Bis euch der Pfähler holt!
vorgestellt hatte.
»Wenn ihr nach oben gehen wollt, dann schaue ich nach, ob es hier tatsächlich Keller und Verliese gibt.«
»Das muß so sein«, sagte Marek.
»Also?«
»Ist klar.«
Beide luden wir unsere Waffen nach. Wir sprachen uns auch ab, daß wir uns in höchster Gefahr durch einen Pfiff bemerkbar machten, vorausgesetzt, wir kamen noch dazu. Ansonsten konnten wir uns nur viel Glück wünschen.
Suko ging zur Seite und schnappte sich einen der Kerzenständer. Marek und ich stiegen die Treppe hoch. Endlich Stufen ohne Schnee, aber was uns in der Finsternis erwartete, wußten wir auch nicht. Möglicherweise führte der Weg ganz woanders hin, wobei ich auch an die zahlreichen Türme des Gemäuers dachte…
***
Suko hatte so lange gewartet, bis seine Freunde nicht mehr zu sehen waren und hatte sich erst dann der Wand genähert, wo sich im Kerzenlicht einige Türen abzeichneten.
Suko drückte und rüttelte an verschiedenen Klinken. Er fand alle Türen, die er ausprobierte, verschlossen, bis auf eine. Vom Holz her war sie dicker als die anderen, und sie ließ sich auch nur schwer öffnen. Suko lehnte sich mit der Schulter dagegen, in der anderen Hand hielt er den schweren Leuchter.
Die Flammen bewegten sich im Windzug, wurden aber nicht gelöscht, als er die Dunkelheit hinter der Tür betrat, einen schmalen Gang, bestehend aus alten, modrigen Mauern, auf dessen Oberflache weißlich-grüner Schimmel schimmerte.
Suko wußte nicht, wohin der Gang führte. Er mußte früher einmal benutzt worden sein, denn er sah einige zusammengebrochene Stühle oder Bänke auf dem Boden liegen. Auch dieses Holz war bereits feucht und modrig geworden.
Suchend setzte er seinen Weg fort und fand keinen Ausgang, der ihn in einen anderen Teil oder in den Keller des alten Schlosses gebracht hätte.
Der Steinboden war im Laufe der langen Jahre glatt geworden.
Feuchtigkeit bildete einen regelrechten Schmierfilm. Das Licht der Kerzen tanzte, es schuf Schatten, die gewaltig an den Wänden entlanghuschten, als wollten sie später nach Suko greifen und ihn erdrücken. Sein Weg brachte ihn trotzdem zu einem Ziel.
Es war eine weitere Tür, die sich im flackernden Kerzenschein abzeichnete. Suko hoffte, daß er auch hier Glück hatte und sie nicht verschlossen fand.
Eine Klinke war nicht vorhanden. Er mußte sich schon mit einem Griff begnügen.
Suko umfaßte ihn und zerrte die Tür auf. Sie bewegte sich leichter als die letzte, und schon beim ersten entstehenden Spalt spürte er die kalte Luft, die über sein Gesicht strich. Er hatte das Gefühl, nach draußen zu gehen, das wiederum stimmte nicht, denn zwei Schritte später sah er auch, wo er sich befand, obwohl die Flammen Druck bekommen hatten und so gut wie waagerecht lagen.
Suko blieb in seiner neuen Umgebung stehen und hob den Leuchter so hoch wie möglich. Weit waren die Wände nicht von ihm entfernt, und sie wiesen noch eine Besonderheit auf, denn sie waren rund. Suko schloß daraus, daß er sich in einem Turm befand.
Das hätte er sich eigentlich denken können, da es genügend Türme gab, die das Schloß schmückten. Sie gefielen ihm und würden möglicherweise auch den Vampiren gefallen, denn wo konnte man bessere Verstecke finden als in einem Turm.
Türme ohne Treppen gab es nur selten oder überhaupt nicht. Deshalb suchte Suko auch nach einer Wendeltreppe, denn er hatte keine Lust, hier unten stehenzubleiben. Er wollte hoch, auch wenn ihm die Stufen mehr als dürftig vorkamen und er befürchtete, daß sie unter seinem Gewicht nachgeben könnten.
Die ersten waren aus Holz gebaut. Sie zeigten sich weich, drückten sich auch durch, aber später änderte sich das Material. Da war die Treppe aus Stein.
Auf den Halt konnte sich Suko verlassen. Sogar ein altes Geländer diente ihm als Stütze.
Er schleppte den Leuchter auch weiterhin mit, obwohl ihm das Eisengestell allmählich zu schwer wurde, aber das war ihm egal. Schritt für Schritt gewann er an Höhe, freute sich, daß er schwindelfrei war und ihm die Drehungen der Treppe nichts machten.
Kein Vampir war zu sehen.
Suko hielt den Kopf zurückgelegt. Er schaute in die Höhe, er wollte etwas erkennen, doch über ihm ballte sich die Finsternis.
Die ersten Luken sah er später. Sie waren in das Mauerwerk eingelassen und erinnerten Suko an Schlitze, durch die er nur Ausschnitte des Himmels sehen konnte. Hier und da funkelte ein ferner Stern, der Mond geriet nicht in seinen Blickkreis, aber Hoffnung gab ihm das auch
Weitere Kostenlose Bücher