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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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müssen natürlich noch diese Woche Bescheid wissen.«
    »Natürlich«, wiederholte sie benommen. »Danke, Sir. Ich danke Ihnen vielmals.«
    »Nichts zu danken. Sie sind eine hervorragende Kandidatin, Ihre Noten sind höchst beeindruckend. Wir freuen uns darauf, Sie in unserem Team zu haben.«
    Sie musste wohl noch etwas gesagt haben, etwas Liebenswürdiges und Dankbares, aber gleichzeitig konnte Claire an nichts anderes mehr denken als an die riesigen leuchtenden Buchstaben, die vor ihren Augen aufblitzten … MIT war ein Teil davon, OH MEIN GOTT! der andere. Sie hätte erwartet, dass sie sich unsagbar berauscht fühlen würde, aber alles, was sie spürte … waren Konflikte. Und eine tiefe, tiefe Angst.
    Die Welt hatte sich ihr gerade eröffnet. Mit singenden Engelschören. Und alles, was sie empfand, war … Furcht. Erstens fürchtete sie, dass Amelie sie nicht freilassen würde, doch selbst wenn sie es täte … selbst wenn … was wäre dann mit Shane? Wenn Shane überhaupt je wieder mit ihr reden würde.
    Gott, was für ein Durcheinander.
    Sie nahm sich weitere fünf Minuten Zeit, sich ruhig hinzusetzen und ihr ausgeschaltetes Handy anzustarren. Und sich zu fragen, wen sie jetzt anrufen sollte. Ihre Eltern würden ihr auf jeden Fall zureden; das wäre ihr keine Hilfe. Sie wollte mit Shane darüber reden, aber nach letzter Nacht …
    Sie hatte niemanden, mit dem sie reden konnte.
    Na ja, sie könnte vielleicht zu Michael gehen, der gerade im Wohnzimmer war und seine Sachen holte, aber als sie endlich ihren ganzen Mut zusammengenommen hatte, war er schon auf dem Weg. Er winkte ihr zu, während er seinen schwarzen Mantel anzog, der kein Sonnenlicht durchließ, und seinen Hut aufsetzte. Dann verschwand er durch die Hintertür.
    Claire klappte den Mund wieder zu und versuchte dahinterzukommen, wie sie sich fühlte. Vor allem schien sie völlig verwirrt zu sein.
    Eve war in der Küche und backte Pancakes. Sie war allein.
    »Guten Morgen, Süße«, sagte Eve und ließ klumpigen Teig in eine heiße Pfanne fallen, wo er sofort anfing zu brutzeln. »Du siehst aus, als könntest du Kohlehydrate gebrauchen.«
    »Und wie«, sagte Claire. Sie setzte sich hin und stützte die Stirn in beide Hände. »Danke.«
    »Klar, kein Problem. Bitte schön.« Eve schnappte sich eine Tasse, füllte sie mit Kaffee und schob sie ihr über den Tisch zu. »Koffein. Macht die Welt hell und strahlend, aber vielleicht ist das bloß bei mir so. Schau mal, ich habe dir die lustige Tasse gegeben.«
    In Eves Welt war sie lustig. Ein totes Männchen aus Kreidestrichen war darauf abgebildet, darunter stand: ER TRANK KOFFEINFREIEN KAFFEE.
    Claire mischte alles in den Kaffee, was ihn für sie überhaupt erst trinkbar machte – Milch, Zucker, ein wenig Zimt. Dann saß sie da und nippte daran, wobei sie auf die hellbraune Oberfläche starrte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sie konnte nicht denken. Alles, was sie konnte, war, sich schrecklich zu fühlen.
    Sie musste es Eve erzählen, aber wenn sie es laut ausspräche, würde plötzlich alles so real werden. Das MIT möchte mich als Studentin haben. Ein Teil von ihr war so aufgeregt, dass er vibrierte, der andere Teil, der praktische … weinte. Wollte sie überhaupt fortgehen … Morganville hinter sich lassen? Na ja, klar. Aber das bedeutete auch, dass sie die Leute verlassen musste. Eve. Michael. Myrnin. Shane.
    Sie wollte unbedingt darüber reden, aber sie konnte es einfach nicht. Noch nicht.
    »Achtung!«, sagte Eve, und als Claire aufblickte, stellte sie einen Teller mit zwei dicken, dampfenden Pancakes vor sie auf den Tisch. Auf den Pancakes schmolz eine Butterflocke und breitete sich aus wie Lava. Eve stellte eine Flasche Sirup daneben. »Mit Pancakes wird gleich alles besser. Das ist ein Gesetz des Universums. Mit Speck wären sie noch besser. Aber wir haben keinen mehr.«
    Eve nahm mit ihrem Teller gegenüber von Claire Platz. Claire merkte jetzt erst, dass Eve heute ohne Make-up war und dass sie ihr schwarzes Gothic-Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. Selbst ihre Kleidung war unauffällig – so weit Eves Kleidung überhaupt unauffällig sein konnte. Sie trug ein eng anliegendes T-Shirt mit schwarzen Totenköpfen auf schwarzem Untergrund, dazu schwarze Jeans. Eve nahm ihre Gabel und machte sich über ihren Teller her.
    Claire sah erst mal nur zu, wie die Butter schmolz, und stocherte dann ein wenig in ihren Pancakes herum. Sie zog die Gabel durch den Sirup und schrieb

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