Bis ich dich finde
Und wenn Jack ihren Oberschenkel spüren konnte,
dann konnte Emma auch seinen Penis spüren. Er war acht, sie war fünfzehn. Jack
schwang sein eines Bein über Emma hinweg und lag plötzlich auf ihr. Sein
Kleiner ruhte in ihrem Schoß und berührte beide Oberschenkel.
»Weißt du, was du da tust, Jack?« fragte Emma. (Natürlich wußte er
es nicht.) Ihr Kaugummi war mit Pfefferminzgeschmack. Jack spürte ihren Atem
auf seinem Kopf. »Vielleicht weiß es der Kleine«, beantwortete sie selbst ihre
Frage. Seine Arme reichten nicht um sie herum, doch er hielt sie fest, und
seine rechte Hand tastete nach dem Spitzenbesatz ihres Slips, den [238] sie auf
ihren Rock gelegt hatte. »Zeig mir, was dein Kleiner weiß, Zuckerbär.« Ihr Ton
verriet, daß sie ihn aufziehen wollte. »Zuckerbär« war zwar ein Kosename, aber
aus Emmas Mund klang er immer ein bißchen spöttisch.
»Ich weiß nicht, was der Kleine weiß«, gab Jack zu. Im selben
Augenblick machten der Kleine und er gleichzeitig eine erstaunliche Entdeckung:
Zwischen Emma Oastlers Oberschenkeln waren Haare !
Als die Spitze seines Penis die behaarte Stelle berührte, dachte
Jack, Emma werde ihn umbringen. Sie schlang die Beine um ihn und rollte ihn auf
den Rücken. Der Kleine war ganz in den kratzigen Wollrock eingewickelt. Emma
hatte einige Mühe, ihn zu finden, und dann fürchtete Jack, sie werde ihn
abreißen, was sie aber nicht tat. Ihr Griff war nur ein wenig zu grob.
»Was war das?« fragte er. Die Haare, die er gespürt hatte, machten
ihm mehr angst als die Art, wie Emma seinen Penis hielt.
»Das werde ich dir nicht zeigen, Süßer. Das wäre Kindesmißbrauch.«
»Das wäre was ?«
»Das wäre zuviel für dich.« Das konnte er sich vorstellen. Er
verspürte keinerlei Verlangen, die behaarte Stelle zu sehen. Seltsamerweise
wollte Jack – oder vielmehr der Kleine – dort sein. (Eigentlich fürchtete Jack sich vor dem Anblick.)
»Ich will’s auch gar nicht sehen«, sagte er schnell.
Emma löste ihre Beinschere, und sie hielt seinen Penis etwas
sanfter. »Du hast es mit Haaren, soviel ist klar«, sagte sie.
»Der Tee wird zu stark!« rief Lottie aus der Küche.
»Dann nehmen Sie die Teebeutel oder das blöde Tee-Ei raus!« rief
Emma zurück.
»Er wird außerdem kalt!« rief Lottie.
Als Emma den Slip wieder anzog, kehrte sie Jack den Rücken, doch als
sie den BH anlegte und ihre Bluse zuknöpfte,
wendete [239] sie sich zu ihm. Es war klar, daß der Kleine eine intime Stelle
berührt hatte, aber warum waren dort Haare?
»Wie geht’s mit den Hausaufgaben voran?« rief Lottie. Sie war am
Rande einer Hysterie, was in Jack die Vorstellung weckte, daß sie den Schrecken
ihrer schiefgegangenen Epiduralanästhesie noch einmal durchlebte.
»Was hat Lottie schon für ein Leben?« fragte Emma, betrachtete aber
Jacks Penis. Der Kleine schrumpfte vor ihren Augen auf normale Größe. »Auf
dieses Kerlchen mußt du aufpassen, Jack – es ist, als hättest du dein eigenes
kleines Wunder. Oder auch nicht so kleines Wunder. Ach, wie süß! Sieh nur! Als
würde er verschwinden!«
»Vielleicht ist er traurig«, sagte Jack.
»Merk dir diesen Satz, Jack. Eines Tages wirst du ihn brauchen
können.« Er konnte sich keine Situation vorstellen, in der das Eingeständnis,
sein Penis sei traurig, von Vorteil sein würde. Miss Wurtz wußte eine Menge
über Sätze, aber irgendwie hatte Jack das Gefühl, daß sie diesen mißbilligen
würde – zu improvisiert vielleicht.
Eine Woche später brachte Emma ihm einen der BH s ihrer geschiedenen Mutter mit – einen schwarzen. Es
war eigentlich nur ein halber BH , fand Jack, mit
Drahteinlagen unter den Körbchen, die klein, aber erstaunlich aggressiv
aussahen. Es sei ein »Push-up- BH «, sagte Emma.
(Das Ding wirkte so auftrumpfend, wie ein BH nur
wirken konnte – jedenfalls kam es Jack so vor.)
»Wozu sollte man seinen Busen hochschieben?« fragte er.
»Meine Mutter hat einen kleinen Busen«, sagte Emma, »und sie will,
daß er größer wirkt.« Der BH war auch aus einem
anderen Grund eigenartig: Er roch stark nach Parfüm und nur etwas weniger
intensiv nach Schweiß. Emma hatte ihn aus der schmutzigen Wäsche gefischt.
»Aber das ist ja noch besser, oder nicht?« fragte sie Jack.
[240] »Warum?«
»Weil du sie riechen kannst!« erklärte
Emma.
»Aber ich kenne deine Mutter doch gar nicht. Warum sollte ich sie
riechen wollen?«
»Versuch’s doch einfach mal, Zuckerbär. Man kann nie wissen, was dem
Kleinen
Weitere Kostenlose Bücher