Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
mit dir.« Jammerte sie: »Ham mir denn ois foisch gmacht?«
Ich rief bei der Staatsanwaltschaft an und fragte, was passiert, wenn ich nicht käme.
»Dann lass ich Sie durch die Polizei vorführen!«
»Dann werde ich also mit dem Auto abgeholt?«, fragte ich kleinlaut, ohne gespür für die Frechheit, die in meiner Frage lag.
Ich begab mich also freiwillig, ohne polizeiliche Vorführung, zur Staatsanwaltschaft, wo mich der Dr. Fuchs sehr freundlich in sein Amtszimmer bat.
»Was habt ihr euch denn dabei gedacht?«
»Ich sag nichts.«
»Sie müssen nichts sagen. Aber besser ist es schon, wenn Sie eine Aussage machen. Ich kann das Verfahren auch einstellen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, und wenn ich am Ende des Ermittlungsverfahrens zu dem Schluss komme, dass die Ergebnisse der Ermittlungen nicht ausreichen für eine Anklage, dann stelle ich das Verfahren ein, aber dazu müssen Sie eine Aussage machen.«
Ich verweigerte die Aussage. Und schließlich wurde das Verfahren eingestellt.
Ich habe dann auch gleich meine Beziehung zur katholischen Kirche eingestellt und bin nicht Pfarrer geworden.
Aus heutiger Sicht verdanke ich also der katholischen Kirche, dass aus mir ein Kabarettist geworden ist.
Aufgrund dieser geschichten können Sie jetzt sicher nachvollziehen, dass ich sofort begeistert zugesagt habe, als mich der Präsident der Katholischen Akademie, Dr. Florian Schuller, gefragt hat, ob ich diesen Vortrag halten möchte.
Nach meiner bisherigen Erfahrung ließen sich glaube und Humor nur sehr schwer miteinander vereinbaren. Aber ich wollte es genauer wissen. gibt es vielleicht doch eine heimliche Verbindung von Humor und glauben? gibt es einen humorvollen glauben, oder einen gläubigen Humor? Was ist überhaupt Humor? So leicht, wie ich zunächst dachte, diese Fragen beantworten zu können, so schwer fiel es mir, griffige Antworten zu finden. Also fing ich zu lesen an und tauchte immer tiefer in das Thema ein, bis meine Familie etwas humorlos fragte, ob es noch etwas anderes gäbe auf der Welt als diesen saudummen Vortrag? Momentan nicht, antwortete ich ebenso humorlos. Aber komisch war es schon, dass ich in meinem alten Schott aus den 50er-Jahren Episteln auf Lateinisch las und in der Bibel auf die Pirsch ging nach komischen Stellen. Es gibt einige davon.
Könnte man vielleicht sogar das Neue Testament insgesamt als parodistische Erzählung lesen auf eine Heilsgeschichte, die bei der Entstehung der Schrift im vorderasiatischen Raum kursierte und dafür den Anlass gab? Anspielungsreich ist die Bibel in jedem Fall. Ständig werden von den Autoren Bezüge zu anderen Stellen im Alten Testament hergestellt. Als Jesus 40 Tage in der Wüste fastet und der Teufel ihn reinlegen will, oder wie es korrekt heißen muss versucht, sagt er ziemlich hinterfotzig: »Wenn Du gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, dass er zu Brot wird!« Ich habe immer überlegt, warum der Teufel so blöd daherredet. Wenn er nämlich weiß, dass Jesus der Sohn gottes ist, weiß er auch, dass er den Stein in Brot verwandeln könnte. Aber es scheint so zu sein, dass er es nicht weiß. Und Jesus weiß vielleicht auch noch nicht, dass er der Sohn gottes ist. Vielleicht hat er keine Ahnung. Aber wenn er es ist, dann könnte er es auch zugeben. Macht er nicht. Stattdessen antwortet er: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.«
Ich fand diese Antwort immer komisch. Und leider steht in der Bibel nichts darüber, wie der Teufel darauf reagiert hat. Vielleicht hat er ja gelacht. Spielt vielleicht Jesus mit seiner Bemerkung auf eine andere Stelle in der Schrift des Alten Testamentes an? Nämlich auf die Speisung des auserwählten Volkes mit Manna. Macht er vielleicht sogar eine kabarettistische Anspielung? Der Teufel kennt die Stelle bestimmt. Ich geh davon aus, dass er die Anspielung erkannt hat in dem Dialog mit Jesus. Ich bin sicher, die beiden haben sich auf hohem intellektuellem Niveau unterhalten. Und so wie die beiden miteinander reden, war das nicht der erste Small-Talk in der Wüste, den sie zusammen hatten.
Noch eine Stelle hat mich zum Lachen gebracht. Als Jesus seine Jünger rekrutiert, trifft er auf Philippus und sagt zu ihm: »Folge mir nach.« Und er folgt ihm ohne Widerrede nach. Sie kommen zu Nathanael, und Philippus stellt Jesus vor, als den Sohn Josefs aus Nazaret. Und Nathanael sagt zu Jesus: »Aus Nazaret? Kann von dort etwas gutes kommen?« Zweifellos eine Pointe. Das ist genauso, als wenn jemand heute sagt: Ich komme
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