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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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hat noch das Papier mit unseren Unterschriften.«
    »Mach dir keine Sorgen. Sehr bald ist das alles vorbei, es wird zusammenbrechen, alle Papiere werden verbrennen, genau wie die Departements, die sich dafür interessieren. Wanka Kain wird kommen und uns allen einen Knüppel über den Kopf ziehen, und zu Recht. Wir haben es verdient. Hör zu. Das musst du wissen. Chudolej war Meister der Loge ›Narzisse‹, das ist eine geheime internationale Loge. Das Hauptquartier ist in Paris. Chudolej hat sich nicht mehr untergeordnet, er wolltehier in Moskau eine eigene Loge gründen, obwohl er dazu nicht bevollmächtigt war. Und das gelang ihm, er ist sehr gebildet, beherrscht die Technik der Hypnose und versteht es, Leuten den Kopf zu verdrehen. Er änderte die Riten, die Worte des Schwurs, nahm Frauen in die Loge auf, was bei den echten Freimaurern verboten ist. Ihm wurde verziehen. Da entschied er, dass man ihm alles verzeihen würde. Er hatte schon lange einen Rochus auf einen Meister der Loge, einen hohen Moskauer Beamten, einen bekannten und einflussreichen Mann. Sina ist seine Tochter.«
    »Moment mal, wie kann das sein? Warum hat dieser hohe Beamte nichts bemerkt? Warum hat er nichts gewusst?«
    »So etwas wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Er war sicher, dass Sina Nonne werden will. Er hat fünf Kinder. Sina ist die Jüngste. Sie war von klein auf eigen, verschlossen und fanatisch religiös. Warum hätte er sie bespitzeln lassen sollen? Aus welchem Grund? Und Chudolej hat sich mit ihr nie in der Öffentlichkeit gezeigt. Sie haben sich bei Renata getroffen.«
    »Worauf hat er spekuliert? Warum dieses Risiko?«
    »Oh, du ahnst gar nicht, wie groß das Risiko war! Neben allem anderen schwört ein Meister nämlich, dass er keine fleischlichen Beziehungen zu Mutter, Schwester oder Tochter eines anderen Meisters und Bruders eingehen wird.«
    »Umso mehr – wozu?«
    »Genau darum hat er die Rache besonders genossen – weil sie so riskant war. Er ist furchtbar hochmütig, er war ganz sicher, dass alles verborgen bleiben würde. Und wenn du nicht gewesen wärst, hätte das vermutlich auch geklappt.«
    »Aber Sina wollte das Kind nicht weggeben. Selbst wenn er es geschafft hätte, es ihr wegzunehmen und sie hypnotisiert hätte, sie hätte ihr Mädchen nicht vergessen und früher oder später ihrem Vater davon erzählt.«
    »Er glaubte, das würde sie niemals tun. Denn er war überzeugt, dass sie ihm vollkommen ergeben sei, ihn fürchte und anbete. So war es auch, bis zu einem bestimmten Moment. Eines konnte er nicht vorhersehen, weil es außerhalb seiner Weltsicht liegt: Den Mutterinstinkt oder die Mutterliebe, auch wenn ich dieses affektierte Wort nicht ausstehen kann.«
    Das lange Sprechen fiel Wolodja schwer, er bekam keine Luft. Agapkin hätte ihm gern noch mehr Fragen gestellt, sagte aber: »Du musst ein bisschen schlafen.«
    »Ja. Ich bin erschöpft. Hör mal, meinen Vater wage ich nicht darum zu bitten, das wäre auch sinnlos. Er würde sowieso ablehnen. Aber du wirst es tun.«
    »Was?«, fragte Agapkin, und sein Herz klopfte alarmiert.
    »Du hast das Röntgenbild gesehen«, sagte Wolodja nach einem erneuten Hustenanfall, »ich habe seit meiner Kindheit schwache Lungen. Ich hätte mich nicht erkälten dürfen. Du bist Arzt und weißt Bescheid. Seit fast drei Wochen bin ich auf Sauerstoffkissen angewiesen. Der Husten und die Schmerzen in der Brust lassen mich nicht schlafen, die Morphiumdosis muss ständig erhöht werden. Spritz mir euer Präparat. Bin ich etwa schlechter als Ossja? Sag meinem Vater nichts davon, frag ihn gar nicht.«
    »Ossja hatte keine Chance. Du hast eine. Verzeih, aber das kann ich nicht tun.«
    »Als Ossja im Sterben lag, hat Tanja Vater zugeredet, ihn angefleht – und hatte recht damit.«
    »Du liegst nicht im Sterben.«
    »Vielleicht habe ich noch mehr als ein paar Stunden, vielleicht noch Tage. Was ändert das? Du hast die Aufnahmen gesehen.«
    »Ossja hatte kein Fieber. Sein Herz war stehengeblieben. Das ist etwas ganz anderes. Du hast seit drei Wochen über achtunddreißigGrad Fieber. Nach der Injektion würde es auf vierzig Grad steigen. In jedem Fall darf nicht ich diese Entscheidung treffen.«
    »Richtig. Nicht du, sondern nur ich selbst. Ich habe sie bereits getroffen, versuch also nicht, sie mir auszureden. Du wirst es so oder so tun. Aber sieh zu, dass es nicht zu spät ist.«
    Am nächsten Tag ging es Wolodja besser. Am Morgen fiel seine Temperatur auf siebenunddreißig. Er zog

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