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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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nicht umbringt,
dann eben mein Vaginismus.«
    »An Vaginismus kann man doch nicht sterben, oder?« sagte Jack, aber
Emma hatte den Mund voll. Sie zuckte nur die Schultern und aß weiter.

[546]  22
    Reibachszenen
    Batman und Lethal
Weapon 2 gehörten zu den Filmen, die 1989 groß abräumten, aber der Oscar
in der Kategorie Bester Film ging an Miss Daisy und ihr
Chauffeur. Jacks zweiter Film mit William Vanvleck hieß Ein guter Job und sollte nie einen Preis bekommen.
    Das Anne-Frank-Haus ist nach Las Vegas verlegt worden. Ein
geschmackloses Museum für eine tote Rock-’n’-Roll-Sängerin, offenbar eine
hübschere Version von Janis Joplin – gespielt von Jack –, zieht Scharen
morbider Fans der sexy Sängerin an, die im Verlauf des Film nach einem
gewaltigen Besäufnis an ihrem Erbrochenen erstickt. Ihr Name ist Melody, ihre Gruppe
Pure Innocence findet sich in den frühen sechziger Jahren in Venice und North
Beach, den Treffpunkten der Beatniks, zusammen. Sie geben ihre
Jazz-Folk-Blues-Orientierung auf, spielen Psychedelic Rock und finden 1966 eine
Heimat und ein Publikum unter den Blumenkindern in San Francisco.
    In einem Remake von William Vanvleck war alles geklaut. Der
Werdegang von Pure Innocence und Melody orientiert sich an dem von Janis Joplin
und Big Brother and the Holding Company. Melodys erste Hit-Single, You Can’t Handle My Heart Like It Was Somethin’ Else, klingt verdächtig nach Big Mama Thorntons Ball and Chain. Jack sang es gar nicht mal schlecht.
    Jack-als-Melody trennt sich bald von Pure Innocence und macht eine
Solokarriere. 1969 hat sie Gold-, Platin- und Dreifach-Platin-Alben. Mit ihrer
letzten Hit-Single, Bad Bill Is Gone, kehrt sie zum
Blues zurück. Es ist eine Ode an einen gewalttätigen Exfreund, den ehemaligen
Leadgitarristen von Pure [547]  Innocence, den Melody, wie die Boulevardzeitungen
behaupten, einmal umbringen wollte, indem sie seine Marihuana-Lasagne mit
Rattengift würzte. (Daß Bad Bill Is Gone wie Me and Bobby McGee klang, konnte kein Zufall sein.)
    Jack-als-Melody stirbt nach einem Konzert in Las Vegas, als
er-als-sie in einem Hotelzimmer sturzbetrunken an Erbrochenem erstickt. Daher
wird der Schrein zur Verherrlichung von Melodys kurzem Leben und steilem Ruhm
in Form eines weiteren Rock-’n’-Roll-Museums an dem Ende des Strips errichtet,
wo das Hotel Casino Mandalay Bay liegt. Die krasse Zurschaustellung von Melodys
nicht gerade unschuldiger Unterwäsche ist hier vollkommen fehl am Platz und
unter all den Hotels und Casinos leicht zu übersehen, aber der Verrückte
Holländer hatte immer schon einen Film in Las Vegas drehen wollen, und darum
spielte Ein guter Job eben dort.
    Wild Bill hätte für die Rolle der Melody sicher eine bessere
Sängerin, aber kaum eine heißere Frau als Jack finden können. (»Du warst
scharf, Zuckerbär«, sagte Emma zu ihm. »Beim Singen fehlt dir noch was, aber du
warst wirklich scharf.«) Und auch als Mann war Jack nicht schlecht: Er spielte
den Museumsführer.
    »Machen wir’s nicht unnötig kompliziert«, sagte Wild Bill Vanvleck
zu Jack. »Nennen wir den Führer einfach Jack.«
    Jack-als-Jack ist in den wenigen Jahren, in denen Melody mit Pure
Innocence auftritt, ein treuer Fan. Als Melody sich von der Gruppe trennt, ist
er noch auf dem College; kurz nach seinem Abschluß stirbt die Sängerin. Seine
Verehrung für Melody geht tiefer als die übliche Hysterie im Gefolge des Todes
eines Rockstars. (Im Film scheint Jack beim Gehen zu tanzen – er hört in
Gedanken Bad Bill Is Gone und You
Can’t Handle My Heart Like It Was Somethin’ Else. )
    Der schmierige Geschäftsführer des Melody Museum, wie das schamlose
Ding sich nennt, stellt Jack-als-Jack als Museumsführer ein, aber Jack hat
Einwände gegen einige Ausstellungsstücke, [548]  die er als Verletzung von Melodys
Intimsphäre empfindet – nicht daß die Sängerin mit dem losen Lebenswandel zu
Lebzeiten viel zum Schutz ihrer Intimsphäre unternommen hätte. Die Musikinstrumente
sind in Ordnung, auch die Fotos von ihren Tourneen und die Musik selbst. Aber
da sind auch »kompromittierende« Fotos: Melody in den Armen des
Leadgitarristen, der sie geschlagen hat, Melody sturzbetrunken auf diversen
Motelbetten. Und da sind ihre Kleider, insbesondere ihre Unterwäsche – niemand
sollte die beäugen und begrapschen, findet Jack. Er mißbilligt auch die
zahllosen leeren Weinflaschen. Das Jahrgangsetikett auf einigen von ihnen
verrät, daß Melody schon tot war, als sie

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