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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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es ist laut, wie ein Schlachtfeld voller kreischender Affen, die sich durch einen Wirbelsturm kämpfen.«
    In der Nacht träumte Luke davon, dass irgendein Junkie sein Haus angesteckt hatte und das ganze Gebäude in seinen exklusiven Club gestürzt war. Er schickte Johnny los, um eine Gruppe von illegalen Bauarbeitern anzuheuern, die das Ganze innerhalb von vier Monaten renovierten. Nun lebten Arbeiterfamilien über der Poolhalle, und Johnny machte die Runde, um die Mieten zu kassieren und sicherzustellen, dass keine Brandgefahr herrschte.
    Ich ging die Stufen an den Frauen vorbei.
    »Guten Tag«, sagte ich höflich.
    » Hola «, erwiderte die eine, während die andere mich besorgt anlächelte.
    Ich bin ein recht furchteinflößender Kerl, vor allem, wenn man weiß, worauf man achten muss. Ob nun die Breite meiner Schultern oder die Narben auf den Knöcheln, jeder, der in einem Stadtteil lebte, wo die Menschen mit ihren Körpern arbeiteten, wusste, dass mein Geschäft Ärger war.
    Ich regte mich also nicht weiter über das Missbehagen der Frauen auf, sondern ging zur Haustür und drückte auf den Knopf für die Wohnung 4A.
    »Ja«, krächzte eine Stimme.
    »Ich bin’s, Luke«, sagte ich.
    »Komm rauf, LT.«
    Der Summer wurde betätigt, und ich drückte die Tür auf.
     
    Ich nahm drei Stufen auf einmal – wenn man kein professioneller Sportler ist, muss man sich seine Trainingseinheiten holen, wie sie kommen.
    Auf den ersten drei Etagen des Hauses befanden sich Einzelwohnungen für große Familien, das oberste Stockwerk war jedoch in kleine Studio-Apartments aufgeteilt, die ab und an von Lukes Freunden bewohnt wurden. 4A war die Wohnung, die Theodore ›Tally‹ Chambers bekommen hatte.
    Die Tür stand auf, also klopfte ich nicht.
    Das sonnige Zimmer war überwiegend weiß gestrichen. Vier Personen waren anwesend. Der große, schlanke Johnny Nightly, seine glänzende Schwärze ein Kunstwerk; Luke, mittelgroß, braune Haut, wie durch einen blaugrünen Filter betrachtet; eine alte Frau mit einer Hautfarbe wie Pekannussschalen; und Tally, der wohl fünf Kilo abgenommen haben musste, seit ich ihn vor ein paar Tagen gesehen hatte. Die Haut des Burschen sah aus, als sei gelbes Gewebe darübergelegt.
    Die Männer umstanden das Bett, in dem Tally lag. Die Frau saß daneben und legte dem kranken Kerl eine Kompresse auf die Stirn.
    »Luke«, sagte ich.
    Das Schlangengesicht sah mich an und nickte zu Johnny.
    »LT«, sagte Johnny. »Das hier ist Juanita Horn. Sie ist …«
    »Wie geht es dir, Juanita?«, fragte ich, um klarzustellen, dass eine Vorstellung überflüssig war.
    »Mr. McGill«, sagte sie, kümmerte sich aber weiter um ihren Schützling.
    Juanita Horn war in ihrer Jugend Krankenschwester auf Trinidad gewesen, und eine ziemliche Schönheit. Bell, ihr Mann, war ein grober Kerl, der Ärger mit dem Gesetz gehabt hatte und deshalb nach New York gekommen war. Juanita folgte ihm, und sie ließen es sich gutgehen, bis Bell eines Tages ein Messer in den Rücken bekam, von einer Frau, die nicht wollte, dass er zu Juanita zurückkehrte.
    Die Krankenschwester pflegte ihn so, wie sie all seine Freunde gepflegt hatte, wenn sie Wunden, Beulen und Brüche hatten. Bell erlag seinen Verletzungen, doch Juanita blieb und wurde für all jene zur Krankenschwester, die es sich nicht erlauben konnten, in der Notaufnahme ihren Namen zu nennen. Sie war so gut wie die meisten Ärzte, besser eigentlich, denn sie wusste, wann die Wunden und Krankheiten ihre Fähigkeiten überstiegen.
    »Der Junge hängt an der Nadel«, sagte Nightly leise. »Hat ’ne Hepatitis und wer weiß was noch alles. Das Fieber is schlimm. Wir wollten ihn zum Doktor bringen, aber Juanita meint, er wird nicht gleich sterben, und er sagt Dinge, die du vielleicht wissen willst.«
    Ich nickte, bedeutete, ich hätte verstanden, und ging zu Schwester Juanita. Sie verstand die Geste und machte mir Platz, damit ich mich neben den Burschen kauern konnte.
    »Tally«, sagte ich, als würde ich aus einem Nebenzimmer rufen.
    Er öffnete die Augen, und ich erschrak über das hellgelbe Strahlen darin.
    »Sie hat mich zu ihm geschickt«, sagte Tally, der vor Fieber fast den Verstand verlor. »Hat mich geschickt, um ihnen zu sagen, dass Chrystal Geld braucht, viel Geld, wenn sie ihren Teil vom Erbe aufgeben soll, wenn sie nicht wollen, dass sie zu den Cops geht.«
    »Hat Chrystal das gesagt?«, fragte ich.
    »Was?« Tally sah mich an, aber es war nicht zu erkennen, ob er mich

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