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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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hinzufügen darf?«
    »Der es aber nicht tun wird«, fügte sie hinzu. »Ist etwas passiert? Sie wissen schon, mit ihm? Dem alten Kerl?«
    »Ihm«, wiederholte Myrnin. »Nein, er ist momentan noch immer unsichtbar, auch wenn es natürlich noch nie da gewesene Anstrengungen gibt, ihn ausfindig zu machen. Aber ich brauche dich für etwas anderes. Hier, im Labor. Sofort.«
    »Ich dachte, Sie brauchen mich heute nicht.«
    »Tatsächlich dachte ich das auch. Aber jetzt brauche ich dich doch. Bitte.«
    »Danke, dass Sie Bitte gesagt haben.«
    »Ich versuche wirklich, höflich zu sein. Aber jetzt beweg dich mal hierher, aber zackig.«
    Sie legte auf und trank aus purer Sturheit erst noch ihre Cola aus, bevor sie aufstand, sich den Staub abschüttelte und ihren Rucksack aufhob.
    Als sie ein paar Schritte gegangen war, erhielt sie eine SMS. Sie blieb im Schatten eines Baumes stehen, um sie zu lesen. Sie war von Shane, er schrieb: Sorry wg. heute Nacht. Love you.
    Sie lächelte erleichtert und schrieb zurück: Love you 2. Ebenfalls sorry. Fast hätte sie muss reden hinzugefügt, aber das würde vielleicht alles wieder schlimmer machen. Sie würde später mit ihm reden. Ihm alles erzählen. Ihn fragen, was sie tun sollte wegen … wegen allem.
    Claire klappte ihr Handy zu und drückte es sich einen Augenblick lang ans Herz, dann steckte sie es zurück in ihre Tasche. Sie fühlte sich tausendmal besser, ganz egal, was sie gleich im Labor erwarten würde. Tatsächlich war ihr gar nicht bewusst gewesen, wie niedergeschlagen sie gewesen war.
    Sie summte ihren neuen Lieblingssong vor sich hin, als sie um die Ecke bog, um die Abkürzung zum Labor zu nehmen, dabei prallte sie mit einem weinenden Mädchen zusammen, das blindlings auf den Schutz der Bäume zurannte.
    Das Mädchen ging zu Boden und wirkte total erschrocken. Claire brauchte einen Augenblick, bis sie es erkannte, denn sie hatte eine Studentin erwartet … aber Miranda war viel zu jung, um eine Studentin zu sein – sie war vielleicht fünfzehn –, und außerdem viel zu verrückt.
    Miranda war – früher zumindest – eine Freundin von Eve gewesen, vor allem weil Eve oft Streuner und verletzliche Menschen mit nach Hause nahm und Miranda war beides. Eve glaubte, dass Miranda übersinnliche Kräfte besaß, und Claire war auch geneigt, dies zu glauben, denn Mirandas Vermutungen hatten immer unbehaglich genau ins Schwarze getroffen, auch wenn es um Dinge ging, die sie gar nicht hatte wissen können.
    Miranda war ganz am Anfang, als Claire nach Morganville gekommen war, in ihr Leben getreten. Sie war immer diffus und verträumt gewesen und hatte Vampirbisse von ihrem sogenannten Schutzherrn – den Claire eher als Raubtier betrachtet hatte – zur Schau getragen. Seit ihr Schutzherr tot war, ging es Miranda besser, aber sie war immer noch eine schwache Person. Heute sahen ihre Kleider aus, als wären sie nach dem Zufallsprinzip ausgesucht worden, sie passten absolut nicht zusammen. Dasselbe galt für ihr Make-up. Sie hatte zwar welches aufgetragen, aber es sah eher aus, als hätte sie das von gestern vergessen abzuwischen und dann einfach noch etwas hinzugefügt. Es war total verschmiert und absolut nicht attraktiv.
    Sie sah aus wie ein dünnes, verhungerndes Häschen.
    Und sie war verängstigt.
    »Hey«, sagte Claire und bot ihr die Hand an, um ihr aufzuhelfen. »Tut mir leid, dass ich dich umgerannt habe. Was machst du hier auf dem Campus, Miranda? Du kommst sonst nie hierher, oder?« Das Mädchen sah in starrer Angst zu ihr auf und Claire runzelte ein wenig die Stirn. »Was ist los mit dir?«
    »Ich bin gekommen, um dich zu warnen«, sagte Miranda atemlos und hektisch. Ihre Augen waren sehr groß, ihr Blick mehr als nur ein bisschen verrückt. »Aber alles ist schiefgegangen.« Sie ergriff Claires Hand und zog sich hoch, aber danach ließ sie nicht los. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an und ihr Blick huschte in einer Paranoia umher, die Claire nur allzu gut kannte. »Sie kommen!«
    »Nein, tun sie nicht«, sagte Monica Morrell, die hinter dem Betonbau hervorkam, in dem die Hausmeister ihre Werkzeuge und Rasenmäher aufbewahrten. »Sie sind schon da, du irres Miststück. Oh, sieh einer an, du hast eine kleine Freundin gefunden. Eine kleine Freundin, die absolut dämlich ist, wenn sie sich nicht sofort vom Acker macht.« Monicas Make-up war ziemlich perfekt, sie trug Markenjeans und ein gemustertes Oberteil, aber sie machte ein Gesicht, bei dem sich Claires Magen verknotete.

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