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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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du?«
    »Spaß«, wiederholte ich. »Bist du auch dabei?«
    »Nur als Zuschauerin«, sagte sie und lächelte wieder – ein träges, verruchtes Verziehen ihrer feuchten, vollen Lippen. »Ich verstehe mehr von der Liebe als vom Kampf, Shane. Aber ich bin mir sicher, dass du von beidem etwas verstehst.«
    Es überlief mich heiß und ja, um es noch einmal zu wiederholen, ich bin nur ein Kerl – kein Grund, mich zu verurteilen. Ich liebe Claire, ehrlich, aber das hier war ein Traum. Und außerdem hatte Claire mich gerade im Stich gelassen und war einfach abgehauen, als ich sie gebraucht hätte.
    Ich versuchte, an Claire zu denken, aber das Parfüm, das in der Luft hing, war so stark, so süß, und ich konnte fast fühlen, wie gut es wäre, sich diesem Traum hinzugeben, mich von ihm forttragen zu lassen …
    »Zeit für mich zu gehen«, sagte das Traum-Mädchen und ich spürte kühle Lippen über meine Wange streichen. Ein Schauder überlief mich. Ihr Lachen drang tief aus ihrer Kehle. »Denk über mein Angebot nach, Süßer. Wir werden uns bald wieder begegnen.«
    »Wann?«
    »Wenn du in die neue Gruppe kommst«, flüsterte sie und legte ihre Fingerspitzen an meine Lippen. »Still jetzt. Da kommt jemand.«
    Der beste Traum aller Zeiten.
    Bis die Tür aufflog.
    »Wann?«, sagte Shane in seinem Zimmer und Claire konnte es einfach nicht ertragen.
    Sie stieß die Tür so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug und beim Zurückschwingen beinahe sie selbst getroffen hätte.
    Sie sah eine verschwommene Bewegung, zu schnell, als dass ihre Augen sie hätten verfolgen können. Die Vorhänge vor dem Fenster flatterten, und als Claire blinzelte, saß Shane allein auf dem Bett, er hatte Kopfhörer auf und wirkte benommen. Er nahm die Fernbedienung, zappte sich durch die Fernsehprogramme und bewegte sich dabei wie ein Schlafwandler.
    »Shane?«
    Er blickte auf. Auf seinem Gesicht lag der bläuliche Schein des Bildschirms und einen Moment lang sah er überhaupt nicht aus wie der Shane, den sie kannte.
    Dann blickte er wieder zum Fernseher und schob die Kopfhörer zurück.
    »Hey. Ich dachte, du schläfst«, sagte er. »Dann habe ich noch mal nachgeschaut und du warst weg.«
    Ihr Zorn wich Verwirrung. Sie hatte gerade ihm Vorwürfe machen wollen, nicht umgekehrt … aber jetzt war sie sich nicht mehr sicher, was sie eigentlich gesehen hatte. Eine verschwommene Bewegung. Das konnte der flackernde Fernseher gewesen sein, zusammen mit dem Wind, der die Vorhänge am Fenster aufgebauscht hatte. Und die Stimmen … auch das hätte der Fernseher sein können.
    Sie selbst dagegen hatte sich mitten in der Nacht fortgeschlichen, ohne ihm Bescheid zu sagen; das war nicht zu leugnen.
    »Unter deinem Fenster stand eine Leiter«, fuhr er fort. »Und wenn du nicht gerade vorhattest, mitten in der Nacht das Haus neu zu streichen, dann kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, weshalb du da draußen auf dieser Leiter warst. Soweit ich weiß, ist die Haustür absolut perfekt, wenn man weggehen möchte.«
    »Ich musste … Es war …« Das war lächerlich. Sie war nicht hierhergekommen, um selbst zur Rede gestellt zu werden. »Wer war hier bei dir? Ich habe gehört, wie sie mit dir gesprochen hat.«
    Shane zog die Augenbrauen nach oben und blickte wieder zum Fernseher, wo eine Frau in knappen Dessous herumlag, in ein Telefon sprach und in die Kamera zwinkerte. Eine Telefonsex-Werbung. »Meinst du sie? Sie ist fünfmal pro Stunde zu sehen. Manchmal schalten sie die Werbungen sogar direkt hintereinander.«
    »Nein, ich meine …« Was meinte sie? Wie konnte das Ganze so schnell so schiefgehen? »Ich meine, da war ein Mädchen. Eine Vampirin.« Es musste eine Vampirin gewesen sein, wenn sie sich so schnell bewegen konnte.
    Shane schüttelte den Kopf. »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Du weißt doch, was ich von denen halte. Ich stehe nicht so auf Vampirzähne im Bett.«
    »Du hast versprochen, das nicht mehr zu sagen.« Wegen Eve, natürlich. Und Michael.
    »Na ja, außer uns Atmenden ist ja gerade keiner da. Oder darf ich das jetzt überhaupt nicht mehr sagen?«
    So langsam verlor Claire den Faden. Alles entglitt ihr wie ein Traum in der Morgendämmerung. »Shane, ich hab sie gesehen. Ich dachte …«
    »Ja«, sagte er. »Ich dachte dasselbe, als du ohne ein Wort verschwunden warst. Sei einfach ehrlich zu mir, okay? War es Myrnin?«
    Sie war sprachlos, vollkommen sprachlos. Jetzt konnte sie nicht mehr lügen – es war Myrnin gewesen, der

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