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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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ihren Saft aus, zündete sich eine Zigarette an und packte ihr Notebook aus.
    »Ich beantworte nur rasch eine E-Mail, dann schaue ich aus dem Fenster.«
    Subow saß ihr gegenüber. Er schlug ein dünnes Buch in einem billigen Hochglanzumschlag auf. In vorderster Linie der unsichtbaren Front, die Memoiren eines ehemaligen Kollegen.
    Auf dem Vorsatzblatt stand in akkurater Schrift: »Für Iwan, den lieben Freund und Kollegen, zur freundlichen Erinnerung vom Autor«.
    Sofja las eine Viertelstunde lang ihre E-Mails und antwortete. Dann stand sie auf und ging hinaus. Der Computer blieb eingeschaltet. Subow drehte ihn zu sich. Sofja blieb zehn Minuten weg. Er konnte sämtliche ein- und ausgegangenen E-Mails der letzten Woche lesen. Als sie zurückkam, stand der Computer wieder vor Sofjas Platz, und daneben lag eine kleine Papiertüte mit einem Geschenkband.
    »Ist das für mich?«, fragte Sofja.
    »Natürlich.«
    Sie wickelte das Band ab und schrie leise auf.
    »Iwan Anatoljewitsch, Sie sind verrückt! Hundertsiebzig Euro! Sie können sich nicht vorstellen, wie ich als Kind von ihm geträumt habe, von genau so einem Teddy, klein, beige, zerzaust und mit verschiedenen Augen. Aber ich hätte mir das nie, niemals gestattet. Hören Sie, ich gebe Ihnen das Geld, ja? Ich habe welches. Ihr Kurier hat mir tausend Euro gebracht.«
    »Sofja Dmitrijewna, diese dumme Idee will ich nicht kommentieren. Sagen Sie lieber einfach nur danke.«

Neunzehntes Kapitel
Moskau 1917
    »Hör auf, Pawel, dieser Irrsinn kann doch nicht ewig dauern. Du musst vor allem etwas essen und ausschlafen.«
    Die Stimme des Professors klang erstaunlich munter. Agapkin erstarrte im Flur. An der Garderobe hingen ein Militärmantel und eine Offiziersmütze.
    Am liebsten wäre er sofort wieder gegangen, um sie nicht zusammen sehen zu müssen. Den Oberst mit dem Kind auf dem Arm und die glückliche, wunderschöne Tanja. Wenn sie glücklich war, wurde sie noch schöner. Ihre Augen waren dann ruhig und tief, auf ihre Wangen trat eine zarte Röte, und sie lächelte verhalten vor sich hin. Dieser Anblick tat ihm weh wie grelles Licht nach Dunkelheit.
    »Wir hätten nicht verhandeln sollen«, ertönte Danilows tiefer, heiserer Bariton, »wir hatten eine Chance, aber alle haben abgewartet, wollten kein Blutvergießen. Wir wollten keines, aber sie dafür umso mehr. Wie kann man mit Leuten verhandeln, die den Kreml mit schweren Geschützen beschießen? Aber es lag nicht an ihnen. Es lag an uns. Wir haben ihnen Russland vor die Füße geworfen, wir haben es zerredet, haben es uns entgleiten lassen, das wird uns nie verziehen werden.«
    Mischa fing an zu weinen.
    »Bitte, Pawel, hör auf«, sagte Tanja, »er versteht zwar noch nichts, aber er spürt alles.«
    »Ja, schon gut, genug. Verzeih mir altem Dummkopf. Mischa, hab keine Angst, ich bin gar nicht so gereizt und düster, schau mal, ich kann meine Brauen einzeln bewegen, erst die rechte, dann die linke. Und ich kann meine Zunge zusammenrollen.«
    Das Weinen verstummte. Plötzlich lachte Andrej fröhlich und rief: »Sehen Sie, er lächelt! Pawel Nikolajewitsch, er lächelt Sie an, wirklich.«
    »Red keinen Unsinn, er ist noch zu klein, das ist nur eine unwillkürliche Grimasse«, sagte Tanja. »Überhaupt hat er jetzt Hunger.«
    »Nein, er lächelt wirklich«, widersprach Danilow, »er lächelt mich an. Willst du nicht auch etwas sagen, Mischa? Komm, sag mal Papa.«
    »Gleich sagt er noch ein Gedicht auf und spielt den Flohwalzer auf dem Flügel. Er ist ja klitschnass! Merkst du denn gar nicht, dass er nass ist, Pawel?«
    »Aber er weint nicht!«
    »Er lächelt!«
    »Mischa, mein Kleiner, was flüstern die Engel dir zu? Willst du sagen, dass noch nicht alles verloren ist? Dass wir noch eine Chance haben? Sagt mal, von wem hat er eigentlich diese großen Ohren?«
    »Von dir natürlich. Was machst du da? Nicht die Mütze abnehmen! Es ist kalt. Schluss jetzt, gib mir das Kind!«
    »Was soll das heißen, Tanja, hab ich etwa Segelohren?«
    »Gib mir das Kind und schau in den Spiegel.«
    »Hm – tatsächlich. So was, das ist mir früher nie aufgefallen.«
    »Pawel Nikolajewitsch, ich habe Wasser heiß gemacht, Sie wollten sich waschen.«
    Agapkin wich zurück, ging hinaus, schloss leise die Tür hinter sich und lief rasch die Treppe hinunter. Unten vorm Fahrstuhl traf er auf eine ältere Dame aus einer Wohnung im zweiten Stock.
    »Fjodor Fjodorowitsch, guten Tag, das ist ja alles schrecklich! Uns sind sämtliche Dienstboten

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