Bis die Daemmerung uns scheidet
von der Explosion tauben Ohren hohl und seltsam anhörte. »Du bist mein Stellvertreter, nicht mein Bodyguard.«
»Deine Bodyguards sind unpässlich«, sagte er. »Und mindestens einer davon kommt nicht wieder. Ich sehe an verschiedenen Stellen Teile von ihm liegen. Sei nicht töricht. Geh in Sicherheit.«
Kim und Mr Martin standen gerade auf. Kim hielt ihren Arm, als wäre er verletzt. Sie war von oben bis unten mit Asche bedeckt.
Amelie sah sie an und ihre Augen wurden schmal. Auch Oliver wandte den Kopf. Claire konnte sein Gesicht nicht sehen, merkte aber, dass sich seine Schultern anspannten.
»Wie sonderbar«, sagte Amelie. »Sie bittet um einen Tag in Freiheit und führt uns hierher. In den Tod, vermutlich.« Sie gab Mr Martin ein Zeichen. »Bringen Sie sie her. Sofort.«
Kim wollte eindeutig nicht kommen. Sie torkelte herum, doch Claire nahm ihr nicht ab, dass sie benommen war. Nur besorgt um ihre Möglichkeiten. »Wow«, sagte Kim. »Das war heftig.« Ihre Lippen kräuselten sich zu einem fiesen kleinen Lächeln. »Jedenfalls haben wir wohl die richtige Adresse gefunden.«
Es hatte nicht den Anschein, als hätte sich Amelie schnell bewegt, aber plötzlich hatte sie Kim ergriffen und sehr, sehr nah zu sich herangezogen. Amelies Augen hatten ein intensives, Furcht einflößendes Weiß angenommen, das Claire bisher nur ein- oder zweimal gesehen hatte. Kim hörte auf zu lächeln und sah plötzlich sehr besorgt aus.
»Jemand hat ihnen einen Tipp gegeben.« Amelie flüsterte fast. »Und du, meine liebe Kim, bist die Hauptverdächtige. Überzeuge mich davon, dass du es nicht getan hast.«
»Warum hätte ich das tun sollen?«, schoss Kim zurück. »Ich habe alles zu verlieren. Sie würden mich töten, wenn ich Sie verraten hätte!«
»Ja, das würde ich. Und das kann ich immer noch. Erkläre mir, wie das passieren konnte, wenn du es nicht warst.«
Kim zögerte, leckte sich über ihre blassen Lippen und sagte: »Vielleicht sind sie dahintergekommen, dass jemand ihre Spur im Internet verfolgt hat. Da muss nicht mal ein echter Mensch dahinterstecken; es könnte auch ein Programm sein. Ein Tripwire. Als das Programm bemerkt hat, dass ich die Adresse gefunden habe, wurde ein Alarm ausgelöst. Sie sind geflohen, nachdem ihnen gemeldet wurde, dass man sie aufgespürt hat.«
»Und die Bomben? Das ist doch sicherlich heutzutage nicht die übliche Art, das eigene Heim zu verteidigen.«
»Ich habe keine Ahnung, außer dass sie das vielleicht geplant haben für den Fall, dass Sie hier aufkreuzen. Wäre ich vielleicht mit zu diesem Gebäude gefahren, wenn ich von den Bomben gewusst hätte? Mein Arm ist praktisch gebrochen! Das tut weh!«
»Aber du atmest noch«, sagte Amelie. »Bis jetzt.« Ihre weißen Augen wandelten sich jedoch wieder zu Grau und Claire wusste, dass Kim jetzt nicht mehr in tödlicher Gefahr schwebte. Das war fast schon ein Jammer. »Na schön. Ich akzeptiere, dass das nicht nach deinem Willen geschah, aber du hast fahrlässig gehandelt. Fahrlässigkeit reicht auch schon.« Sie sah Mr Martin an, der mit verschränkten Armen hinter Kim stand. »Bringen Sie sie zurück. Sofort.«
»Nein!«, platzte Kim heraus, doch Amelie stieß sie grob auf den anderen Vampir zu. »Nein, bitte! Ich habe doch gar nichts gemacht! Sie brauchen mich noch!«
»Wozu?«, schoss Amelie zurück. »Du hast die einzige Aufgabe, derer du fähig bist, erledigt. Du hast dich aufgrund deines Betragens, deiner Worte und deines gleichgültigen Verhaltens als unwürdig erwiesen. Ich schicke dich in deine Zelle zurück, wo du deine Tage in Stille und Einsamkeit verbringen wirst. Keine Filme mehr, Kim. Keine Bücher. Kein komfortables Leben. Du wirst zu essen bekommen, aber niemand wird mit dir sprechen und niemand wird deine Existenz anerkennen. Du wirst wie ein Geist leben, bis du selbst zu einem Geist wirst. Denn letztendlich glaube ich nicht, dass du unschuldig bist. Ich glaube, du wusstest von diesem sogenannten Tripwire. Ich glaube, du hast ihn ausgelöst, weil du wusstest, dass sie dann fliehen würden. Von den Bomben wusstest du vermutlich nichts, du bist viel zu sehr auf deinen Selbsterhalt fixiert, um so waghalsig zu sein. Aber ich habe dein Lächeln gesehen. Das haben wir alle. Du wusstest es.«
Alle Farbe wich aus Kims Gesicht, sodass sie schon jetzt fast aussah wie der Geist, von dem Amelie gesprochen hatte. »Nein«, sagte sie. »Das können Sie nicht tun. Sie haben keine Beweise.«
»Ich bin die Gründerin«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher