Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
vielleicht auch Einsparungen im Hühnerstall vorzunehmen sind. Sozusagen, dass das eine oder andere Ei auch mal in der Uni gelegt wird. Wissen Sie, wo man noch sparen könnte? Wenn man zwei bis drei Ministerien zusammenlegen würde. Zum Beispiel zum Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Bildung. Der Wald kommt allerdings ins Finanzministerium. Der Faltlhauser kennt sich da aus - der steht gern im Wald.
Der Faltlhauser, der hat gute Ideen, der möchte die bayerischen Staatsforste in Österreich verkaufen. Da tät ich noch ein bissel warten und mit dem Kollegen Wiesheu darüber sprechen, der ist grad ziemlich sauer auf die Ösis, weil die bayerische Firmen abwerben und mit Standortvorteilen locken. Herr Faltlhauser, da müssen wir dagegenhalten. Ich schlag vor, dass wir unsere Saalforste in Österreich nicht verkaufen, sondern mit Bayern besiedeln und einen Zaun drum rum bauen. Das wird der bayerische gazastreifen in Österreich. Und den Watzmann machen wir zu den bayerischen golanhöhen. Da lassen wir die gebirgsjäger einmarschieren. Müssen wir bloß noch überlegen, wo wir das Geld für diesen Feldzug hernehmen. Ist eigentlich kein Problem, da sparen wir noch ein gericht ein und einen Neujahrsempfang, dann haben wir das schon beieinander.
Vielleicht hat der Wiesheu noch was übrig, der spart wirklich vorbildlich.
Der kümmert sich um den Nahverkehr und die Wirtschaft. Er setzt sich für Schneekanonen ein, der lässt es kalt werden, wenn es sein muss, dann organisiert er einen Winter und passt auf, dass keiner friert - bildlich gesprochen. Wenn der sein Ministerium betritt, sinkt die Temperatur, hab ich gehört. Man nennt ihn auch Otto, die Sparflamme. Er kürzt vorbildlich seinen Etat, um 17,6 Prozent, aber unter dem Strich ändert sich eigentlich nichts.
Herr Wiesheu, genial finde ich, wie Sie das Mittelstandskredit-Programm kürzen. Sie sollen gesagt haben: »Da die Konjunktur lahmt, werden weniger Kredite abgerufen, weil die Unternehmer dann nicht investieren.« Da ist ja eine Logik drin.
Da müssen Sie den Clement direkt bitten, dass er Ihnen den Aufschwung noch a bissel bremst, damit Sie leichter sparen können.
Früher oder später soll’s ja aufwärtsgehen. Zukunft ist angesagt. Auf allen Politikfeldern. Steuergesetzgebung, da wollten Sie ja die große Vereinfachung. Der Bierdeckel war ja da schon als Vorlage im gespräch, aber jetzt werden es doch zwei Bierdeckel werden. Weil doch wieder eine Menge Vereinfachungen dazugekommen sind.
Einfach soll’s werden. Ja, warum denn? Das hört sich so an, als wäre unser Steuerrecht kompliziert. Ich glaube es nicht. Wenn einer wie der Eichel Finanzminister werden kann - und der ist von Haus aus Lehrer -, dann kann das Steuerrecht nicht so kompliziert sein.
Die Merkel wollte den großen Wurf. Der Merz wollte auch den großen Wurf. Alle wollten den großen Wurf. Und auf einmal habt ihr eure Konzepte mit einem ganz großen Wurf in die Schublade reingeworfen. Aber jetzt haben der Merz und der Faltlhauser die Schublade wieder aufgemacht, und wie’s jetzt ausschaut, ist aus dem großen Wurf doch eher ein ballistischer Rohrkrepierer geworden.
Das wär’s jetzt von meiner Seite. Von Ihrer Seite kann’s das ja noch nicht gewesen sein. Und falls es das von Ihrer Seite schon gewesen sein sollte, dann wird bei der nächsten Wahl nur noch ein Drittel der Wahlberechtigten zum Wählen gehen. Aber das macht ja nichts. Weil wir wissen ja, je weniger zum Wählen gehen, desto mehr Stimmen kriegt die CSU. Und wenn irgendwann mal überhaupt keiner mehr zum Wählen geht, dann langt praktisch eine einzige Stimme für die Drei-Drittel-Mehrheit.
»Ziehet den neuen Menschen an«, fordert der Apostel Paulus. Da herin hockt keiner, der ihn schon angezogen hätte. Vielleicht weiß keiner, wie er ausschaut, der neue Mensch. Kann sein. Auf jeden Fall ist das einer, der wieder von einer Mehrheit gewählt werden würde. Und das müsste doch Anreiz genug für euch sein. Ihr könntet ja nächstes Jahr mal probeweise alle in der Kutte kommen.
Prost, gemeinde!
Rede auf dem Nockherberg 2005
Liebe Salvatorgemeinde!
Der heilige Apostel Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther: »Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde.«
So, wie’s ausschaut, haben sich viele von Ihnen diese Worte des heiligen Paulus zu Herzen genommen. Viele sind zu Narren geworden! Auf gut Bayerisch könnt man auch sagen:
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