Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
nackten Modigliani-Schönheit heraus, trug es zu dem schalldichten Raum und nahm Hammer und Nagel, um es über dem Einschussloch an der Wand zu befestigen.

46
    Ich hatte gerade einen Schritt zurück gemacht, um die gelbbraune Frau mit dem langen Hals und den Mandelaugen zu bewundern, als das Diensttelefon klingelte. Ich ließ es sechsmal läuten, bevor der Anrufbeantworter auf Mardis Schreibtisch anging. Die gemalte Lady schien mir von ihrem Blatt aus zuzublinzeln.
    Noch immer pochte mein Herz vor heftigen Vorahnungen.
    Das Handy auf meinem Schreibtisch gab Harfenklang von sich, so als würde Harpo Marx spielen – der Savant, Komödiant und vielleicht auch patriotische amerikanische Spion.
    »Hi, Mardi.«
    »Alles in Ordnung, Mr. McGill?«
    »Bestens.«
    »Hat Mr. Peters, Mr. Lamont, meine ich, Ihnen Ärger gemacht?«
    »Er hat es versucht, aber ich konnte ihn davon abbringen.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Das hast du schon gefragt.«
    »Kann ich weiterarbeiten?«
    »Es ist spät. Geh heim.«
    »Aber …«
    »Geh nach Hause, Mardi. Es ist alles okay. Wirklich.«
    »Na gut.«
    »Ach, noch was, bevor wir auflegen.«
    »Ja?«
    »War Iran heute hier?«
    »Er ist um acht gekommen, und es gab nichts zu tun, also habe ich ihn um vier nach Hause geschickt. Er meinte, er würde in ein Fitnessstudio Downtown gehen und mit Bug arbeiten.«
     
    Ich brauchte eine Dreiviertelstunde, um mich langsam wieder auf Normalzustand zu bringen, zumindest zu dem, was in einem Leben wie dem meinen als normal galt.
    Ich hatte einen Job zu erledigen, mehrere Jobs, und war immer noch nicht entscheidend vorangekommen. Einen Cowboy zu demütigen war da keine Hilfe. Mit einer Klientin zu schlafen, während man gegen ihren Gatten ermittelte, war auch nicht viel besser.
    Cyril Tyler war Milliardär. Sein Anwalt hockte Vollzeit für sechshundert Dollar die Stunde auf seiner Veranda. Ich kam nicht so zu ihm durch, wie ich das bei jedem Kleinkriminellen und Dieb schaffen würde. Seine Art von Verbrechen wiesen Qualitätssiegel von Stadt, Staat und Bundesregierung auf. Er konnte mir am helllichten Tag mitten auf dem Times Square eine Kugel zwischen die Augen jagen und brauchte nicht eine Minute lang dafür im Knast zu sitzen.
    Das Handy brummte. Kein Bär, sondern ein argwöhnischer Pitbull.
    Ich grinste und ging dran.
    »Hi, D.«
    »Pops.«
    So hatte er mich schon seit Jahren nicht mehr genannt. Twill hatte diese Angewohnheit bei seinem größeren Bruder abgeschaut, aber Dimitri hatte das Wort ausrangiert, als Ödipus in seinem Herzen und seiner Seele Einzug hielt.
    »Wo bist du?«
    »Paris.«
    »Ich hätte nie gedacht, so etwas aus deinem Mund zu hören, mein Junge. Mein Sohn in Paris. Mannomann.«
    »Twill hat mir gesagt, ich soll dich besser mal anrufen. Ich hab die Sondernummer gewählt, die du uns gegeben hast. Ich hoffe, das ist okay.«
    »Hast du Ärger?«
    »Nein.«
    »Hat Tatyana Ärger?«
    »Grad nicht. Ihr Freund Vassily hat sich mit diesen Schmugglertypen eingelassen. Sie haben ihn geschnappt, aber Tatyana konnte abhauen. Sie hat mich angerufen, ich hab sie am Flughafen getroffen, und wir sind hierhergeflogen.«
    Ich schloss die Augen und fragte mich: Trug ich vielleicht eine himmlische Zielscheibe auf meinem kahlen Schädel?
    »Kannst du überhaupt Französisch, Junge?«
    »Mh-mh.«
    »Ist Tatyana da?«
    Das Telefon gab ein Rascheln von sich, dann sagte eine hübsche junge Stimme: »Hallo?«
    »Tatyana.«
    »Mr. McGill.«
    »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du meinen Sohn nicht in Todesgefahr bringen sollst.«
    »Ich war allein und pleite. Ich hab ihn nur gebeten, mir Geld zu schicken.«
    »Was hat dein Freund angestellt?«
    »Armeewaffen. Er hat sie in Nordafrika verkauft.«
    »Hast du mitgemacht?«
    »Ich wusste nicht mal was davon, bis wir hierhergekommen sind.«
    »Hast du mitgemacht?«
    »Nein.«
    »Lüg mich nicht an, Mädchen.«
    »Ich hab nicht mitgemacht. Ich bin mit seinen Freunden und ihm mal was trinken gegangen. Ich kannte die Männer, mit denen er gearbeitet hat, aber ich hab mit dem Waffenverkauf nichts zu tun.«
    Familie , hatte ich mal gelesen, der schnellste Weg in die Hölle.
    »Ich gebe dir eine Telefonnummer«, erklärte ich der Femme fatale, die wie eine Tochter für mich war. »Der Mann heißt Eric Pardon. Ich habe ihm mal einen Gefallen getan. Er schuldet mir was. Ruf ihn in einer Stunde an. Er wird tun, was nötig ist, um euch beide zum richtigen Zeitpunkt nach Hause zu schicken. Verstanden?«
    »Danke, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher