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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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schwerer als der erste Typ. Ihre Haut hatte die Farbe von Ahornsirup in einem Glas, das im Schatten steht.
    Ich antwortete darauf, indem ich die Aktentasche auf den Bürgersteig stellte.
    »Was?«, fragte ein sehr großer, graubrauner Mann. Er trug ein zugeknöpftes, kurzärmliges rotes Hemd.
    »Was immer Sie wollen«, erwiderte ich.
    Drohungen machen immer ein wenig verrückt. Das ist der Überlebenswille aus meiner Kindheit, der mir in den Arsch tritt – und allen anderen in meiner Nähe auch.
    »He, Mann«, drohte ein Kerl, der groß und schwer war.
    Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Entschuldigung.« Diesmal klangen die Worte freundlich und feminin.
    Ein Blick nach rechts offenbarte mir Shawnas Gesicht – von Make-up und Verachtung in der Gestalt spöttelnder Sexualität befreit. Chrystal trug ein ausgewaschenes babyblaues T-Shirt und eine weite kurze Sporthose.
    »Kennen Sie diesen Mann, Miss Murphy?«, fragte die Frau aus der Gruppe der Bürgerwehr.
    »Das ist nicht Melvin«, antwortete Chrystal Chambers-Tyler.
    »Ms. Murphy?«, fragte ich. »Mein Name ist Clayton Adams von der Kinderfürsorge New York. Ich bin hier wegen der Kinder Ihrer Schwester Shawna.«
    Diese Erklärung ließ ihr keinen Ausweg. Sie holte tief Luft, fast wie vor Schreck, und sagte dann: »Kommen Sie … kommen Sie herein, Mr. Adams.«

37
    Das Wohnzimmer war klein, und Sonnenlicht fiel auf die Holzdielen und das überwiegend antikweiße Mobiliar. Sofa und Sessel waren elfenbeinfarben gepolstert, der niedrige Beistelltisch und das Bücherregal mit gerade mal sieben Büchern waren aus unbehandelter Esche. Auf dem Tisch stand eine mit einem echten Korken versehene Flasche Rotwein, daneben ein elegantes, unbenutztes Glas.
    »Setzen Sie sich, Mr. Adams« sagte Chrystal Chambers-Tyler, in dieser Gegend bekannt als Miss Murphy.
    Ich war müde, müde der falschen Namen, der Lügen, des allgemeinen Versteckens.
    Ich setzte mich in den Polstersessel und stellte die Aktentasche neben meinem rechten Knöchel auf den Holzboden. Dann hob ich die Hände und spreizte die Finger.
    »Ich heiße Leonid McGill, Mrs. Tyler«, fing ich an, »und ich sage Ihnen hier und jetzt, ich habe genug davon, zu lügen und angelogen zu werden.«
    Ihren Namen zu hören versetzte ihr einen Schrecken, der schnell Resignation wich. Der Blick besagte: Wenn er mich töten will, dann bin ich tot.
    »Eine Frau kam in mein Büro und behauptete, Sie zu sein«, fuhr ich fort. »Sie sah Ihnen sehr ähnlich. Sie sagte mir, ihr Gatte wolle sie umbringen. Ich nehme an, sie meinte damit, Ihr Gatte wolle Sie umbringen. Jedenfalls bin ich zu ihm gegangen, und er wirkte überrascht, allerdings erst nachdem er mir hatte weismachen wollen, ein anderer Typ, der ihm sehr ähnlich sah, sei der richtige Cyril Tyler.«
    Chrystal saß in tadelloser Haltung auf dem weißen Sofa. Ihr Gesicht verriet keinerlei Regung.
    »Geht es wirklich um Fatima und die anderen?«, wollte sie wissen. »Oder war das auch eine Lüge?«
    Während sie dies sagte, fuhr ihr ein leiser Schauder über den Rücken, bis hin zum Kopf.
    »Ich bin zu einer Kommune auf der Avenue D gegangen, wo Shawna, Ihre Schwester, leben sollte. Sie selbst war nicht da, aber die Kinder wurden dort gegen ihren Willen festgehalten. Ich habe sie dort rausgeholt, und sie erzählten mir etwas über einen Mann, der ihre Mutter zum Schlafen gebracht hätte, und dass dann dieser Berija und seine Freunde sie begraben hätten.«
    »Ist sie tot?« In diesem Augenblick hätte Chrystal Fatima sein können. So unschuldig klang die Frage.
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte ich. »Aber ich habe die Kinder an einen sicheren Ort gebracht. Ich habe sie gefragt, was sie wollen, und sie haben erklärt, sie wollen bei Ihnen sein.«
    Ich bemühte mich sehr, bei der Wahrheit zu bleiben, soweit ich sie überhaupt kannte, aber zuzugeben, dass ich von dem Mord wusste, war weiter, als ich gehen wollte.
    »Glauben Sie, das Shawna tot ist?«
    »Wie schon gesagt – ich weiß es nicht. Aber es gibt keine Spur von ihr, und ihre Kinder waren allein in der Kommune.«
    Trauer huschte ihr übers Gesicht wie ein Geist.
    »Ist …«, sagte sie und zögerte. »Ist die Polizei involviert?«
    »Ich dachte, es wäre besser, ich komme erst zu Ihnen.«
    »Warum?«
    »Ihre Schwester hat eine Anzahlung von zwölftausend Dollar geleistet«, erklärte ich. »Ich weiß, dass die beiden früheren Frauen Ihres Mannes unter fragwürdigen Umständen ums Leben gekommen oder

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