Bis in alle Ewigkeit
gekommen sind.« Chudolej legte einen Arm um Agapkins Schultern, drehte ihn herum wie eine Puppe und stieß ihn sanft zur Tür des Zimmers, in dem erneut ein furchtbar kläglicher Schrei ertönte. »Sie werden alles aufs Beste erledigen. Ich bin sicher, Sie schaffen das. Wenn Sie noch zusätzliche Instrumente oder Medikamente brauchen, ich besorge Ihnen alles, was Sie wünschen. Ganz in der Nähe ist eine Nachtapotheke.«
Während er sprach, waren sie zu Sina getreten.
Weg hier! Verschwinden, sofort! So, wie ich bin, im Hemd, ohne Galoschen, hinaus in die Nacht, in den Schneesturm, so weit weg wie möglich, dachte Agapkin und sagte: »Wir brauchen mehr Licht.«
Er packte sein Stethoskop aus, drückte es auf den gewölbten Bauch und versuchte sich zu erinnern, wo man den Herzschlag des Kindes am besten hören konnte. Gluckern, Knurren, Rauschen. Nichts als die üblichen Darmgeräusche.
»Sei still. Halt aus. Du darfst nicht schreien«, sagte Renata monoton immer wieder.
Syssojew kam herein und brachte zwei Lampen. Sina stöhnte gepresst und krümmte sich, ihr Bauch wurde steinhart. Das dauerte höchstens eine Minute. Dann erschlaffte ihr Körper, und Agapkin hörte ein neues Geräusch, ein leises, rasches Pulsieren. Er sah die Seiten aus dem Geburtshilfe-Lehrbuch von Doktor Bumm vor sich. Schreckliche Bilder von Missbildungen, Rissen. Wie man das Kind im Bauch am Bein drehte. Wie man die Zange anlegte. Ein Krankenzimmer der Universitätsklinik, eine Frau auf einem hohen Tisch, das ergebene, hoffnungslose Leiden in ihrem Gesicht, vom Jod braun gefärbte Hände, die ihren gewaltigen Bauch abtasteten. Die ruhige Stimme von Professor Grinberg.
»Jede Hebamme auf dem Land schafft das. Aber sie hat Erfahrung, Sie dagegen, meine Herren, haben nichts außer Faulheit und Ambitionen. Also, das Köpfchen ist hart, rund, die Konsistenz des Beckens hingegen ist unregelmäßig und recht weich. Vor allem darf man oben und unten nicht verwechseln.«
Nach einer weiteren Presswehe tastete Agapkin Sinas Bauch ab. Der Schweiß rann ihm in die Augen, obwohl es im Zimmer kühl war. Wo das Harte, Runde war und wo das Weiche, konnte er nicht feststellen. Seine Hände waren fremd, taub, gefühllos.
»Bei Steißlage ist das Herz des Fötus über dem Bauchnabel deutlich zu hören. Ich wiederhole, davor braucht man keine Angst zu haben. Aber Gott behüte Sie vor einer Querlage mit freihängendem Arm.«
Agapkin hatte in allen Studienfächern die besten Noten gehabt, nur in Geburtshilfe hatte er mittelmäßig abgeschnitten. Sinas Bauch war steinhart, so konnte man nichts ertasten. Sina schrie, Renata gurrte wie ein Täubchen. Wieder eine Presswehe.Er musste Sina irgendwie anders betten – auf die Seite vielleicht? Der Bauch war wieder weich. Noch einmal abtasten, dann eine innere Untersuchung. Nicht eben wünschenswert, wegen der Infektionsgefahr. Ein guter Arzt kam ohne aus. Aber Agapkin war ein mittelmäßiger oder überhaupt kein Arzt. Gleich würde er die unglückliche Sina samt ihrem Kind umbringen, und dann würde jeder sehen, dass er keineswegs Arzt war. Ein hilfloser Idiot, ein Waschlappen. Nein, schlimmer. Ein Verbrecher. Reif für die Zwangsarbeit.
Da war das Köpfchen, kurz unterhalb des Bauchnabels, ein schwacher kleiner Klumpen unter seiner Hand. Warum waren die Knochen so weich? Eine merkwürdige, unregelmäßige Form. Aber sonst war nichts zu fühlen. Was war oben? Was unten? Gab es einen Fötus ohne Kopf?
»Während der Austreibungsphase ist der Kopf bei der äußeren Untersuchung nicht zu ertasten.«
Agapkin richtete sich auf, drehte sich mit dem ganzen Körper zu Renata um, sah sie von oben bis unten an und brüllte: »Steißlage? Keine Presswehen? Keine Herztöne? Wo haben Sie gelernt, meine Dame? Oder ist Ihr Gehirn vom Kokain schon völlig vernebelt? Was stehen Sie da wie angewurzelt? Wir müssen sie höher lagern, anders betten! Ein zusammengerolltes Kissen unter den Rücken! Heißes Wasser! Saubere Laken! Jod! Hände waschen! Eine sterile Schere, Seidenfaden! Silbernitratlösung! Watte! Mull!«
»Während der Austreibung ist das Risiko für den Fötus erhöht. Die Herztöne müssen alle zehn Minuten abgehört werden.«
Renata rannte wie aufgescheucht herum, lief hinaus, knallte die Tür zu und kam mit einem Armvoll Wäsche wieder. Sina warf den Kopf hin und her und biss sich die Lippen blutig. Syssojew erschien und erklärte, es seien keine Kissen mehr da, den Samowar habe er aufgesetzt, und ob Sina nicht
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