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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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sagte Emma. »Aber
ich wachse noch.«
    Die beiden halfen Tschenko, die Matten auszurollen, bevor sie in die
Umkleide gingen, um sich umzuziehen. Emma hatte keine Ringerschuhe, nur Socken.
»Ich werde mal nachsehen, ob ich ein [352]  Paar Schuhe für dich finde«, sagte
Tschenko. »In den Socken wirst du auf der Matte ausrutschen.«
    »Ich rutsche nicht so leicht aus«, sagte Emma.
    »Was meinst du – wieviel wiegt sie?« flüsterte Tschenko Jack zu, als
er nachsah, ob er ein Paar Schuhe für sie hatte, aber Emma hörte es.
    »Fünfundsiebzig Kilo, an einem guten Tag«, antwortete sie.
    »An einem guten Tag«, wiederholte Tschenko und sah ihr zu, wie sie
die Schuhe anzog.
    »Heute vielleicht sechsundsiebzigein halb «,
sagte Emma.
    »Du bist ein bißchen außerhalb von Jacks Gewichtsklasse«, gab
Tschenko zu bedenken.
    »Ich fange mit Ihnen an«, sagte Emma zu ihm. »Sie sehen groß genug
aus.«
    »Tja…«, sagte Tschenko, doch Emma war schon auf der Matte und
umkreiste ihn.
    »Vielleicht sollten Sie mir erst mal die Regeln erklären«, sagte
Emma. »Wenn es irgendwelche Regeln gibt, sollte ich die wohl kennen.«
    »Es gibt nicht viele, nur ein paar«, sagte Tschenko. »Du darfst den
Gegner nicht in die Augen stechen.«
    »Schade«, sagte Emma.
    Tschenko begann mit ein bißchen Griffkampf: Er griff einfach nach
Emmas Handgelenken, doch sie sah, worauf er hinauswollte, befreite sich aus
seinem Griff und packte ihrerseits seine Handgelenke. »Genau«, sagte Tschenko.
»Du scheinst ein gutes Gefühl für das Kontrollieren der Hände zu haben. Aber
immer daran denken: Wenn du nach den Fingern deines Gegners greifst, müssen es
immer mehrere sein, mindestens drei oder vier. Du darfst nicht einen Finger
allein packen und ihn biegen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du ihm den Finger brechen könntest«, sagte Tschenko. »Also ist
es verboten. Du mußt immer mehrere Finger greifen.«
    [353]  »Dann ist beißen wahrscheinlich auch verboten«, sagte Emma. (Sie
klang enttäuscht.)
    »Natürlich!« sagte Tschenko. »Außerdem darfst du nicht an den Haaren
ziehen oder am Trikot reißen. Und keine Würgegriffe«, fügte Tschenko hinzu.
    »Zeigen Sie mir einen Würgegriff«, sagte Emma.
    Er setzte eine Kopfklammer an, drückte ihren Kopf nach vorn und
preßte ihren Nacken mit dem über ihre Kehle gelegten Unterarm an die Brust.
»Das ist eine verbotene Kopfklammer«, erklärte er, »weil ich nicht auch noch
deinen Arm habe.« Er fuhr unter einem von Emmas Armen hindurch und setzte die
Klammer erneut an, doch diesmal übte sein Unterarm keinen Druck mehr auf ihre
Kehle aus. »Wenn du eine Kopfklammer ansetzt, mußt du einen Arm des Gegners
einbeziehen. Du darfst nicht einfach den Arm um seinen Hals legen und
zudrücken.«
    »Schade«, wiederholte Emma.
    Tschenko zeigte ihr den richtigen Stand und einen einfachen
Beinfasser. Er zeigte ihr das Aufziehen und das doppelte Aufziehen und wie man
vom Kopfpreßgriff zur Kopfklammer wechselte. » Mit einem Arm«, wie er nochmals betonte. Er zeigte Emma eine Schleuder; er ließ
sich sogar von Emma mit einer Schleuder auf die Matte legen. (Jack bemerkte,
daß Tschenko ein bißchen härter landete, als er gedacht hatte – kein Wunder,
bei Emmas Gewicht.) »Du hast gute…«, begann Tschenko, hielt inne und zeigte auf
ihre Körpermitte.
    »Hüften?« fragte Emma.
    »Gute Hüften, ja«, sagte Tschenko. »Deine Hüften sind das Stärkste
an deinem Körper.«
    »Das Gefühl hatte ich schon immer«, sagte Emma.
    Sie waren auf der Matte – Tschenko zeigte Emma gerade eine
Armklammer –, als Jack Mrs. Machado sah, die in ihrer Trainingskleidung zur
Matte gekommen war. Sie machte Dehn- und Streckübungen, doch er sah, daß sie
Emma argwöhnisch [354]  beäugte. »Wär ist das große Mädchän, mein Liebling?« fragte
sie ihn.
    Jack war so sprachlos wie in seinem Traum – er brachte kein Wort
heraus. Emma wälzte sich noch immer mit Tschenko auf der Matte herum. »Mrs.
Machado vergreift sich an Jack«, sagte sie zu Tschenko. »Sie hat seinen kleinen
Pimmel ganz wund gescheuert.« Tschenko setzte sich auf und starrte Jack und
Mrs. Machado an. Emma war bereits aufgestanden und ging auf die beiden zu.
    »Jack, hast du dem großen Mädchän unsär Geheimnis värraten?« fragte
Mrs. Machado.
    Es war kein fairer Kampf, sagte Tschenko später zu Boris und Pawel.
Emma bohrte die Finger in Mrs. Machados Augen, in beide Augen. Mrs. Machado schrie vor Schmerz und schlug die Hände vors Gesicht. Emma
packte

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