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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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 Quebec in
die Territories ist lang und strapaziös. Man geht davon aus, daß die Mädchen
bei ihrer Ankunft alt genug für eine Ehe sein werden – vielleicht sogar mehr
als alt genug. Außerdem wollen die Trapper und Eisfischer gar keine älteren
Mädchen. Mr. Halliday, die Hauptfigur unter den Trappern und Jacks zukünftiger
Ehemann, sagt, als die Bestellung aufgegeben wird: »Ich will eine richtig junge
Frau, verstanden?«
    In dem Stück machen sich vier junge Mädchen auf die Reise in den
Westen, begleitet von der grausamen Aufpasserin Madame Auber, die eins an einen
Schmied in Manitoba und eins an einen Viehzüchter in Alberta verkauft. Diese
beiden bedauernswerten Bräute sprechen nur Französisch. Obgleich sie selbst
ebenfalls Französin ist, hat Madame Auber nur Verachtung für sie übrig. Die
beiden verbleibenden Mädchen schaffen es in die Territories. Die eine, Sarah,
eine zweisprachige Stotterin, wird von ihrem frischgebackenen Ehemann auf einem
Hundeschlitten entjungfert, worauf sie einfach davongeht in die verschneite
Weite und in einem Schneesturm erfriert.
    Jack spielte die andere, Darlin’ Jenny, die mit Erfolg um ein
Ausbleiben ihrer ersten Periode – ihrer »Menses«, wie es im Stück heißt –
betet. Sie weiß, daß sie, wenn sie blutet, alt genug sein wird, um Mr.
Hallidays Frau zu werden – das jedenfalls ist Mr. Hallidays krude Sicht der
Dinge. Und so gelingt es Jenny mit reiner Willenskraft, unterstützt durch ihre
Gebete, ihre erste Blutung hinauszuschieben. Dieser Teil der Handlung
erforderte die Erlaubnis von Jacks Mutter und einen verwirrenden Besuch der
Krankenstation, wo die junge Schulkrankenschwester Miss Bell ihn über die
»Tatsachen des Lebens« aufklärte – allerdings nur, soweit sie Mädchen betrafen, und hier in erster Linie die
Menstruation.
    Jack hatte an einem einzigen Tag seine ersten beiden echten Vulven
gesehen und war nicht überrascht, daß aus einer so kompliziert gestalteten
Öffnung regelmäßig Blut floß, doch man [294]  kann sich die Bestürzung vorstellen,
die diese Information hervorrief, als er irrtümlich folgerte, dies sei das lange erwartete Ereignis, nach dessen Spuren
Emma sein Bettlaken absuchte. Soviel Jack wußte, hatte sein Penis bis jetzt
nicht »gespritzt«. Daß Emma vielleicht gemeint hatte, er solle Blut spritzen,
beunruhigte ihn.
    Verständlicherweise beunruhigte Jacks Verwirrung die Schulschwester.
Miss Bell hatte mit vielen Mädchen über ihre erste Periode gesprochen, und
obwohl es ihr unangenehm war, das Thema Menstruation mit einem neunjährigen
Jungen zu erörtern, war sie jedenfalls dazu imstande. Nächtliche Ergüsse
dagegen fielen nicht in ihre Zuständigkeit. Sie war entsetzt, daß Jack einen
feuchten Traum für eine Monatsblutung hielt, konnte ihm aber den Unterschied
nicht erklären. »Höchstwahrscheinlich, Jack, wirst du es nicht einmal merken,
wenn du im Schlaf zum ersten Mal ejakulierst.«
    »Wenn ich zum ersten Mal was?«
    Miss Bell war jung und gewissenhaft. Als Jack die Krankenstation
verließ, wußte er mehr über Menstruation, als er wissen mußte. Doch er
fürchtete sich vor dem Schreckgespenst seines ersten feuchten Traums. Ein
nächtlicher Erguß, das klang wie etwas, dem man in der Fledermaushöhle des
Royal Ontario Museum begegnen mochte. Wenn Miss Bell recht hatte und Jack es
höchstwahrscheinlich gar nicht merken würde, daß er im Schlaf zum ersten Mal
ejakulierte, dann hieß das ja, daß er verbluten würde, ohne noch einmal zu
erwachen!
    In dem Stück war die Rolle von Jacks zukünftigem Ehemann Mr.
Halliday mit Virginia Jarvis besetzt, der imposantesten Walküre der dreizehnten
Klasse. Sie sah aus wie ein Trapper und war sowohl stattlich als auch weiblich
gerundet – ähnlich wie Emma Oastler und Charlotte Barford, doch Ginny war
älter. Ihr Schnurrbart war ausgeprägter als Emmas, und Mrs. Oastlers Push-up- BH hätte ihr niemals gepaßt. Vor der ersten Probe [295]  vertraute Emma Jack an, daß Ginny Jarvis eines der Mädchen aus der
dreizehnten Klasse war, die alles über Penisse wußten. Das andere war Ginnys
beste Freundin Penny Hamilton, die die böse Aufpasserin Madame Auber spielte.
(Penny hatte eine Zeitlang in Montreal gelebt und konnte einen französischen
Akzent, den alle in Toronto sehr witzig fanden.)
    Bei der Zwölftkläßlerin, die laut Emma ebenfalls alles über Penisse
wußte, handelte es sich um Pennys jüngere Schwester Bonnie. Sie war ebenfalls
Internatsschülerin. Penny Hamilton war ein

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