Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
der seine vollen Lippen rötlich verfärbte. Lara stellte sich kurz vor, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Dann unterdrückte sie den Gedanken, ehe er ihn erhaschen konnte. Er war in seine eigenen Sorgen verstrickt und reagierte nicht. Lara spielte mit der Limette in ihrem Drink.
»Erzähl mir von Barbara«, bat sie schließlich. »Die Frau auf den Fotos.« Als sie zu ihm aufblickte und sein verzerrtes Gesicht sah, bereute sie diese Frage sofort.
»Ich war dumm und unerfahren. Und wir waren so schrecklich verliebt ... Als ich erkannte, was aus mir geworden war, kroch ich auf Händen und Knien vor ihr und bat sie um Vergebung. Es tat mir so schrecklich leid, weil ich unsere Pläne von einem gemeinsamen Leben kaputt gemacht hatte. Aber Barbara hatte einen anderen Vorschlag. Sie meinte, nach allem, was sie wisse, könnten wir doch jetzt auf ewig zusammenbleiben. Dafür müsste ich sie bloß ebenfalls in eine Vampirin verwandeln.
Ich habe gezögert, aber schließlich hat sie mich überzeugt. Sie war so schön, dass mir der Gedanke, sie könne irgendwann altern und sterben, einfach unerträglich war, zumal ich dann noch immer der junge Mann von heute wäre.
Also haben wir uns sorgfältig auf das Ritual vorbereitet. Es war fast so, als bereiteten wir uns für eine Hochzeitszeremonie vor ...«
»Die Fotos«, unterbrach Lara ihn.
»Ja, genau.« Jim lachte bitter auf. »Ich habe die Kamera so eingestellt, dass sie alles aufnahm. Die Initiation meiner Geliebten, die in das Reich der Untoten eintrat. Aber dann lief es so schrecklich schief ...« Er schluckte schwer. Es klang wie ein unterdrücktes Schluchzen.
Lara spürte, wie sich in ihrer Kehle etwas schmerzlich zusammenballte. »Was ist passiert?«
»Jeder weiß, wie man einen neuen Vampir erschafft. Erst trinkt man das Blut des Opfers und bringt es dem Tode nah. Dann erlaubt man dem Opfer, das eigene Blut zu trinken. So hatten wir es geplant und wir haben es auch so gemacht. Es war unbeschreiblich, entsetzlich und ekstatisch.«
»Aber?«
»Ja ... Aber sie starb. Ich konnte sie nicht retten. Ich konnte sie nicht verwandeln. Erst danach erfuhr ich die Wahrheit.«
Lara wartete stumm, dass er weitersprach.
»Um einen neuen Vampir zu erschaffen, muss man ihm das Blut aussaugen, während man körperlich miteinander verbunden ist. Während man Sex hat.«
»Du machst Witze!« Lara musste sich zurückhalten, um nicht laut zu lachen.
»Nein, das ist kein Scherz. Darum bin ich zu dem geworden, was ich heute bin. Das Mädchen auf der Party – sie wollte eigentlich nur mein Blut. Aber eins führte zum anderen, und schließlich vögelten wir. Ich glaube, sie hat es selbst nicht so genau verstanden, was da vor sich ging.«
Kein Wunder, dass seine kleine Demonstration bei mir eine so heftige Reaktion hervorgerufen hatte. Für ihn waren Blutlust und sexuelles Begehren untrennbar miteinander verbunden. Der instinktive Drang, sich zu vermehren und mehr Seelen über die Schwelle des Todes in die Schattenwelt zu bringen, die er bewohnte ... Das war etwas, das er nicht leugnen und nur unzureichend kontrollieren konnte.
Lara wusste, dass sie Angst haben sollte. Sie sollte schleunigst aus dem Dunstkreis seiner verführerischen Gegenwart verschwinden, ehe sie einen letzten, unverzeihlichen Fehler machte. Die Gefahr bewirkte aber nur, dass sie ihn noch mehr wollte. Er beobachtete sie; deutlich spürte sie seinen Blick, der auf ihren Lippen und ihrer Kehle ruhte. Auf ihren Brüsten. Ihr Atem beschleunigte sich.
Sie schaute sich in der Bar um, die sich jetzt langsam füllte, weil es inzwischen nach fünf war. Donnie’s war nicht gerade als Treffpunkt der Vampirszene bekannt. Trotzdem bemerkte sie mindestens ein halbes Dutzend Männer, die schwarze Mäntel trugen und weißes Make-up aufgelegt hatten. Hinzu kamen zwei oder drei Frauen in verführerischen, schwarzen Kleidern und mit Perücken. Es war erbärmlich, wie sie alle nach dem flüchtigen Eindruck einer übermenschlichen Macht hungerten. Wie sehr sie sich nach einem Hauch Unsterblichkeit verzehrten. Und sie saß hier neben einem Mann und drückte ihren Schenkel an den des Wesens, nach dem all diese Menschen suchten.
»Das verstehe ich nicht ganz«, sagte Jim, der offenbar wieder ihre Gedanken gelesen hatte. »Warum wollen sie gerne sein wie ich? Die Macht ist ganz nett, aber insgesamt führe ich eine recht einsame und elende Existenz.«
»Vielleicht ... Vielleicht kann ich dir etwas von dieser Einsamkeit nehmen. Zumindest
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