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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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übergeben hatte. Aus dem Geschwätz des Alten hatte sich Sofja kaum ein mehr oder weniger klares Bild machen können. Agapkin hatte sie nur erschreckt und verwirrt, das war seine übliche Art. Aber die beiden E-Mails von Nolik dürften eine gewisse Klarheit in das beunruhigende Chaos gebracht haben, das die Begegnung mit Agapkin in ihrem Kopf hinterlassen hatte.
    Vermutlich hatte sie in Hamburg eine schlaflose Nacht gehabt. Um fünf Uhr morgens hatte sie eine E-Mail an eine gewisse Oxana geschickt.
    »Hallo, liebe Oxana! Entschuldige, dass ich so selten schreibe und anrufe, und immer nur, wenn ich etwas von dir will. Ich bin zur Zeit in Deutschland. Und ich brauche deine Hilfe.Bitte ruf bei mir zu Hause an, meine Mutter ist dort. Sie wird dir ein Döschen mit einem Vitaminpräparat geben. Das hat mein Vater eingenommen. Er ist vor zwei Wochen gestorben. Diagnose: akutes Herzversagen. Du sollst selbstverständlich kein offizielles Gutachten erstellen. Untersuch es einfach für mich und schreib mir, was du gefunden hast. Ich bin fast sicher, dass in den Kapseln wirklich Vitamine sind und sonst nichts.
    Liebste Grüße. S.«
    Der verfluchte Alte hat sie mit seinen Mutmaßungen angesteckt, genau wie Colt. Doch für Colt war Dmitri Lukjanow nur ein Bindeglied, ein Fremder, für Sofja aber war es der leibliche Vater, an dem sie sehr hing. Sie wird sich nicht beruhigen, ehe sie eine Antwort gefunden hat. Darüber hat sie die ganze Nacht nachgedacht, hat verschiedene Möglichkeiten erwogen. Und hier im Zug hat sie Nolik geantwortet.
    »Nolik! Danke, du bist toll, und daran habe ich nie gezweifelt! Du hättest natürlich Historiker werden sollen und nicht Schauspieler.
    Ich werde Michail Danilow gar nicht selbst suchen müssen. Ich glaube, ich werde direkt zu ihm gebracht. Ich bin von Hamburg unterwegs nach Sylt. Dort ist das Labor. Wer daran interessiert ist und warum, weiß ich noch nicht, auch nicht, was ich von dem Ganzen halten soll.
    In meinem Kopf herrscht ein totales Durcheinander. Vor allem will ich wissen, warum Papa gestorben ist. Er war auch auf Sylt, er hat dort zehn Tage in einem Hotel gewohnt. Ich habe in seiner Tasche zufällig eine Gästekarte gefunden. Er wollte mir alles erzählen, konnte sich aber nicht dazu entschließen. Ich ahne, warum. Er hat es immer wieder aufgeschoben und es am Ende nicht mehr geschafft.
    Nolik, mein lieber, guter, mach dir bitte keine Sorgen. Ichbin sicher, dass mir hier nichts Schlimmes zustoßen wird. Vielleicht sogar im Gegenteil. Aber das Wichtigste ist für mich jetzt Papa.
    Ich küsse und umarme dich, du fehlst mir. Halt dich tapfer, trink nicht, entschlüssele weiter historische Rätsel. Das brauche ich jetzt dringend.
    Deine Knolle.«
    Interessant, wie sie wohl über mich denkt? Warum stellt sie mir keine Fragen, obwohl sie so viel weiß?, überlegte Subow und blickte hin und wieder über sein Buch hinweg zu Sofja. Mutmaßt sie etwa, ich könnte etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun haben? Bestimmt nicht. Ich spüre keine Feindseligkeit von ihrer Seite. Eine gewisse Anspannung ja, aber das ist durchaus verständlich. Ein Glück, dass der alte Neurastheniker ihr nicht gesagt hat, mit wem ihr Vater am letzten Abend seines Lebens im Restaurant war. Und gut, dass Lukjanow selbst ihr nichts mehr erzählt und meinen Namen nicht genannt hat.
    »Das Meer«, sagte Sofja, »schauen Sie, auf beiden Seiten ist Meer. Wir fahren über den berühmten Damm, den längsten Eisenbahndamm in Europa.«
    »Ja.« Subow nickte und schlug das Buch zu. »In zehn Minuten sind wir da.«
    »Schade, dass ich den Roman von Siegfried Lenz nicht mitgenommen habe. Den würde ich jetzt gern noch einmal lesen. Er hat das alles so eindrücklich beschrieben, den Damm, die Insel, das Meer. Ich habe das Buch vor langer Zeit gelesen, aber nun habe ich das Gefühl, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Iwan Anatoljewitsch, warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, dass wir nach Sylt fahren?«
    »Habe ich nicht? Ich dachte, das hätte ich Ihnen schon damals im Restaurant gesagt.«
    »Nein. Sie sprachen von Hamburg. Aber egal. Auf der Insel gibt es bestimmt einen Buchladen, vielleicht bekomme ich den Roman dort, damit kann ich gleich mein Deutsch auffrischen.«
    »Wenn nicht, bestellen wir ihn im Internet.«
    »Ja, eine gute Idee. Und was lesen Sie da?«
    Sie griff nach dem Buch, überflog den Klappentext, schlug es auf und las die Widmung. Sie machte ein langes Gesicht, schlug das Buch wieder zu, gab es Subow

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