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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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»und genau so werden wir nicht untätig warten, bis die Evolution uns gütigerweise zusätzliche Jahrzehnte Leben schenkt.«
    In einem Forum wurde dem Professor die Frage gestellt, wie das Problem der Überbevölkerung zu lösen sei. Wenn das Verjüngungsprogramm funktioniere, die durchschnittliche Lebenserwartung sich verdoppele und die Geburtenrate gleichbleibe, würde das doch unweigerlich zur Überbevölkerung des Planeten führen und damit zu geringerer Lebensqualität, es würde Wirtschaftskrisen geben, Umweltkatastrophen, Kriege, Hunger, Epidemien, das heißt, die Natur würde versuchen, das frühere Gleichgewicht zu ihren Gunsten wiederherzustellen.
    »Natürlich«, antwortete darauf der Professor, »die Geburtenrate müsste streng kontrolliert werden, von staatlicher Seite. Jedes Paar dürfte nicht mehr als ein Kind bekommen, und auch das nur nach gründlicher Untersuchung der künftigen Eltern. Möglicherweise müssen Gesetze zu zwangsweisen Schwangerschaftsabbrüchen und Sterilisationen eingeführt werden. Doch psychologisch wird das kaum problematisch sein. Der Fortpflanzungsinstinkt hängt eng mit der Angst vorm Tod zusammen. Die Menschen sind bestrebt, Nachkommen zu hinterlassen, um durch sie wenigstens mittelbar ihre physische Existenz zu verlängern. In ihren Kindern lieben und behüten sie vor allem ihr eigenes Bild, also sich selbst. Der heutige Mensch ist moralisch durchaus bereit, die kurzzeitigen, zweifelhaften Freuden von Mutterschaft und Vaterschaft für die Verlängerung des eigenen Lebens zu opfern. Auch die Natur selbst weist uns klar den Weg. Nur Amöben und Bakterien altern und sterben nicht, also Geschöpfe, die sich nicht geschlechtlich vermehren, sonderndurch einfache Teilung. Durch eine Art natürliches Klonen. Vielleicht wird unser nächster Schritt der Verzicht auf die geschlechtliche Fortpflanzung sein.«
    »Na, du bist gut, Junge«, murmelte der pensionierte Oberst, der mit müden roten Augen auf den Computermonitor schaute. »Wer bist du eigentlich? Ein ehrlicher Irrer mit Größenwahn oder ein schlauer Scharlatan?«
    In Anbetracht der Tatsache, dass das Institut für Histologie, in dem Melnik einen Lehrstuhl leitete, noch immer staatlich finanziert wurde, keinerlei Subventionen erhielt und an akutem Geldmangel litt, war Melnik wohl ein ehrlicher Irrer.
    »Meine Forschungen stocken ausschließlich wegen fehlender Mittel«, klagte der Doktor, »die Schwerfälligkeit unseres Systems, die bürokratischen Hürden, die mangelnden wissenschaftlichen Kenntnisse und die Kurzsichtigkeit von Beamten und privaten Kapitalinhabern, der Neid von Kollegen – das alles hindert mich daran, zügig und fruchtbar zu arbeiten. Ich und meine Mitarbeiter müssen mit veraltetem Gerät arbeiten. Das Institutsgebäude ist baufällig, es regnet durch, die sanitären Anlagen sind ständig verstopft, die Wände von Schimmel befallen. Wir bekommen nur Kopeken und leben allein vom Enthusiasmus.«
    Subow tat es schon leid um die Zeit, die er mit der Lektüre dieses pseudowissenschaftlichen Unsinns vergeudet hatte. Er gähnte und rieb sich die Augen, doch in einem weiteren Interview mit Melnik stieß er plötzlich auf eine interessante Passage.
    »Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es über zweihundert Theorien zum Altern. Es wurden Unmengen von Experimenten gemacht, darunter auch in Russland. Neunundneunzig Prozent davon blieben ohne Erfolg. Die Wissenschaft war zwar bereits recht weit entwickelt, aber natürlich nicht zuvergleichen mit dem heutigen Stand. Heute ist der wichtigste, entscheidende Schritt für die Lösung des Problems des Alterns die Biokybernetik, eine neue synthetische Wissenschaft …«
    »Sie sagten, neunundneunzig Prozent«, unterbrach ihn der Interviewer, »das heißt, es gab auch positive Ergebnisse?«
    »Nichts entsteht aus dem Nichts. Die Gerontologie wäre keine eigenständige Wissenschaft geworden, hätte es im Laufe ihrer Entwicklung nur Niederlagen gegeben.«
    »Es gab also auch Siege?«
    »Zweifellos. Vor gar nicht langer Zeit und gar nicht weit weg, nämlich hier in Russland, im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts. Aber Sie wissen ja, was das für eine Zeit war. Der Erste Weltkrieg, zwei Revolutionen, Bürgerkrieg. Menschen starben und verschwanden, Dokumente gingen verloren. Hunger, Zerstörung. Es gab einen Wissenschaftler, der erstaunliche Ergebnisse erzielt hat, aber das kann heute unmöglich als wissenschaftliche Tatsache betrachtet werden.«
    »Wer war

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