Bis ich dich finde
er weiß es
allerdings nicht.«
»Er hat für mich gesorgt, ich sorge für ihn«, sagte Jack.
»Du mußt hier nicht den Filmstar heraushängen«, sagte Heather. »Sag
nur, was du auch ernst meinst.«
»Ich meine es ernst.«
»Dann treffen wir uns am besten. Mal sehen, wie es läuft«, sagte
sie.
»Ich hätte da sein müssen, als du dein erstes Date hattest«, sagte
Jack zu seiner Schwester. »Ich hätte dich vor dem Kerl warnen können.«
»Geh nicht hin, wie Billy Rainbow sagen würde«, sagte Heather. »Vor
einigen deiner Dates hätte ich dich auch warnen können.«
»Keine Frage«, sagte er. Auch das war ein Satz von Billy Rainbow.
(Billy sagte nie irgend etwas, was nicht schon eine Million Mal gesagt worden
wäre, aber er sagte die banalsten Dinge ganz aufrichtig.)
»Du hörst dich ganz genauso an wie er«, sagte Heather. »Wie Billy
Rainbow, meine ich.«
»Aber ich bin nicht wie er – ich bin wirklich jemand anders«, sagte
Jack und hoffte zugleich, daß das stimmte. Seine Schwester gab keine Antwort.
Jack hörte die Musik. Es klang wie ein Kirchenlied. »Ich habe eine Schwester«,
sagte er. (Das schien zu dem Kirchenlied zu passen.)
»Ja, das hast du, Jack Burns. Und einen Vater hast du auch. Aber ich
sage dir, wie die Dinge liegen«, fuhr seine Schwester fort. »Du kommst nur über
mich an ihn heran. Du kannst noch soviel Geld haben, Mr. Filmstar, du siehst
ihn nicht, ohne zuerst mich zu sehen – und wenn du alles Geld der Welt
hättest!«
»Du kannst mir vertrauen, Heather.«
[1002] »Du kommst nur über mich an ihn heran«, wiederholte sie. »Ich muß
dir trauen, ehe ich dich zu ihm lasse.«
»Ich schwöre bei Gott, du kannst mir trauen«, sagte er.
»Du schwörst bei Gott? Bist du religiös, Jack Burns?«
»Nein, eigentlich nicht«, gab Jack zu.
»Er ist es aber. Auch darauf mußt du gefaßt sein«, sagte seine
Schwester.
»Bist du religiös, Heather?«
»Nicht so, daß ich deiner Mutter jemals verzeihen könnte«, sagte
sie. »So religiös nicht. Aber er ist es.«
Nach Barbara Steiners Tod hatten William Burns und seine Tochter
richtig Ski fahren gelernt. Sie fuhren nur einmal im Jahr für acht bis zehn
Tage zu einem jener geheiligt klingenden Orte, deren Liste sie irgendwann auch
Davos und Pontresina hinzufügten. Wie die Musik – wie alles, was sie zusammen
taten – wurde das Skifahren zum Ritual. (Laut Jacks Schwester wurden sie und
ihr Vater halbwegs passable Skifahrer.)
Heather erzählte Jack, sie habe ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter,
mit sechs Jahren, angefangen, Klavier zu spielen. Williams Burns ermunterte
seine Tochter, fünf Stunden am Tag allein zu üben. Als Teenager begann Heather
Flöte zu spielen. »Die Flöte ist ein geselligeres Instrument«, erklärte sie
Jack; daß es viel irische Musik für Flöte gab, veranlaßte sie, in Belfast zu
promovieren.
Ihr irischer Freund war noch immer in Irland. Was die Zukunft von
Fernbeziehungen anging, machte sie sich wenig Hoffnungen. Aber sie hatten in
Belfast zusammen in einer Band gespielt und waren zusammen verreist – vorige
Ostern nach Portugal. (»Ich mag ihn, aber nur in kleinen Dosen«, war alles, was
Heather über ihn sagte.)
Als Dozentin verdiente sie 22000 Pfund im Jahr. In Belfast hatte sie
für eine Zweizimmerwohnung 380 Pfund bezahlt, in [1003] Edinburgh zahlte sie 300
für ein Einzelzimmer in einer Wohnung, die sie sich mit fünf Leuten teilte. Ihr
Einjahresvertrag war jedoch verlängert worden; sie würde eine Gehaltserhöhung
bekommen und im nächsten Jahr 23000 Pfund verdienen. Im Augenblick gefiel es
ihr in Edinburgh und in ihrem Job. Wenn sie noch fünf, sechs Jahre blieb und
genug publizierte, hätte sie genug Geld, um eine Familie gründen zu können.
Aber sie bezweifelte, daß sie in Schottland bleiben würde. (Sie habe »andere
Pläne«, mehr ließ sie sich dazu nicht entlocken.)
In ihrem letzten Jahr in Belfast hatte sie in einer Kirche Orgel
gespielt. Einer ihrer älteren Kollegen an der University of Edinburgh, John
Kitchen, war seit 1988 – dem Jahr, in dem die Arthrose William Burns gezwungen
hatte, dieses Amt niederzulegen – Organist an der Old St. Paul’s. Danach hatte
William dort noch fast fünfzehn Jahre lang Orgel gespielt, offiziell als John
Kitchens Assistent. Mittlerweile war Heather die Vertreterin von John Kitchen
in der Old St. Paul’s. Kitchen war seit langem mit ihrem Vater befreundet,
erfuhr Jack von Heather. (Er sei für sie »wie ein Onkel«, sagte sie.)
Einen Abend
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