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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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gratulierte sich im Stillen zu seinem ersten zwar kleinen, aber wichtigen Sieg, vielleicht nicht über Chudolej, aber über sich selbst. Seine Stimme klang nun fest und sicher.
    »Tja, Georgi Tichonowitsch, Sie selbst haben mich gelehrt: Wir erfahren alles irgendwann zum ersten Mal. Wir brauchen einen Vorrat an frischer Wäsche, viel Mull, Wachstuch, Kindersachen, Windeln, eine Decke, ein Mützchen. Und etwas zu essen, für Sina und mich.«
    »Gut. Essen können wir im Restaurant bestellen, per Telefon. Wegen der Besorgungen schicke ich Syssojew, schreiben Sie eine Liste.«
    »Er ist betrunken, er wird alles durcheinanderbringen. Haben Sie keine Dienstboten?«
    »Eine Zugehfrau, aber ich habe ihr für diese Tage freigegeben.«
    »Wenn das so ist, seien Sie so liebenswürdig und bringen Siebitte die schmutzige Wäsche und das Nachtgeschirr hinaus. Ich hatte Renata darum gebeten, aber sie hat es vergessen. Und ich darf mir die Hände nicht schmutzig machen, wie Sie verstehen werden.«
    Der pensionierte FSB-Oberst Iwan Subow kannte seinen Chef recht gut. Doch das Gespräch im Flugzeug auf dem Rückflug aus der Schweiz nach Moskau Anfang Juni 2004 zertrümmerte das Bild, das er von ihm gehabt hatte.
    Erst glaubte Subow, sein Chef sei einfach verrückt geworden. So mancher Milliardär drehte ja irgendwann durch.
    Doch außer dem Wunsch, wieder jung zu sein und ewig zu leben, zeigte Colt keinerlei Anzeichen von Wahnsinn. Der Wunsch selbst erschien Subow nicht allzu absurd, doch sich etwas zu wünschen war das eine, etwas ganz anderes war es, an die Realisierbarkeit des Wunsches zu glauben.
    »Danach – das ist keine Frage der Medizin mehr, sondern des Glaubens«, wiederholte Subow in Gedanken die Worte des Schweizer Professors.
    Glauben war etwas Ephemeres, Vages, das konnte man nicht in die Tasche stecken und sich nicht aufs Brot streichen. Der eine glaubte an ein Leben nach dem Tod, an Paradies oder Hölle, der andere an Reinkarnation, Seelenwanderung oder eben an gar nichts. Die meisten Menschen dachten nicht darüber nach. Sie lebten einfach, wie das Gras auf der Wiese. Doch Pjotr Colt war einzigartig, zu Recht hatte er gesagt: »Ich bin nicht alle.«
    Bei seinen Geschäften kalkulierte Colt nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Perspektiven. Der Schweizer Professor hatte ihm noch fünfzehn Jahre versprochen. Colt dachte stets an seine Zukunft, und das tat er auch jetzt, jedoch auf eine etwas ungewöhnliche Weise – na und? Seine Gedanken waren immer originell gewesen.
    Ja, warum eigentlich nicht?, fragte sich der pensionierte Oberst.
    Zunächst einmal ging er ins Internet, fand dort Informationen über Professor Sweschnikow und überzeugte sich zumindest, dass er wirklich existiert hatte. Er wurde meist nur am Rande erwähnt, auf speziellen wissenschaftlichen Seiten, in Artikeln und Referaten zu Biologie und Medizin, im Zusammenhang mit der Histologie, der Theorie der Blutbildung und der Militärchirurgie. Kein Wort zu seinen Entdeckungen oder zu seinen Verjüngungsversuchen. Dafür stieß Subow auf einen gewissen Professor Melnik, der hier und heute lebte.
    Der habilitierte Biologe Boris Melnik versprach allen Ernstes, er werde die Menschheit alsbald mit einem einfachen, allgemein zugänglichen Mittel zur Verlängerung des durchschnittlichen Lebensalters auf hundertfünfzig, zweihundert Jahre beglücken. Sein Ansatz war, dass das Altern ein besonderes genetisches Programm zur Vervollkommnung der Art sei.
    Doktor Melnik argumentierte durchaus logisch. Ein lebendes System verfüge im Gegensatz zum toten Mechanismus über die Fähigkeit zur Selbstreproduktion wie auch zur Selbstzerstörung. Die größte Errungenschaft der heutigen Wissenschaft sei die Entwicklung der Nanotechnologie, mittels derer sich einzelne Atome und Moleküle manipulieren ließen. Namentlich mit Hilfe der Nanotechnologie würden in nächster Zukunft molekulare Roboter geschaffen werden. Diese mikroskopisch kleinen klugen Geschöpfe würden von Sonnenenergie gespeist werden und sich selbst reproduzieren. Sie würden in die Zelle implantiert werden und diese von innen her dahingehend verändern, dass sie nicht krank werden und nicht sterben könne.
    Auch das Genom des Menschen sei nichts weiter als ein Programm. Jedes Programm lasse sich verändern, man könne also das Altern abschaffen.
    »Wir haben schließlich nicht darauf gewartet, dass die Natur uns Flügel schenkt, sondern das Flugzeug erfunden«, erklärte der Biologe,

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