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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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sagt er.
    Doch ich habe bereits den Türgriff in der Hand, und auf einmal geht es nicht mehr nur um heute Abend. »Das will ich schon seit zwei Jahren machen.«
    »Okay, also gut.« Mike redet so schnell, dass er beinahe über seine eigenen Worte stolpert. »Aber sei wenigstens so schlau und mach es nicht vor denen.« Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter. »Er braucht nur den kleinen Finger zu heben. Du hättest nicht die geringste Chance.«
    Ich schwanke und schätze die um Logan versammelte Meute ab. Zehn, fünfzehn Leute?
    »Lass mich da reingehen«, sagt Mike. »Ich bringe ihn zu dir raus.«
    Ich spucke aus. »Nix da.«
    »Was glaubst du, was Viv von mir erwarten würde, Cam? Dass ich hier stehe und dabei zuschaue, wie sie dich abschlachten?«
    Wieder dieses Ziehen in der Brust. Zähneknirschend sage ich: »Du hast zwei Minuten.«
    Er geht hinein, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Ich beobachte nicht, wie er auf Logan zugeht, sondern biege um die Ecke, wo man mich nicht sehen kann, und spähe durch ein anderes Fenster hinein. Ein Junge und ein Mädchen sitzen in einer Nische in der hintersten Ecke. Ihre Gesichter kann ich nicht erkennen, aber sie schmusen und lächeln sich an, abgeschottet von dem Wirbel nach dem Training, der um sie herum tobt.
    Logan kommt aus dem Eingang gestürmt und zieht Tash hinter sich her wie ein Spielzeug. Mike folgt ihnen. Ein paar Leute drinnen zeigen zu den Fenstern, aber sonst kommt niemand heraus.
    »Du hast mir was zu sagen, Pike?«
    Er steht mit leicht gespreizten Beinen da, die Arme an den Seiten. Nicht auf Konfrontation aus.
    Wir messen uns mit Blicken, und seine Augen sind klar, doch dann sehe ich es – das höhnische Grinsen, das um seine Mundwinkel zuckt. Das ist alles nur ein beschissenes Spiel für ihn.
    Ich hole zu einem Hieb aus, und Tash kreischt los, doch bevor meine Faust auf ihm landen kann, zieht Mike mich an den Schultern zurück.
    »Wenn du dich mit mir anlegen willst, dann mach es offen, von Mann zu Mann, du Arsch!«, brülle ich.
    Logan weicht nicht von der Stelle, obwohl ich seine Nase nur um wenige Zentimeter verfehlt habe. Das Grinsen ist weg, doch er sieht eigentlich mehr verärgert aus als sonst was. Ich ramme Mike meinen Ellbogen in den Bauch, woraufhin er mich loslässt und hustend nach Atem ringt.
    »Lass mich verdammt noch mal in Ruhe!«
    Logan streicht unbeeindruckt seinen Ärmel glatt, zumal sein Gesicht keine Bekanntschaft mit meiner Rechten gemacht hat.
    »Hör mal, Pike, ich hab keine Zeit für so etwas«, sagt er gelangweilt. »Such dir professionelle Hilfe.« Er legt seinen Arm um Tashs Taille und macht Anstalten, wieder hineinzugehen.
    »Du bezahlst dieses Mädchen …« Meine Stimme versagt. »Um mir einzureden, dass ich verrückt bin.«
    Logan bleibt stehen und wechselt einen Blick mit Mike. Dann sieht er mich an.
    »Pike, ehrlich, das braucht dir doch niemand einzureden, oder?«

ZEHN
    A lle halten mich für übergeschnappt.
    Ich sitze auf dem Bordstein hinter dem Fast Break und starre auf eine Zigarettenkippe und einen platt gefahrenen Kronkorken zu meinen Füßen. Der Parkplatz riecht schwach nach Benzin. Ich picke an einem Fingernagel herum. Mike ist vor etwa einer Stunde gegangen und hat gesagt, ich soll ihn anrufen. Gegen Mitternacht leert sich das Restaurant, schließlich ist morgen wieder Schule. Jemand stolpert über mich, als er einen Müllsack zum Container trägt. Ich rege mich nicht und sitze noch lange da, nachdem die Neonlichter hinter mir erloschen sind.
    Ich sollte nach Hause gehen.
    Ich rappele mich hoch und wende mich in die entsprechende Richtung. Mein Bett wartet dort auf mich, bereit, mich zum morgigen Tag hinüberzutransportieren und zum nächsten und zum übernächsten. Ich setze einen Fuß vor den anderen, doch nachdem ich mich in Bewegung gesetzt habe, steuere ich nicht mehr unser Haus an.
    Beim Strommast angekommen, bin ich total außer Puste. Ich weiß nicht mehr, wann ich angefangen habe zu laufen, aber danach konnte ich mich nicht mehr bremsen, selbst als mein Bein anfing, höllisch wehzutun.
    Da muss etwas sein – irgendein Beweis, dass das Ganze wirklich passiert ist. Ich bin nicht verrückt.
    Ich lehne mich an das dunkle Holz, um nicht zusammenzuklappen. Eine von den Trauerkarten flattert auf den Bürgersteig. Als ich wieder Luft holen kann, ohne dass meine Lunge wie Feuer brennt, mustere ich den Schrein. Abgestorbene Blütenblätter liegen auf dem Boden; ich hätte letzte Woche frische Blumen

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