Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis euch der Pfähler holt!

Bis euch der Pfähler holt!

Titel: Bis euch der Pfähler holt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ravensteins hatten sie bestimmt nicht eingesetzt.
    Marek war in der Mitte des Raumes stehengeblieben. »Er kann sich doch nicht aufgelöst haben, John. Was ist mit ihm geschehen?«
    »Es gibt Ausgänge.«
    »Wo denn?« knirschte der Pfähler.
    Ich zeigte ihm ein kurzes Lächeln. »Das ist für uns nicht so einfach, Frantisek, für ihn schon. Außerdem haben wir noch nicht alles durchsucht und ausgeleuchtet. Irgendwo gibt es sicherlich einen Ausgang, eine Tür oder so etwas.«
    »Meinst du?«
    »Denkst du an etwas anderes?«
    »Ja, an das Fenster.«
    »Kann auch hinkommen. Dazu hätte eines hier offenstehen müssen. Oder glaubst du, daß Ravenstein nach draußen geklettert und weggeflogen ist.«
    »Dann hätte er sich verwandeln müssen.«
    »Wäre das so unwahrscheinlich? Sind Vampire nicht auch Fledermäuse? Ich denke nur an Mallmann, der dies leider immer wieder schafft und mir so schon mehrmals entwischt ist.«
    Der Pfähler wußte auch keine Antwort mehr und zog sich von mir zurück.
    Ich ging weiter meiner Fenster-Theorie nach. Welche ich mir auch anschaute, sie waren allesamt verschlossen. Die Scheiben hatten einen Grauschimmer bekommen. Aus Staub, Schnee und Eis setzte sich diese Schicht zusammen und erschwerte die Sicht.
    Als ich Mareks scharfes Lachen hörte, wußte ich, daß er etwas entdeckt hatte. »John, hier ist eine Tür. Du brauchst nicht erst nach den Fenstern zu sehen.«
    »Und wo führt sie hin?«
    »Keine Ahnung.« Er räusperte sich. »Wenn du näher kommst, kannst du es selbst sehen.«
    Ich tat ihm gern den Gefallen, ging hin und mußte lächeln, als ich die Tür sah. Sie war einfach zu schmal, sie paßte von den Proportionen her nicht in diese große Halle hinein. Wenn ich daran dachte, daß sich hier einmal Zimmer befunden hatten, relativierte sich dieser Vergleich. »Bleib du zurück«, flüsterte ich Marek zu und probierte, ob die Tür überhaupt offen war.
    Sie war es.
    Ich drückte mich durch den Spalt in einen kalten, leeren und dunklen Flur. Der Lampenstrahl stach eine Schneise hinein, die sich in der Finsternis verlor oder so wirkte, als würde es von ihr aufgesaugt werden.
    »Nichts?«
    »So ist es.«
    Marek tippte mich an. »Wir müssen weiter, John. Ich spüre, daß wir bald auf den einen oder anderen Blutsauger stoßen werden. Die sind raffiniert, die halten sich nur versteckt, um uns überraschen zu können. Ich rieche ihre Nähe.«
    Er war wie vom Fieber gepackt. Seine Stimme zitterte ein wenig, und als ich ihn anschaute, da sah er aus, als würde er frieren. Hier gab es keine Fenster mehr. Dieser Gang führte wie eine Röhre durch das verdammte Schloß, und ich fragte mich schon jetzt, wo er sein Ende finden würde.
    Möglicherweise war er ein geheimnisvoller Zugang, der die einzelnen Trakte des Schlosses miteinander verband, der jedoch nur bestimmten Personen bekannt war.
    Ich leuchtete auch gegen den Boden. Er war glatt. Im Laufe der Jahre hatte sich viel Schmutz angesammelt, Feuchtigkeit war hinzugekommen und hatte diesen Dreck zu einem rutschigen Film werden lassen, auf dem wir uns vorsichtig bewegten.
    Kälte umschloß uns. Der Atem dampfte vor unseren Lippen. Die dicken Mauern hatten die Temperatur nicht abhalten können. Ein Luftzug erwischte mein Gesicht.
    Ich blieb stehen.
    »Hast du was gemerkt?« flüsterte Marek hinter mir.
    Ich erklärte es ihm.
    »Und?«
    Die Antwort gab mir der Lichtbalken, denn er hatte als Ziel eine weitere Tür getroffen. Ein graues Stück Holz, sehr niedrig, so daß ich den Kopf einziehen mußte. Ich zerrte die Tür auf.
    Alte, verbrauchte Luft strömte uns entgegen. Sie roch nach Moder – der richtige Rahmen für irgendwelche Blutsauger, die sich in der Tiefe des Kellers verbargen.
    Denn es ging tief hinab. Eine Steintreppe führte im Bogen in die unterirdischen Regionen des Schlosses, und Marek, der neben mir stand, nickte einige Male.
    »John, das ist genau der Ort, wo wir sie finden können«, keuchte er. »Da unten, wo die Treppe aufhört, müssen wir hingehen, und dann haben wir sie.«
    »Oder sie uns.«
    Er lachte leise. »Du bist ein Witzbold.«
    Nach Witzen war mir nicht zumute. Aber ich wollte es wissen und fing damit an, die Treppe hinabzugehen. Alte Stufen, ausgetreten, mit Mulden in der Mitte. Eine Wand, die ebenso feucht schimmerte wie der Belag der Treppe.
    Die Luft war kalt. Sie drang widerlich schmeckend in meinen Mund.
    Hinter mir räusperte sich Marek, auch ihm gefiel die Luft nicht. Dann fluchte er, weil er sich an einer

Weitere Kostenlose Bücher