Bis euch der Pfähler holt!
sich mit weiten Sprüngen über die Schneefläche und krallte sich vor jedem Abstoßen noch einmal fest, so daß er nicht ausrutschte.
Es sah so aus, als wollte er unseren Wagen in seiner unbezähmbaren Wut angreifen und zerstören.
Daß es nur ein Ablenkungsmanöver war, merkten wir zu spät. Den dritten Schatten sahen wir erst, als er sich bereits im Sprung befand und vor der kantigen Motorhaube des Suzuki in die Höhe schoß. Er wollte landen, und er landete, denn sein Körper krachte auf das Blech, rutschte vor und prallte gegen die Scheibe. Suko trat auf die Bremse. Der Wagen stand!
***
Für einen Moment hatte wohl jeder von uns die Befürchtung, daß der eigene Schwung den Wolf durch die Scheibe in das Innere des Fahrzeugs beförderte, wo seine Beute auf den Sitzen hockte und sich nicht rührte. Das trat zum Glück nicht ein, das Glas der Frontscheibe war hart genug, um der Wucht standzuhalten.
Ich hatte die Beretta schon gezogen, während der Wolf mit kratzenden Läufen auf der glatten Motorhaube Halt suchte, sein Maul weit aufgerissen hatte und die Zunge wie ein dicker Lappen immer wieder gegen das Glas klatschte.
»Die Wächter«, sagte Marek leise. »Es sind die Aufpasser der Vampire. Ich habe es gewußt.«
Suko hatte sich gedreht. Er suchte die anderen beiden und fand sie auch. »Bisher sind es drei, John.«
»Und wie viele kommen noch?«
»Frag mich was Leichteres. Achtung!« Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als wieder ein mit dickem Fell bedeckter Körper vom Untergrund abhob und sich gegen unseren Suzuki katapultierte. Er krachte gegen die Fahrertür mit einer derartigen Wucht, daß das Auto anfing zu zittern. Marek hielt sich am Haltegriff fest. Er verfluchte die vierbeinige Brut und starrte dann nach vorn, wo der erste Wolf noch immer auf der Haube hockte und sich jetzt beruhigt hatte. Er starrte aus seinen runden Augen in den Wagen.
Aber welche Augen!
Wenn Tiere jemals Heimtücke, Mordlust und Bosheit in sich vereinigten, dann setzte sich der Blick aus diesen Attributen zusammen. Wir konnten einen Schauer nicht vermeiden. Gänsehaut rann kalt die Rücken hinab, und auf meiner Handfläche sammelte sich der Schweiß in kleinen Tropfen, die zu einer Schicht verschmierten.
Ich sah auch die gelben Zähne, die danach gierten, Fleisch aus Körpern zu reißen, zuvor allerdings mußten sie sich mit der Frontscheibe beschäftigen, und die war hart genug.
Die anderen beiden Tiere umliefen den stehenden Wagen mit offenen Schnauzen und heraushängenden Zungen. Atemwolken dampften wie graue Nebel vor den Mäulern, und ich sah kein weiteres Tier, als ich die Umgebung beobachtete.
»Okay, sie haben ihren Spaß gehabt«, sagte Suko und drehte mir seinen Kopf zu. »Was machen wir? Bleiben wir sitzen? Verbringen wir hier den Rest der Nacht? Warten wir darauf, bis es der Vampir-Familie einfällt, das Schloß zu verlassen?«
»Bestimmt nicht.«
»Dann also raus.«
»Genau.«
Marek bewegte sich, er wollte die Tür öffnen, nur hatte ich etwas dagegen. »Nein, du nicht. Auf keinen Fall. Du mußt bleiben.«
»Warum denn?«
»Du hast genug durchgemacht. Mit den Wölfen werden wir allein fertig, glaub mir.«
Er regte sich auf. »Bin ich euch zu alt? Verdammt! Sagt es, wenn ihr so denkt. Ihr könnt es ruhig sagen und…«
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er schüttelte sie wütend ab. »Das hat damit wirklich nichts zu tun, Frantisek. Deine Zeit kommt noch. Die Wölfe übernehmen wir, du bist für die Vampire zuständig. Einverstanden?«
Er brummte irgendwas.
Ich nahm es zumindest als Einverständnis entgegen und gab Suko durch ein Nicken bekannt, daß ich einverstanden war.
Er legte die Hand auf den Türgriff.
Ich tat es ebenfalls.
Gleichzeitig erhob sich der Wolf auf der Kühlerhaube. Bisher hatte er nur gehockt, jetzt aber schien es, als hätte er sich zu etwas entschlossen.
Plötzlich wuchtete er seinen Körper vor. Wir kamen nicht dazu, unser Vorhaben auszuführen, denn diesmal hielt die Scheibe dem Druck und der Gewalt nicht stand.
Sie zerbröselte in unzählige Teile. Das Zeug spritzte uns wie Schnee entgegen, und ich sah noch, wie Marek die Arme vor sein Gesicht riß, um sich zu schützen, dann sprang der verfluchte Wolf genau zwischen Suko und dem Pfähler in das Fahrzeug…
***
Das Tier war größer, als wir gedacht hatten. Es füllte den Zwischenraum aus. Es bewegte hektisch seinen Kopf nach rechts und links, das Maul weit geöffnet, als könnte es sich noch
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