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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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tun.«
    Das stimmte – und es tat so sehr weh.
    SHANE
    Ich wünschte, ich könnte behaupten, ich hätte keine Ahnung, warum ich das getan hatte. Dadurch würde ich mich besser fühlen. Aber ich wusste es. Es war genau, wie Claire erraten hatte: Glory hatte mich geblendet. Aber das war mir egal, denn unter der Blendung lauerte eine schlimme Tatsache. Ich fühlte mich im Recht. Mehr noch, ich kam mir total gerecht vor, wie ein Ritter in den alten Geschichten, der losreitet, um in einen gerechten, gottgefälligen Krieg zu ziehen. Ich fühlte mich wie früher, als ich eine Aufgabe hatte und mein Dad noch am Leben war und mir sagte, worin diese Aufgabe bestand.
    Ich bearbeitete den Sandsack, bis meine Arme zitterten und sich meine Beine anfühlten, als wären sie aus Blei. Dann ließ ich mich auf die Bank fallen. Jemand brachte mir noch einen Proteinshake und ich stürzte die ganze Flasche mit großen, durstigen Schlucken hinunter. Mein Kopf tat weh und ich hatte Schwierigkeiten beim Luftholen.
    »Hey, Mann, alles klar?« Das war Sandro. Ich hasste Sandro, ich hasste sein schmieriges Lächeln, seine Goldkettchen und ich hasste ihn, weil er so tat, als würde er aus New Jersey kommen. Er stammte aus Morganville wie wir alle. Zum Teufel, sein Vater war Bäcker. Man konnte kein knallharter Typ sein, wenn man einen kuchenbackenden Vater hatte.
    Sandro drückte mir die Schulter, so fest, dass es mir die Sehnen verbog. Ich schlug seine Hand weg. »Alles bestens«, sagte ich. »Verschwinde.«
    »Gut, dass du mit dieser kleinen Verräterin Schluss gemacht hast. Ich habe sowieso nie verstanden, was du an ihr gefunden hast. Sie sieht aus wie ein Junge. Ich bevorzuge ja Frauen mit Kurven und Pepp, wenn du weißt, was ich damit sagen will.«
    Ich trank den Rest von meinem Shake und verspürte eine neue Woge aus Zorn und Hunger. »Vielleicht solltest du mal nachschlagen, was verschwinden bedeutet.« Michael war zwar nicht mehr da, damit ich alles an ihm auslassen konnte, aber Sandro reichte mir vollauf.
    »Jetzt spuck hier keine großen Töne, Collins. So taff bist du nicht.«
    Ich wusste es besser. Sandro war ein Schulhofschläger. Ich war einer, der auf Leben und Tod kämpfte. Aber ich würde ihn nicht den Unterschied lehren – bei all seinen Fehlern, auch wenn er ein hochgradiger Vollidiot war. Immerhin atmete er und sein Herz schlug, und das reichte aus, um ihn auf meiner Seite zu haben. Es gab zwei Arten von Kämpfern: Uns und sie.
    Keiner von ihnen war momentan da. Glory und Wassily hatten uns in Menschen und Vampire unterteilt und das hatte funktioniert. Jedes Mal, wenn ich jetzt einen Vampir sah, wollte ich ihn in der Luft zerreißen.
    Das galt auch für Michael.
    Es war ein sonderbares Gefühl, aber nicht sonderbar genug, um es ändern zu wollen. Hierher gehörte ich. Das war meine Bestimmung. Mein Dad war ein guter Lehrmeister gewesen.
    Ich musste nicht mehr Shane Collins, der Faulpelz, die Waise, der verlorene Junge sein. Hier, mit diesen Typen, war ich Teil von etwas. Teil des Krieges.
    Auch wenn dieser Krieg momentan noch Mann gegen Mann gekämpft wurde, im Ring, mit Publikum, das applaudierte.
    Eines Tages würde er auf den Straßen gekämpft werden und auch dort würden die Menschen applaudieren.
    Sogar Claire.
    Schon bald.
    »Es ist Gloriana«, sagte Claire, als sie sicher im Auto saßen. »Ich habe sie gesehen, Michael. Sie hat zugesehen, wie du mit Shane gekämpft hast. Und sie hat gelächelt.«
    »Ich weiß nicht, wie sie das hätte tun können, ohne mich, dich oder Eve auch zu beeinflussen«, sagte er. »Blendung ist nicht so gezielt einsetzbar.«
    »Ihre schon«, sagte Eve. Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, während er in Richtung Glass House fuhr. »Wusstest du das etwa nicht? Wenn sie will, kann sie sich einen Einzelnen aus einem ganzen Raum herauspicken. Ich habe das schon erlebt. Ich habe erlebt, wie sie das mit dir gemacht hat.«
    Claire hatte das auch mitbekommen, auf dieser Willkommensparty. Gloriana hatte lediglich ein Lächeln und ein Augenzwinkern gebraucht, um ihn direkt aus Eves Armen wegzulocken. Sie hatte es nicht ernst gemeint – zumindest glaubte Claire das nicht – und Eve hatte ihn schnell wieder zurückbekommen. Aber auch Claire selbst hatte Glorys Einfluss zu spüren bekommen und das Schlimmste war, dass es so wirkte, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Frank hatte sie sogar noch vorgewarnt, und trotzdem hatte sie nicht geglaubt, dass irgendetwas falsch an dem war, was sie

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