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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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brauchte etwas zu trinken, etwas zu essen und sie musste Eve alles erzählen.
    Als Claire unter der Decke hervorkroch, merkte sie, dass sie noch immer die Kleider trug, die sie sich übergeworfen hatte, um mit Myrnin zu gehen. Bei ihrer umfassend schlechten Stimmung hatte sie sich nicht die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Sie nahm frische Kleider mit ins Bad (unterwegs fiel ihr auf, dass Shanes Zimmertür geschlossen war), duschte, zog sich an und kämmte sich die Haare. Irgendwann wurde ihr bewusst, dass sie länger brauchte als normalerweise, und zwar hauptsächlich deswegen, um zu vermeiden, auf ihn zu treffen. Sie holte tief Luft, warf die alten Kleider in den Wäschekorb und griff nach dem Türknauf.
    Ihr Handy fing an zu klingeln und erschreckte sie so sehr, dass sie mit dem Ellbogen gegen das Waschbecken stieß, als sie es aus ihrer Hosentasche zog. Autsch. Sie kannte die Nummer nicht, nicht mal die Vorwahl. Wahrscheinlich falsch verbunden.
    Sie nahm ab und eine forsche, geschäftsmäßige Stimme sagte: »Kann ich bitte mit Claire Danvers sprechen?«
    »Am Apparat.« Sie schluckte die aufsteigende Unruhe hinunter. War womöglich irgendetwas mit ihrem Dad? Nein, es ging ihm doch besser – das hatte er selbst gesagt. Alles war gut.
    Warum rief sie dann ein Fremder an? Jetzt?
    »Ich bin Mr Radamon, ich bin Leiter der Programme Atomforschung, Biophysik, Physik der kondensierten Materie und Plasmaphysik am Massachusetts Institute of Technology. Haben Sie unseren Brief bekommen?«
    Claires Kopf wurde ganz leer. »Ihren … Brief?«
    »Sie haben sich letztes Jahr für unser Programm beworben«, sagte Mr Radamon. Er klang so … normal. So menschlich. Irgendwie hatte sie erwartet, dass ein MIT-Boss eher gottähnlich klang, mit Donnergrollen im Hintergrund. »Wir haben vor sechs Monaten eine Zusage an Ihre Heimatadresse geschickt. Ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie die Nachricht erhalten haben.«
    »Oh. Oh nein, ich habe sie nicht erhalten. Meine Eltern … meine Eltern mussten umziehen. Mein Dad ist krank geworden.« MIT. Das MIT war am Telefon. Sie nahm das Handy vom Ohr und starrte es ungläubig und traumverloren an. »Sie sagten … ich wurde angenommen?«
    »Ja«, sagte er. »Wir haben einen freien Platz. Aber wir mussten natürlich noch mal nachfragen, ob Sie Anfang nächsten Jahres überhaupt daran teilnehmen können. Wenn Sie nicht können, wird ein anderer Bewerber diese Gelegenheit bekommen. Verstehen Sie?«
    »Natürlich«, sagte Claire und spürte eine Welle der Aufregung über sich hinwegrollen, gefolgt von einer eiskalten Woge der Erkenntnis. »Sie sagten … nächstes Jahr? Also Januar?«
    »Ja, Januar«, sagte er. »Ich hoffe, das lässt Ihnen noch genug Zeit, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Tut mir leid, dass Ihr Vater krank geworden ist. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes.«
    Claire wusste ehrlich nicht, was sie sagen sollte, und war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas sagen konnte. Seit Jahren hatte sie von diesem Moment geträumt, hatte sich ausgemalt, wie cool und perfekt es klingen würde, wie sie sie mit ihrer erwachsenen Art und Selbstbeherrschung beeindrucken würde.
    Alles, was sie jetzt wollte, war weinen. Ich kann nicht. Ich kann nicht gehen. Sie werden mich nicht gehen lassen, und das ist meine Chance, meine einzige Chance … Das MIT war ihr Traum gewesen, schon seit sie in der Lage war zu verstehen, was sie dort machten, was sie lehrten, was sie erreichten. Dort würde sie Dinge lernen, die nicht einmal Myrnin begreifen konnte. Sie würde die Geheimnisse des Universums ergründen.
    Alles, was sie tun musste, war, aus Morganville zu verschwinden. Was sie nicht konnte.
    »Miss Danvers?«, sagte die Stimme der Zukunft am anderen Ende einer sehr langen Leitung. »Sind Sie noch da?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich bin noch da.« Allerdings bin ich noch hier. »Mr Radamon, es tut mir leid. Ich werde Sie später zurückrufen müssen. Ich muss, ähm, mit meinen Eltern sprechen, bevor ich es Ihnen mit Sicherheit sagen kann. Wäre das in Ordnung?«
    »Oh ja, absolut. Tut mir leid, dass ich Sie so ohne Vorwarnung damit überfallen habe.« Er gluckste. »Ich weiß, wie aufregend es sein kann, diese Art von Neuigkeiten zu bekommen. Ich glaube, ich habe mein ganzes Elternhaus zusammengeschrien, als ich meine Zusage bekam. Es war der aufregendste Moment meines Lebens. Also, ich gratuliere Ihnen, Miss Danvers. Bitte rufen Sie mich zurück, wenn Sie Ihre Absprachen getroffen haben. Wir

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