Bis dass ein Mord uns scheidet
heute nicht da ist, macht es keinen Spaß.«
»Kennst du Dominic?« Ich wandte mich wieder Linda zu und schob die Schachtel zur Seite. Mann, ich hatte wirklich die Nase voll davon, diese Katze durch die Gegend zu schleppen.
»Ja, klar. Er ist göttlich.«
Ich blinzelte. Ich hatte Linda noch nie so reden hören.
Göttlich? »Wieso?«
Ein neues Glitzern in ihren Augen ließ die Krähenfüße weicher erscheinen. »Er ist einfach großartig! Die Leute kommen von überall her, um seine kleinen Shows zu sehen, wenn er Kaffee macht! Er ist dafür berühmt. Hast du mal diesen Tom-Cruise-Film über den Barmixer gesehen? So ist er, er macht aus deiner Bestellung eine richtige Show. Und dann ist da die Smash-Herausforderung.«
Ich hatte Doms Foto in seinen Unterlagen gesehen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er mit Kaffee jonglierte, so wie Tom Cruise im Film Spirituosenflaschen herumgewirbelt hatte.
Es schien irgendwie gefährlich. »Was ist die Smash-Herausforderung?«
»Ein Kunde kann sich einen Kaffee ausdenken, also zum Beispiel …« Sie zog ihre Hände aus den Taschen und wedelte aufgeregt herum. »Kürbis-Eisfrappé. Wenn Dom die Zutaten dahat, dann mischt er ihn zusammen. Der Kunde bezahlt den Kaffee nur dann, wenn er ihm schmeckt. Am Wochenende kommen deswegen Unmengen von Leuten her. Ich kann nicht fassen, dass du noch nichts darüber gehört hast, Sam.«
Das hatte ich eigentlich schon. Ich hatte es nur nicht richtig eingeordnet. Vor allem, weil meine Mutter immer und immer wieder davon geschwärmt hatte. Anscheinend liebte die Immobilienbranche Dominic, und Smash Coffee auch. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Das Kätzchen begann, sich laut zu beschweren.
»Oh.« Linda lehnte sich vor, um in die Schachtel zu sehen.
»Was für ein süßes Kätzchen. Hast du es bei Eddie gekauft?
Eddie hat so eine schöne Tierhandlung«, kommentierte Linda.
»Er liebt Tiere einfach. Er hat schon mehrere Tiere in die Schule gebracht, damit die Kinder lernen, sich um sie zu kümmern. Er und Jan tun so viel für die Gemeinschaft.«
»Äh, das war Fayes Kätzchen.« Ich sah all die Frauen an, die nah genug hinter Linda standen, um kein Wort zu verpassen, und sagte: »Möchte irgendjemand eine Katze? Sie braucht ein gutes Zuhause.«
Sie waren alle weg, noch bevor ich den letzten Satz beendet hatte.
Ich blickte auf die kleine Katze. Sie sah aus wie ein Stück verbrannter Kohle, das zu einem verwischten Grau abgekühlt war. Vielleicht würde ich sie Kohle nennen. Aber das war ein Name für einen Kater.
Ich stellte die Schachtel ins Auto, ließ den Motor an und dachte über meine Möglichkeiten nach. Offensichtlich würde das Kätzchen noch eine Weile bei mir bleiben. Ich hatte inzwischen Magenkrämpfe vor Hunger. Ich legte den Rückwärtsgang ein und sah beim Zurücksetzen den Crazy-Chicken-Imbissladen an der Ecke des Parkplatzes. Sie hatten ein Drive-in. Perfekt.
Während ich ein fettiges, kalorienreiches, extrem ungesundes Brathähnchen mit Bergen von Tortillas mit Salsa bestellte, dachte ich über den Fall nach. Einiges sprach für Jim Ponn als Täter. Die Broschüre in Fayes Hand zum Beispiel. Jim hatte eine Druckerei und war wütend, außerdem hatte Linda gesagt, dass Faye erwähnt hatte, dass sie keine Kunden stehlen wollte.
Hatte Faye irgendwie seine Kundenliste in die Finger bekommen, oder hatte er Faye vielleicht erzählt, wer einige seiner Kunden waren? In diesem Fall hatte er einen triftigen Grund, wütend zu sein. Jim war groß genug, um eine Frau von Fayes Größe spontan zu erwürgen.
Ich fuhr langsam in der nachmittäglichen Schlange vor und dachte an Dominic Danger. Welchen Grund hätte er, Faye umzubringen? Ich hatte keine Ahnung. Mindy hatte gesagt, sie wären Freunde, aber kein Paar geworden. Tristan »die Schaufensterpuppe« Rogers wollte Dominic offensichtlich schützen. Warum? Er hatte Dominic zu gefühlsduselig genannt.
Was sollte das bedeuten? War Dominic von Gefühlen überwältigt worden und hatte Faye ermordet? Warum sollte Tristan Dominic beschützen? Die offensichtliche Antwort war: wegen des Ladens, der ihnen beiden gehörte.
Am Fenster der Essensausgabe fiel einem Jungen, der halb so alt war wie ich, mein Wagen auf. Sein Mund klappte auf und entblößte eine rotschwarze Zahnspange. Der Bird hatte heute das Hardtop mit den Bullaugen auf. »Geil.«
»Danke, wie viel macht das?«
»Hä?« Die Tüte mit meinem Essen hing in seiner großen Hand, während er das Auto
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