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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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überhaupt wahrnahm. »Was hast du gesagt?«
    »Hat Chrystal gesagt, du sollst nach Geld fragen?«
    »Nein, Mann. Chrystal liebt diesen Trottel. Chrystal ist verrückt. Weiß nicht mal, was gut für sie ist.«
    »Shawna?«, hakte ich nach.
    »Ich bin krank«, erklärte Tally und sah mir, plötzlich wach, in die Augen. »Werd ich sterben?«
    »Hat Shawna dich gebeten, um Geld für Chrystal zu bitten?«
    Als der Bursche ausatmete, klang das wie sein letzter Atemzug. Er stank auch so. Die Krankheit steckte ihm tief in Blut und Lunge, Haut und Augen. Er wurde ohnmächtig, und Juanita drückte mich mit der Schulter beiseite. Sie goss Alkohol auf ein weißes Handtuch und tupfte ihm damit das Gesicht ab.
    »Ein kranker Welpe«, erklärte Luke Nye. »Ich krieg es schon mit der Angst, wenn ich ihn nur so sehe.«
    »Der reiche Mann hat seine Schwester umgebracht, und wenn er das sagt, was ich glaube, dann könnte er der Nächste auf der Liste sein.«
    »Wenn ihn jemand umbringen will«, sagte Johnny, »dann sollte er sich besser beeilen, bevor der Junge das selber erledigt.«
    »Hat er irgendwelche Namen genannt?«, fragte ich Luke.
    »Nein, hat nur gesagt, irgendein Typ hätte seine Schwester umgebracht. Er meinte, es hätte in der Zeitung gestanden. Ich dachte, das solltest du vielleicht wissen.«
    »Danke.«
    »Lass uns über den Flur gehen«, meinte Luke.
    Johnny und ich folgten ihm.
     
    Zimmer 4C diente als Büro. Neben dem Fenster standen ein Schreibtisch und ein Stuhl aus Zedernholz und ein runder Ahorntisch mit fünf Stühlen mitten im Zimmer. Der Teppichboden war burgunderrot, die Wände champagnerfarben. Luke und ich setzten uns, Johnny brachte Gläser und eine Kristallkaraffe mit fünfzig Jahre altem Bourbon.
    »Was soll ich tun, LT?«, fragte Luke.
    Dies war eines jener Zimmer, in denen Entscheidungen getroffen werden, es gibt sie in ganz New York und auf der ganzen Welt. Hätte ich gewollt, dass sie Tally sterben ließen und ihn dann irgendwo begruben, wo man ihn niemals finden würde, dann wäre es so geschehen.
    »Ich möchte mit ihm reden, aber ich fürchte, es bringt ihn um«, erklärte ich.
    »Juanita könnte vielleicht was machen und ihn lang genug wach halten, um ein paar Antworten zu kriegen«, meinte Johnny, bevor er an seinem Glas nippte.
    »Nein«, entgegnete ich. »Nein. Ruft einen Krankenwagen und sagt, ihr hättet ihn vor der Tür gefunden. Sagt ihnen, er ist hier aufgetaucht und zusammengebrochen oder so. Steckt seine Papiere ein, wenn er welche hat, und lasst ihn von einem Arzt untersuchen. Bis er wieder wach wird, wenn überhaupt, ist die ganze Angelegenheit vorbei.«
    »Das ist alles?«, fragte Luke und streckte seine Schultern, um aufzustehen und zu gehen.
    »Noch was.«
    »Was denn?«
    »Johnny arbeitet für dich, richtig?«
    »Hm-hm.«
    »Was muss ich tun, damit ich ihn fragen kann, ob er einen Job für mich erledigt?« Eine heikle Frage. Leute wie wir müssen sich an gewisse Protokolle halten, wenn es um Geschäftsbeziehungen geht. Verrat war die schlimmste Sünde, die man begehen konnte, also stellte ich die Frage im Beisein von beiden.
    »Johnny ist ein freier Mann«, erklärte Luke und warf mir sein prähistorisches Lächeln zu.
    »Was brauchst du denn, LT?«, wollte Johnny Nightly wissen, der als Killer fast so gefährlich war wie Hush.
    »Könnte ein wenig riskant sein.«
    »Ach, und ich dachte, du bräuchtest einen Babysitter.«
    Wir drei grinsten, und Johnny schenkte nach.

44
    Johnny und ich tauschten Telefonnummern aus, dann begleitete er Luke hinunter in den Keller, wo die beiden Männer den Großteil ihrer Zeit verbrachten. Lukes Poolhalle war eine der exklusivsten an der Ostküste – für eine sehr ausgesuchte Klientel. Die größten Spieler der Welt kamen hierher, um auf seinen perfekt austarierten Tischen zu spielen. In diesem Raum wechselten jedes Jahr Millionen von Dollar die Besitzer, und sieben Prozent davon gingen ans Haus.
    Bevor ich aufbrach, schaute ich noch mal im Krankenzimmer vorbei, um zu sehen, wie es Tally ging. Er sah tot aus, aber er war es nicht, wie ich wusste, denn Schwester Juanita wischte ihm noch immer die Stirn mit Alkohol ab.
    Ich machte ein Geräusch, und Juanita blickte auf und durchbohrte mich mit einem Blick aus Augen, die schon mehr Tod und Leid gesehen hatten als so mancher Söldner. Trotz der wohl sechzig Jahre war sie noch immer schön.
    »Hat er noch andere Namen genannt?«, fragte ich.
    »Nur die, die Sie schon gehört haben.«
    »Wie stehen

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