Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
Vom Netzwerk:
Anlaß mehr dafür sah, hatte ebenso zur Heilung beigetragen wie die
Tatsache, daß Mrs. Machados offenbar übergroßem Interesse für seinen Kleinen erfolgreich
Einhalt geboten worden war.
    »Fehlt sie dir, Jack?« fragte Emma ihn eines Nachts. Er stellte
fest, daß er einiges von dem, was sie mit ihm gemacht hatte, vermißte, nicht
aber Mrs. Machado selbst. Es war ihm peinlich, Emma von den Dingen zu erzählen,
die er vermißte. Sie sollte nicht denken, er sei ihr nicht dankbar dafür, daß
sie ihn vor Mrs. Machado gerettet hatte. Aber sie waren echte Freunde und
Trainingspartner. Emma verstand ihn. »Hört sich so an, als wärst du erregt und
verängstigt zugleich gewesen«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Ich will gar nicht daran denken, in was für Schwierigkeiten dein
Kleiner in Maine kommen könnte.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie waren in Emmas Zimmer. Ihr Bett war riesig – wenn man die
Stofftiere beiseite räumte, war viel Platz. Jack hatte nur seine Boxershorts
an, und Emma trug ein T-Shirt, das Boris oder Pawel ihr geschenkt hatte. Es
stammte von einem Wettkampf in [360]  Tiflis, aber man mußte schon Georgisch lesen
können, um den Aufdruck zu verstehen. Emma gefiel es hauptsächlich, weil es
löchrig und verwaschen war und ein paar alte Blutflecken hatte.
    »Zieh mal die Boxershorts aus, Jack.« Emma schlüpfte unter der Decke
aus dem T-Shirt und brachte dabei ihre Stofftiere ganz durcheinander. »Ich zeig
dir jetzt, wie du nicht in Schwierigkeiten kommst.«
Sie nahm seine Hand und legte sie auf seinen Penis. »Du kannst auch die andere
Hand nehmen, wenn dir das lieber ist«, sagte sie. »Mach’s einfach so, wie es am
bequemsten ist.«
    »Am bequemsten?«
    »Hol dir einen runter, Jack! Du weißt doch, wie das geht, oder?«
    »Wo runter?«
    »Sag bloß, das ist das erste Mal, Zuckerbär.«
    »Es ist das erste Mal«, sagte Jack.
    »Na gut, laß dir Zeit – du kommst schon noch dahinter. Du kannst
mich küssen oder mit der anderen Hand streicheln, aber tu irgendwas, verdammt!«
    Jack versuchte es. Wenigstens hatte er keine Angst. »Ich glaube, mit
der linken Hand geht es besser«, sagte er, »obwohl ich eigentlich Rechtshänder
bin.«
    »Es ist nicht so kompliziert wie eine Russische Armklammer«, sagte
Emma. »Wir brauchen das nicht in allen Einzelheiten zu besprechen.«
    Er umarmte sie, so fest er konnte – sie war so stark, so verläßlich.
Als sie ihn küßte, vergaß Jack nicht zu atmen – wenigstens nicht zu Anfang.
»Ich glaube, es funktioniert«, sagte er.
    »Versuch mal, nicht alles einzusauen«, sagte Emma. »War nur Spaß«,
fügte sie schnell hinzu.
    Es wurde immer schwieriger, sie zu küssen und dabei zu atmen, ganz
zu schweigen von sprechen. »Was machen wir hier eigentlich? Was ist das hier?«
fragte er Emma.
    [361]  »So wirst du in Maine über die Runden kommen«, sagte Emma.
    »Aber du wirst nicht dasein!« rief er.
    »Dann wirst du dir eben vorstellen, daß ich da bin – oder ich
schicke dir Fotos.« Oh, das Nordlicht, die Aurora borealis! »Na, wenn das nicht
eingesaut ist, weiß ich nicht, was eingesaut ist«, sagte Emma, während Jack
tief durchatmete. »Sieh dir das an. Sag bloß nie mehr, daß du mich nicht
liebst.«
    »Ich liebe dich, Emma«, platzte der Junge heraus.
    »Du mußt mir nichts schwören oder so«, sagte sie. »Daß du mein
bester Freund bist, ist schon wunderbar genug.«
    »Du wirst mir fehlen!« rief Jack.
    »Psst, nicht so laut, sonst hören sie dich noch! Gib ihnen nicht die
Genugtuung.«
    »Was?«
    »Du wirst mir auch fehlen, Zuckerbär«, flüsterte sie. Sie zog gerade
ihr T-Shirt wieder an – wieder waren die Stofftiere auf jede nur erdenkliche
Weise im Weg –, als Jack seine Mutter kommen hörte. Die Tür zu Emmas Zimmer war
nur angelehnt.
    »Warst du das, Jack?« rief seine Mutter. (Natürlich hatte er
ungewöhnliche Geräusche gemacht.)
    Emma und Jack wußten beide, daß er seine Boxershorts noch nicht
wieder angezogen hatte. Er wußte nicht mal, wo sein »Sommerpyjama« war, und
hoffte nur, daß das Ding unter der Decke lag. Sein Kopf ruhte an Emmas
Schulter, und sie hatte einen Arm um seinen Hals gelegt – locker, so daß es
nicht nach einer Kopfklammer aussah. Als Alice das Zimmer betrat, waren die
beiden unschuldig aneinandergekuschelt.
    »Ich hab geträumt«, sagte Jack zu seiner Mutter.
    »Ich verstehe.«
    »In meinem Bett hat er mehr Platz zum Träumen als in seinem«, sagte
Emma.
    »Ja, das sehe ich.«
    [362]  »Es war der Traum mit dem Graben«,

Weitere Kostenlose Bücher