Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
reichen Schlossherrn angestellt ist. Aber eines Tages kommt es zu einer Störung. Der Schlossherr stirbt und er muss seine gewohnte Umgebung verlassen. Er muss hinaus in die wirkliche Welt, die er bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Der Fernseher war seine einzige Verbindung zur Außenwelt. Er packt also seine Sachen zusammen, auch die Fernbedienung, und tritt ein in die wahre Wirklichkeit, in der Programme laufen, die ihm nicht gefallen. Eine jugendliche gang bedrängt ihn, er nimmt die Fernbedienung und will sie wegzappen. Aber es geht nicht. Er muss feststellen, dass er keinen Einfluss auf die Szene hat.
Später im Film erlangt er dann doch eine immense Macht, denn aufgrund seines gärtnerwissens und seiner ehrlichen Art wird er Präsident der USA, wo er im Oval Office sitzt und mit seiner Fernbedienung die Welt regiert.
Immer noch am Flughafen. Unwirsch wartet auf den Flug nach Berlin, der inzwischen zwei Stunden Verspä tung hat. Eine Flughafendurchsage: »Herr Hubert Un wirsch wird zur Information gebeten! Herr Hubert Un wirsch, gebucht auf den Flug von München nach Berlin, wird zur Information gebeten.«
Er wählt am Handy eine Nummer.
Harald? Bist du immer noch bei Trudilein? Das ist aber nett.
Ich bin immer noch am Flughafen. Ich habe grade eine Aufforderung bekommen, zur Information zu kommen. Ich vermute, dass mich die Staatsanwaltschaft dort erwartet. Ich wollte mal hören, wie es ausschaut? - Qualig sitzt in Untersuchungshaft! Aha. Na ja, bei der Ehrlichkeit wundert mich das nicht. - Wesendonk ist in psychiatrischer Behandlung! Der hat es ganz angenehm erwischt. Und du? - Auf dem Weg nach Barcelona! Mit dem Zug. gut. Mit Trudilein. Sag mal, findest du nicht, dass das jetzt ein bissl viel Betreuung ist? -
Aha, Liebe. Du meinst, das wär Liebe. Ja, da kann man nichts machen. Tschau und tschüss.
Beendet das Gespräch.
Der Flug ist eben gestrichen worden. Ich glaub, den Termin mit Kuhlke kann ich vergessen.
Seltsam. Heute in der Früh habe ich mir das alles ganz anders vorgestellt. Aber so ist das. Manchmal macht man sich eine Vorstellung davon, was passieren soll, und dann passiert etwas ganz anderes. Und dann wieder passiert etwas, was sich kein Mensch vorgestellt hat.
Ein Rätsel.
Ich glaub, jetzt brauch ich Beratung.
Blackout.
Die Bühne wird langsam dunkel.
Zugaben
Zugaben gibt es gleich vier: meine Reden auf dem Nockherberg 2004 bis 2006 und einen Vortrag in der Katholischen Akademie in München. Letzterer allerdings hat es in sich - wenn man den Zuhörerreaktionen glauben schenken darf. Es gab wohl gläubige, die sich in ihren religiösen gefühlen verletzt sahen. Die Katholische Akademie in München hatte mich eingeladen, einen Vortrag zu halten zum Thema »Humor und glauben«. Der Andrang war so groß, dass der Vortrag auf Videowände in die Nebenräume übertragen werden musste. Viele Zuhörer kamen danach zu mir und baten mich um das Manuskript, weil sie meine Ausführungen noch einmal nachlesen wollten. Natürlich stimmte ich sofort zu, musste aber einschränkend um geduld bitten, weil das Vortragsskript zunächst zur Redaktion nach Rom geschickt werden sollte. Die Reaktionen sind bisher sehr verhalten, um ehrlich zu sein, gleich null. Zwischenzeitlich erschien eine gekürzte Version in der Debatte, der Zeitschrift der Katholischen Akademie. Zum Teil war ich selber überrascht, was mir da alles eingefallen war, und ich konnte mich der Vermutung nicht erwehren, dass mir der Heilige geist bei der Verfertigung meiner gedanken Beistand geleistet hatte. Da die Aufforderungen an mich, das Manuskript endlich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, immer drängender wurden, haben sich der Heilige geist und ich entschlossen, die Reaktionen aus Rom nicht abzuwarten, sondern das Skript der aufgeklärten Leserschaft in die Hand zu geben.
Humor und Glauben
Jonas in der Katholischen Akademie, werden einige staunen. Was macht denn der da, ist der überhaupt kompetent? Die Frage ist berechtigt. Mir fehlt die akademische Qualifikation. Ich kann keinen Hochschulabschluss vorlegen, keinen Magister, keine Promotion, nichts, was man normalerweise erwarten darf, wenn einer an das Rednerpult einer ehrwürdigen Akademie tritt. Alles, worauf ich verweisen kann, ist ein mäßiges Abitur, das ich immerhin an einem bayerischen gymnasium abgelegt habe, und einige Siegerurkunden, die ich bei den Bundesjugendspielen mühsam errungen habe. Die paar Seminarscheine, die ich während meines
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