Bis euch der Pfähler holt!
talwärts.
Marek war zufrieden und stieg aus. Er sah das mächtige Schloß im Mondlicht stehen, denn der Himmel hatte seine dichte Wolkendecke verloren. Das Vampir-Schloß stand da, als wäre es von einem Maler auf eine Leinwand gepinselt worden. Irgendwie wirkte es unecht, mit seinen zahlreichen Türmen unterschiedlicher Höhe und Dicke. Marek wußte, daß es verfallen sein mußte, aber diesen Eindruck hatte er nicht. Aus einer gewissen Distanz betrachtet, wirkte es völlig normal.
Zwischen ihm und dem Schloß befand sich ein freies Gelände. Die Vegetation schien sich dort zurückgezogen zu haben, als wüßte sie genau, wer diesem Schloß einen Besuch abstatten wollte. Marek traute sich nicht näher an den Lastwagen heran, der in der Nähe des Schlosses stand.
Er konnte schwach erkennen, daß die fünf Gestalten von der Ladefläche kletterten. Auch Horak war wieder bei ihnen, und er half ihnen, auf den eisigen Boden zu springen.
Die Blutsauger trugen lange Mäntel, die glockenförmig geschnitten waren. Sie eilten geduckt auf den Eingang des Schlosses zu, als hätten sie Furcht davor, vom ersten Sonnenstrahl des Tages erwischt zu werden. Bis dahin verging noch Zeit.
Der Pfähler fieberte innerlich. Blut strömte in seinen Kopf hinein und ließ das Gesicht rot werden. Hinter seiner Stirn spürte er einen Druck, ein Zeichen, daß in ihm wieder das Jagdfieber erwacht war. Er haßte die Vampirbrut bis aufs Blut und konnte es kaum verdauen, daß sie sich so dicht vor ihm bewegte.
Der Verstand allerdings riet ihm, sich zurückzuhalten und vorsichtig zu sein.
So schaute er zu, wie die fünf Vampire in ihrem Heimatschloß verschwanden und auch nicht wieder auftauchten. Ob Horak ebenfalls mit hineingegangen war, hatte er nicht erkennen können. Er nahm es aber an, denn hier draußen gab es für ihn nichts mehr zu tun.
Marek überlegte, was er machen sollte. Bleiben oder wegfahren. Horak hatte ihn einmal böse angegriffen, er war gewarnt, aber das alte Jagdfieber konnte er auch nicht unterdrücken.
Marek entschied sich für einen Kompromiß. Er wollte etwas näher an das alte Schloß heran, alles andere würde sich von selbst ergeben. Den Wagen ließ er stehen. Zu Fuß würde er weniger Aufsehen erregen. Er ging so, daß er stets in Deckung des Lastwagens blieb. Keiner sollte ihn so schnell entdecken, und Minuten später hatte er den Wagen beinahe erreicht. Marek blieb stehen.
Sehr hoch wuchsen die Mauern in den Himmel. Auch jetzt, bei Dunkelheit, war der Verfall zu sehen. Zumindest äußerlich hatte niemand an diesem Bauwerk etwas verändert. Wie es im Innern aussah, wußte er nicht, aber er würde irgendwann das Schloß betreten und sich mit den Bewohnern beschäftigen.
Noch war es finster.
Sie würden so lange in irgendwelchen Katakomben ruhen, bis die nächste Nacht ihre dunklen Schatten über das Land legte. Und was passierte dann? Es lag auf der Hand.
Vampire brauchten Blut, um überleben zu können. Sie existierten zwar in ihrem einsam gelegenen Schloß, aber die würden sich das Blut schon holen und sich auf den Weg in die Täler machen, wo die Menschen lebten und ahnungslos waren.
Fünf Vampire, und er war allein!
Marek gehörte nicht zu den Phantasten. Er hatte nur abwarten wollen, daß die Aussagen seines Informanten auch eintrafen. Von nun an würde der zweite Teil des Plans in Kraft treten.
Der Pfähler wollte sich zurückziehen, da hörte er das Geräusch. Es fiel in der Stille auf, es war ein zweimaliges Knirschen, als hätte jemand seine Schritte sehr schnell gesetzt und dann wieder gestoppt, um nicht aufzufallen.
Aber er war aufgefallen, und Mareks Gedanken drehten sich sofort um die Gestalt des mächtigen Horak. Er wußte nicht genau, ob dieser Mann das alte Schloß betreten hatte. Es konnte sein, mußte aber nicht. Horak kannte sich hier aus. Es gab sicherlich einige Schleichwege, die er nehmen konnte, und Marek war davon überzeugt, daß ihm noch einige Überraschungen bevorstanden.
Er zog sich zurück. Er ging auch rückwärts, damit er die Fläche vor dem Schloß im Auge behalten konnte.
Am Wagen sah er die Bewegung. Dicht an der Tür des Fahrerhauses, die aufgezogen wurde. Es leuchtete kein Licht im Wagen auf, die Gestalt betrat das Fahrerhaus in der Dunkelheit.
Die Tür schlug zu.
Dann wurde der Motor gestartet.
Genau dieses Geräusch war auch für Frantisek Marek das Zeichen, sich zurückzuziehen. Jetzt wußte er, daß er entdeckt worden war und daß man ihn jagen würde.
Das
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