Bis die Daemmerung uns scheidet
Aber der Raum sah leer aus.
Sie stolperte über ein Stück heruntergefallenes Metall und fiel hin. Mit den Handflächen rutschte sie über den feuchten Betonboden und wäre fast aufs Gesicht gefallen.
»Shane!« Ihre Stimme wurde von Metall und Beton schrill zurückgeworfen und sie konnte ihre eigene Trauer und Angst darin hören. »Shane, bitte antworte mir!«
Kein Laut war zu hören, außer dem andauernden Krachen und Ächzen der Ruine über ihr. Sie ging zurück ins Sonnenlicht.
An ihren Händen war hellrotes Blut. Auf ihrer Hose auch, dort wo sie auf die Knie gefallen war.
Frisches Blut.
Claires Schrei zerriss die Luft.
13
E s war wie CSI: Vampire, nur ohne Sonnenbrillen.
Die Vampire brachten Lichter, auch wenn sie wahrscheinlich auch ohne zurechtgekommen wären. Es dauerte nicht lange und sie hatten die potenziell gefährlichen Trümmer weggeräumt und waren in den Keller gekommen, wo Claire zusammengekauert auf den unteren Stufen saß. Sie starrte noch immer auf das trocknende Blut an ihren Händen, als Oliver vorsichtig herunterkam und sie dabei nicht aus den Augen ließ.
»Das ist Blut«, sagte sie, wobei sie sich inzwischen erschöpft und seltsam ruhig fühlte. »Drehen Sie jetzt durch und beißen mich?«
»Drehst du durch vor Hunger, wenn du einen alten, vergammelten Hamburger auf dem Boden neben einer Mülltonne siehst?«, fragte er.
»Nein«, sagte sie. Dann, etwas zu spät: »Das ist widerlich.«
»Dann lass mich dir versichern, dass der Gedanke, dieses schmutzige, verunreinigte Blut zu mir zu nehmen, absolut keinen Reiz für mich hat.« Seine Stimme war seltsam ruhig und er blickte von ihr zu der Blutlache in der Nähe des Käfigs. »Du hast Angst, es könnte Shanes sein.«
Sie schluckte und es gelang ihr zu flüstern: »Ist es Shanes?«
»Nein«, antwortete Oliver. Er ging in die Hocke und berührte das Blut, rieb es zwischen den Fingern und roch vorsichtig daran. »Riecht nicht wie seines. Es ist menschlich, stammt aber nicht aus der Blutlinie der Collins’.« Er hob wieder den Kopf und sah sich im Raum um. Mehr seiner Leute kamen die Stufen herunter, sie brachten tragbare Lampen mit, die sie aufstellten und einschalteten, sodass der Raum in gnadenloses weißes Licht getaucht wurde. Das Blut sah beinahe irrsinnig rot aus, an den Rändern war es vertrocknet und braun. Oliver stand auf und ging zu einer anderen Stelle, dann zu einer weiteren. »Außerdem ist es nicht die einzige Sorte. Hier sind viele Blutflecken. Manche sind älter, einige von ihnen sind nur ein paar Tage alt.« Er ging zum Käfig und machte die unverschlossene Tür auf, die knarrte wie in einem Spukhaus. Claire schauderte. Es fühlte sich an, als wäre ihr dieser hohe Schrei direkt durch den Kopf geschossen.
Es ist nicht Shanes Blut. Sie spürte eine enorme, verspätete Welle der Erleichterung und ihre Hände, die sie steif von sich weggestreckt hatte, fielen an ihren Seiten herunter. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie wusste nicht, ob sie es konnte.
»Hier ist noch mehr«, sagte Oliver. »Viel mehr. Viele verschiedene Spender und auch Vampirblut, was den Aufnahmen nach, die wir gesehen haben, zu erwarten war.«
»Das ist barbarisch«, sagte Amelie. Claire hatte sie nicht kommen hören, aber plötzlich war sie da wie ein weißer, ramponierter Geist, der im hellen Licht leuchtete. Wenn die Sonne ihr schadete, warum dann nicht diese grellen Lichter? Vielleicht hatten sie nicht das richtige Lichtspektrum. Claires Gehirn fühlte sich schwerfällig an und zu müde, um darüber nachzudenken. »Männer gegeneinander kämpfen zu lassen wie Hunde in einer Grube. Es stinkt nach Angst und Gewalt, ich kann es riechen.«
Oliver nickte langsam. Er untersuchte etwas, das Claire nicht sehen konnte. »Sie waren erst vor ganz kurzer Zeit hier«, sagte er. »aber lange genug, um hier unten jemanden umzubringen und gleichzeitig draußen die Fallen zu stellen. Tretminen wahrscheinlich, die losgegangen sind, als deine Bodyguards in den Schatten gelaufen sind. Jemand wusste genau, was ihr als Erstes tun würdet, wenn ihr ankommt.«
»Sie haben nur falsch eingeschätzt, wie viele Leute ich mitbringen würde«, sagte Amelie. Ihr Körper schien jetzt nur aus Knochen und Muskeln zu bestehen und ihre Augen glitzerten wie Eis. »Sie haben einen fatalen Fehler gemacht. Sie hätten sicherstellen sollen, dass sie mich erwischen.«
»Ich bin mir sicher, das werden sie sich zu Herzen nehmen«, sagte Oliver.
Amelie drehte sich um. Claire
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