Weile wieder ein. Diesmal schlief sie durch bis kurz nach acht, als sie aufstand und die Vorhänge beiseiteschob, um die Morgensonne hereinzulassen. Sie hielt es nicht für nötig, einen Blick in das Zimmer gegenüber zu werfen, um nach Brendan zu sehen, das würde ihn nur aufwecken. Brendan brauchte seinen Schlaf, denn er war zwei Wochen lang ständig auf Achse gewesen. (Inzwischen hatte sie ihm verziehen, dass er sich am Abend zuvor nicht gemeldet hatte, und ein schlechtes Gewissen, weil sie in ihrem Egoismus erwartete, er solle sich nach ihrem Plan richten, obwohl er doch offensichtlich vor Arbeit nicht mehr aus noch ein wusste.)
    Sie ging nach unten, kochte Tee und röstete Toastscheiben, die sie mit der fruchtigen Marmelade bestrich, die sie einmal im Monat in Deirdre Sullivans Bioladen kaufte, ein paar Kilometer weiter landeinwärts. Sie trug ihr Frühstück hinaus auf die Terrasse, die sich an die Küche anschloss, und dachte, dass sie wohl wieder einen strahlend schönen Sommertag bekommen würden. Sie konnte sich gut vorstellen, den lieben langen Tag faul im Garten zu liegen, doch sie wusste, sie konnte nicht richtig entspannen, solange sie nicht die Spendeneinnahmen der gestrigen Gartenparty zur Bank gebracht und einen Termin mit der Krankenhausverwaltung vereinbart hatte. Widerstrebend ging sie ins Haus zurück und in ihr Badezimmer. Nachdem sie geduscht hatte, zog sie ein schmal geschnittenes weißes Baumwollkleid an, das ihre Figur betonte, steckte die Haare hoch, damit ihr Nacken schön kühl blieb, und schlüpfte in leuchtend pinkfarbene Sandalen. Als sie ihr Spiegelbild in dem Standspiegel im Schlafzimmer betrachtete, fand sie, dass man sie – wenn man nicht allzu genau hinschaute – gut und gerne für Anfang dreißig halten konnte, auch wenn sie in Wirklichkeit auf die vierzig zuging. Als Teenager waren ihr vierzig Jahre steinalt vorgekommen. Evelyn war mit vierzig bereits stark gealtert gewesen, sowohl vom Wesen her als auch körperlich. Eigentlich, dachte Dominique, hatte Evelyn immer wie eine ältere Frau gewirkt. Na, wenigstens hast du es geschafft, nicht so wie

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