Bis die Daemmerung uns scheidet
Amelie. »Ich brauche überhaupt nichts zu beweisen.« Sie nickte Mr Martin zu. »Nehmen Sie sie mit. Ich möchte ihr Gesicht nie wiedersehen.«
Kim blickte zu Claire, die sie anstarrte. »Hilf mir!«, schrie sie. »Steh nicht einfach nur so da, du Miststück! Ich bin eine der Deinen!«
Claire zuckte mit den Schultern. »Du bist keine der Meinen. Du wusstest es«, sagte sie, »und es war dir egal.«
Kim sah den Bruchteil einer Sekunde lang schockiert aus, dann entblößte sie ihre Zähne zu einem blitzenden, animalischen Grinsen. »Ach ja? Und weißt du auch, was mir noch egal ist? Ob Shane in diesem Gebäude war oder nicht. Ich hoffe, er ist tot. Und ich hoffe, er hat kurz nachgedacht, bevor er starb, und sich gefragt, warum du ihn nicht gefunden hast.«
Shane.
Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Sie war einfach davon ausgegangen … aber es könnte stimmen. Er könnte dort drin gerade in diesem Augenblick verbrennen.
Claire dachte nicht länger nach. Sie rannte auf das Gebäude zu, das immer noch rote Flammen und schwarzen Rauch in den Himmel spie.
»Nein«, rief Oliver. Er packte sie um die Hüfte und riss sie vom Boden hoch. »Das ist nicht der richtige Augenblick für einen edlen Selbstmordversuch, Claire.«
»Er könnte da drin sein!«
»Ja«, räumte Oliver ein. »Und wenn er das ist, kannst du ihm nicht helfen. Jetzt komm …«
In diesem Moment schoss jemand Mr Martin in den Rücken.
Claire wusste nicht, was passiert war. Sie hörte nur den Knall und sah, wie er Kim losließ und nach vorne fiel. Kim zögerte nicht. Sie riss sich los und rannte davon.
Oliver ließ Claire fallen und machte einen Satz auf Amelie zu. Er warf sie flach auf den Boden. Claire strauchelte, geriet aus dem Gleichgewicht und fiel ebenfalls, was ihr wahrscheinlich das Leben rettete. Sie hörte weitere Schüsse, die aus mehreren Waffen abgefeuert wurden. Unten am Boden zu bleiben, schien plötzlich eine gute Idee. Mr Martin lag ganz in ihrer Nähe, aber er rührte sich nicht. Seine Augen waren geöffnet, und als sie ihn anschaute, sah sie, dass er blinzelte.
»Sind Sie okay?«, fragte sie.
»Kugel in der Wirbelsäule. Das wird ein wenig dauern«, sagte er. »Wo ist sie?«
Claire hob vorsichtig den Kopf. »Sie flüchtet.«
Kim hatte anscheinend vor, hinter den Trümmern der Scheune in Deckung zu gehen. Sie lief nicht vor den Waffen weg, die auf sie feuerten, sondern direkt darauf zu. Und die Schüsse schienen sie absichtlich zu verfehlen. Plötzlich entdeckte Claire einen verstaubten Jeep in Tarnfarben, der zwischen zwei Sanddünen parkte. Zwei Männer mit Gewehren benutzten ihn als Schießstand und Kim rannte schnell darauf zu. Einer von Olivers Leuten stürzte ihr hinterher und hätte es fast geschafft, aber eine Kugel traf ihn, sodass er herumwirbelte und im Wüstenstaub zusammenbrach.
Kim sprang in den Jeep. Sein Motor wurde auf Touren gebracht und Sand spritzte auf, als das Fahrzeug davonbrauste. Ein letzter Schuss hallte durch die trockene Luft. Dann waren sie weg.
»Herunter von mir«, blaffte Amelie. Oliver wälzte sich von ihr weg und kam geschmeidig auf die Füße. Er bot ihr seine Hand an, aber sie stand auf, ohne sie zu beachten. Sie sah jetzt äußerst gefährlich und sehr, sehr zornig aus. Claire und Mr Martin warf sie einen Blick zu, danach schaute sie in die Richtung, in die Kim und ihre Retter verschwunden waren. »Ich habe sie verkannt«, sagte sie. »Kim hat keinen Fehler gemacht. Sie ist Teil dieser ganzen Angelegenheit. Ich hätte ihr schon längst das Genick brechen sollen wie einem kleinen Tier, aber ich war zu gnädig. Zu verantwortungsbewusst.« Sie sah auf Claire hinunter, in ihren Augen war nichts als Wut zu erkennen. »Steh auf, es sei denn du bist zu schwer verletzt, um zu stehen.«
Oliver machte sich nicht mal die Mühe, Claire anzusehen. Genauso wenig wie Mr Martin. Es war, als würden sie gar nicht mehr existieren. »Sie sind unverfroren«, sagte er. »Und kühn. Das hätte sehr schlimm für sie ausgehen können.«
»Ist es aber nicht«, sagte Amelie. »Sieht aus, als hätte man uns den Krieg erklärt, Oliver.«
Er lächelte. Es war ein herrliches, beinahe charmantes Lächeln, bei dem Claire elend wurde. »Endlich«, sagte er. »Keine Diplomatie mehr, my Lady. Keine halben Sachen mehr. Gib mir freie Hand und ich bringe dir die Köpfe deiner Feinde aufgespießt auf meine Speere. Die Köpfe aller deiner Feinde. Menschen und Vampire.«
Alles war außer Kontrolle und ging viel zu
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