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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Hand lag auf der Pistole in der Tasche, in meinen Ohren ein hoher Pfeifton, der Raum fühlte sich an, als würde er durchs All geschleudert, und ich stand für einen Augenblick da und konnte weder vor noch zurück. Ich war der Verurteilte, der aus einem Traum erwachte, in dem er sein Todesurteil vergessen hatte, ein Feuerwehrmann, den der Alarm wach schrillte.
    Mr. Peters trug Cowboystiefel, ein protziges Hemd, das lila sein wollte, sich dann aber auf Braun einigte, und einen Strohhut, der lackiert zu sein schien.
    Ich hasse Cowboys, ich hasse sie einfach.
    »Mr. McGill?«, fragte Mardi, als ich mich weigerte, mich wie ein normales menschliches Wesen zu benehmen.
    Ich atmete durch die Nase tief ein.
    »Ähm«, machte ich auf der langen Reise zurück zur geistigen Gesundheit.
    Ich ließ die Waffe los und zog die Hand aus der Tasche.
    Ich atmete aus und fragte: »Mardi, ist es nicht Zeit für dich, nach Hause zu gehen?«
    Sie antwortete nicht darauf. Das kam wohl daher, weil ich noch nicht wie ich selbst klang. Ich hatte beschlossen, meine Aufregung in die Unterhaltung einfließen zu lassen.
    »Guten Tag, Mr. Lamont«, sagte ich. »Folgen Sie mir.«

45
    Ich ging voraus ins Allerheiligste. Nachdem ich Lamont auf einem blauen Besuchersessel hatte Platz nehmen lassen, machte ich es mir hinter dem Ebenholzschreibtisch bequem und lächelte. Das Blut pochte mir noch immer im Hirn.
    »Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte er, und die langgezogene Aussprache war noch ein wenig deutlicher als bei unserem letzten Gespräch.
    »Betriebsgeheimnis«, antwortete ich, zog die Schultern hoch und lehnte mich zurück. »Was kann ich für den unehelichen Halbbruder von Mr. Cyril Tyler tun?«
    »Ich bin in Cincinnati geboren«, begann er, so als hätte ich ihn nach seiner Herkunft gefragt. »Bin aber als Kind nach Texas gezogen. Ich hab außerhalb von Dallas als Cowboy gearbeitet, aber das habe ich vor acht Jahren an den Nagel gehängt, um nach New York zu kommen. Wollte wohl ein einfacheres Leben führen, nehme ich an. Wissen Sie, wenn Sie es im Rodeo schaffen, schaffen Sie es überall.«
    In Lamonts Worten lag eine gewisse Aggressivität. Wahrscheinlich erwartete er, dass mich die abwertende Bemerkung zu meiner Stadt beleidigen könnte und ich Angst vor seiner offenkundigen körperlichen Überlegenheit hätte. An seine Körperhaltung konnte man erkennen, dass er davon ausging, seine natürliche Kraft würde mich einschüchtern.
    Ich fragte mich, ob seine Vermutungen auf etwas anderem beruhten als bockigen Broncos.
    »Warum sind Sie hier?«, fragte ich.
    »Sie haben der Schwuchtel erzählt, Sie hätten Informationen über Chrystal«, sagte er, ein weiterer wahlloser Schuss, um mich zu ärgern. »Cyril hat mich geschickt, um herauszufinden, was Sie wissen.«
    »Wie sagt man so schön in Hollywood?«, entgegnete ich. »Ich spreche nur mit dem Star, nicht dem Double.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis die Bedeutung meiner Worte durch den Verstand des Cowboys gesickert war. Ich sah zu, wie sein ausdrucksloses Gesicht sich zu etwas Saurem verzog. Er grinste verächtlich, sah zur Tür hinter sich und zu seiner Rechten und wandte sich dann wieder mir zu.
    »Sie werden mit mir reden«, versprach er.
    Bewundernswert, welch düsteren Ton Lamont in seine Worte legen konnte. Fast wollte ich erschrocken sein. Er war es gewohnt, in Situationen wie dieser hier die Oberhand zu haben, aber ich hatte keine Zeit für ein Tänzchen mit ihm.
    Der Fall entglitt mir langsam. Jeder Schritt auf eine Lösung zu brachte mich weiter weg von einer Lösung. Das Einzige, was ich genau wusste, war, dass drei Frauen tot waren und dass diese drei Frauen entweder mit Cyril verheiratet gewesen waren oder so getan hatten. Ich war mir ziemlich sicher, dass Cyril diese Morde nicht selbst in Auftrag gegeben hatte, zumindest nicht alle drei, also gab es da draußen einen Mann, der die Attentate durchgeführt haben musste – möglicherweise ein Mann namens Bisbe.
    »Ich denke nicht, Mr. Lamont«, erwiderte ich. »Cyril Tyler hat mir nicht gesagt, dass ich Ihnen Bericht erstatten soll.«
    »Sie haben keine Wahl, Mr. McGill.«
    In diesem Augenblick nahmen meine Gedanken einen Umweg, den man für einen Fehlschluss hätte halten können. Als ich in diese Bürosuite gezogen war, hatte ich die Räume von einem Musikstudioprofi völlig schalldicht ausstatten lassen. Wände, Tür, Decke und Boden – selbst die Fenster waren zur Lärmverminderung doppelverglast.
    »Wir haben immer

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