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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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begann hektisch darin zu blättern. R – R – R, wann kam denn das verdammte R? Nils nahm abwechselnd mich, den Zettel und das Rührei in Augenschein. Endlich war ich beim R.
    »Was suchst du eigentlich?« Nils hatte die Pfanne vom Herd genommen und stand jetzt neben mir.
    »Die Adresse von dieser Werft. Röder. Was sonst?«
    »Ich glaub, da kannst du lange suchen«, meinte er. »Soviel ich weiß, gibt es keine Röder-Werft. Jedenfalls nicht hier bei uns. Kann es sein, dass er in einer anderen Stadt ist?«
    Erschrocken sah ich ihn an.
    »Bremen vielleicht?«, vermutete er. »Oder Hamburg? Da gibt es jede Menge Werften.«
    »Quatsch! Was soll er denn in Bremen oder Hamburg? Warum nicht gleich New York?«
    Ich blätterte weiter, bis ich auf Röder stieß. Wer garantierte mir, dass Nils tatsächlich jede Werft in der Stadt kannte? Schließlich war er nicht allwissend.
    Auch wenn er wieder mal richtig lag. Zwar gab es ein paar Röders in der Stadt, auch welche mit Rh, aber eine Werft war nicht dabei. Plötzlich war Nils verschwunden.
    Ich fand ihn in seinem Zimmer. Mit dem Zettel in der Hand saß er vorm PC , der gerade hochfuhr.
    »Ich seh mal nach«, sagte er, »ob es irgendwo anders eine Röder-Werft gibt. Wir müssen es wenigstens ausschließen können.« Er lehnte sich weit auf seinem Stuhl zurück und wartete. Gedankenverloren spielte er mit dem Zettel in seiner Hand und starrte Löcher in die Luft.
    »Was ist?« Ich wurde langsam ungeduldig. »Warum geht’s nicht weiter?« Wir hatten keine Zeit zu verlieren.
    »Kleinen Augenblick. Wie steht es hier?«
    Mindestens zum hundertsten Mal betrachtete er meine Notiz, als sei sie das Buch der Weisheit. Ich kannte die Wortfetzen längst auswendig und wiederholte ungeduldig: »… Vormittag treffen? … Uhr. Bei Röder … Werft am …fen.«
    »Falsch!«, sagte er. Er war plötzlich ganz aufgeregt. »Hier steht nicht Röder, hier steht nur Röd …«
    »Tolle Erkenntnis«, spottete ich. »Was macht denn da den Unterschied?«
    »Ebenso gut kann es Rödel heißen oder Rödelmeier oder Rödecker oder … Ich hab noch eine andere Idee. Vielleicht hast du ja die Punkte falsch gesetzt? Die Verbindung war ja ganz schlecht, oder?«
    Ich hatte keinen Schimmer, auf was er hinauswollte. Er nahm Stift und Zettel zur Hand.
    »So«, sagte er, »hast du es gehört und dir notiert.« Er schrieb: Röd … Wollte er mich vielleicht auf den Arm nehmen?
    »Kann aber nicht auch das hier richtig sein?« Wieder schrieb er, diesmal: … röd …
    Eine Weile glotzte ich dümmlich aufs Papier, bis ich endlich kapierte.
    »Natürlich kann es auch so gewesen sein. Der Empfang war ja andauernd gestört. Aber was ändert das?«
    Wie nebenbei malte er ein »e« und ein »r« über die hinteren Punkte. Jetzt stand da: … röder.
    »Na, klingelt es?«, rief er. Er schrieb drei Buchstaben über die Punkte. »S – c – h«.
    Schröder? Bei mir klingelte gar nichts. Selbst wenn der Gedanke richtig war, was sollte das nützen? Eine Schröder-Werft kannte ich genauso wenig wie eine Röder-Werft. Oder Rödel oder Rödecker. Auf einmal hätte ich am liebsten losgeheult. Ich hatte kaum noch Kraft.
    »Am alten Segelhafen im Stadtnorden«, meinte Nils, »gab es bis vor fünf, sechs Jahren eine kleine Werft mit Namen Schröder. Inzwischen haben die Betreiber Pleite gemacht, das Gelände ist, soviel ich weiß, total runtergekommen.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, je im Leben von einer Schröder-Werft gehört zu haben. Trotzdem schöpfte ich langsam ein bisschen Hoffnung.
    »Er könnte also Folgendes gesagt haben«, fasste Nils zusammen: »Bei Schröder, der alten Werft am kleinen Segelhafen.«
    Natürlich, das war möglich! Als Kind war Pit oft mit Benjamin und anderen Kumpels am alten Segelhafen gewesen. Das Terrain war ihm vertraut.
    »Wie wär’s?«, fragte Nils. »Vielleicht doch ein bisschen Rührei?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, machte er noch eine weitere Portion. Ich spürte langsam, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Aber vorher musste ich noch zur Toilette. Ich zog meine Jacke aus und warf sie achtlos über einen Stuhl.
    »Übrigens«, sagte ich, »ich glaub, ich weiß, wer der Tote ist.« Für fünf Sekunden vergaß Nils das Ei weiterzurühren.

12
    Nils stand noch immer am Herd und schob nun wieder das Rührei in der Pfanne hin und her. Ich wunderte mich über seine Ruhe.
    »Und woher kennst du ihn?«, fragte er viel zu gelassen. »Den Toten aus der

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