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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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dir, komm zu uns zurück, bitte.«
    Die bläulichen Lider zitterten. Sweschnikow, noch immer das dünne Handgelenk umfassend, presste ein Ohr an Ossjas Brust. Alle verstummten. Er lauschte drei Minuten, dann sprang er auf und befahl nüchtern und rasch: »Adrenalin. Kampfer subkutan. Natriumhydrokarbonat, Kalziumchlorid, Glukose und Insulin. Fenster auf!«
    Tanja zog das Kissen unter Ossjas Kopf weg, legte ihm eine Hand unter den Hals, eine auf die Stirn, holte tief Luft und begann mit der Mund-zu-Mund-Beatmung. Sweschnikow presste die zusammengelegten Hände rhythmisch auf Ossjas Brustkorb. Potapenko fühlte den Puls, Wassiljew öffnete das Fenster und ging Spritzen abkochen.
    »Es ist genug, Tanja, hör auf, es ist genug. Hörst du mich?«, sagte Sweschnikow nach einer Weile und zog sie gewaltsam von Ossja weg.
    »Nein«, rief sie und wollte sich losreißen. »Nein, lass mich!«
    »Was – nein? Er atmet wieder. Beruhige dich.« Er bugsierte sie auf einen Stuhl in einer Ecke und hielt ihr ein Glas kalten Tee an den Mund.
    Ossja atmete nicht nur, er öffnete die Augen und sah Tanja an. Wassiljew legte ihm einen Tropf. Ossja bewegte die Lippen. Tanja ging zu ihm, beugte sich über ihn und hörte ihn deutlich sagen: »Berberitze.«
    »Wovon redest du, Ossja?«
    »Du riechst nach Berberitze. Aus dem Mund.«
    »Michail Wladimirowitsch, Sie wissen selbst, dass das alles nichts nützt. Eine Herzoperation wäre vonnöten, aber er würde die Narkose nicht überleben«, sagte Doktor Potapenko, als sie zum Rauchen in den Flur gegangen waren.
    Tanja hatte sich entschieden geweigert, von Ossjas Seite zu weichen, sie saß an seinem Bett und las ihm Puschkins Hauptmannstochter vor.
    »Und was schlagen Sie vor?«, fragte Sweschnikow.
    »Was kann man da schon vorschlagen?« Potapenko zuckte die Achseln. »Ach ja, das habe ich ganz vergessen, ein Oberst hat nach Ihnen gesucht, Danilow, glaube ich.«
    »Danilow? Wann?«
    »Vor etwa einer Stunde. Er ist von der Front gekommen, nur für einen Tag, er hat nach Ihnen und nach Tanja gefragt.«
    »Und wo ist er?«
    »In der Aufnahme. Bestimmt ist er schon weg. Entschuldigen Sie, dass ich es Ihnen nicht gleich gesagt habe, es war mir ganz entfallen.«
    In der leeren Aufnahme saß Danilow auf einem Stuhl und schlief. Sweschnikow weckte ihn nicht, er ging zu Tanja.
    »Ich gehe nirgendwohin«, sagte sie, als sie ihren Vater sah, »ich bleibe die ganze Nacht hier sitzen.«
    »Bitte, ich habe nichts dagegen. Aber jetzt geh bitte in die Aufnahme, nur kurz.«
    »Warum?«
    »Geh, hab ich gesagt!« Er nahm ihr das Buch aus der Hand. »Ich bleibe hier, keine Sorge.«
    Tanja lief rasch die Treppe hinunter. Die Tür zur Aufnahme stand halboffen, sie schaute hinein, sah aber nur die diensthabende Schwester, die am Tisch saß und schlief.
    »Was für ein dummer Scherz!«
    Sie wollte schon wieder zurückkehren zu Ossja, als sie die Silhouette in der Ecke entdeckte.
    Danilow schlief, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Der Mantel war ihm von der Schulter gerutscht, die Mütze lag auf seinem Schoß. Er war unrasiert, seine Stiefel waren schmutzig. Seine Igelstoppeln waren ganz weiß geworden. Tanja trat auf Zehenspitzen zu ihm, presste ihre Lippen auf seine Wange und wich sofort zurück. Er öffnete die Augen, blinzelte heftig, sahTanja und umarmte sie, so fest und ungeschickt, dass sie beinahe hingefallen wäre.
    »Pawel Nikolajewitsch, Sie haben sich gar nicht angemeldet.« Sie hob seine Mütze vom Boden auf. »Sie sind so blass, so erschöpft. Ist etwas passiert?«
    »Nein, Tanja, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur drei Nächte nicht geschlafen. Ich konnte mich nicht anmelden, ich habe selbst nicht damit gerechnet, dass ich herkommen würde. Ihr Dienstmädchen hat mir gesagt, Sie seien ins Lazarett geeilt und Michail Wladimirowitsch sei im Theater. Ich habe gar nicht mehr gehofft, Sie anzutreffen, aber ich bin hergefahren, ich dachte, vielleicht habe ich Glück. Aber Sie waren nicht hier. Doch ein Chirurg sagte, Sie würden auf jeden Fall herkommen. Mein Zug geht heute früh um sechs. Wie spät ist es jetzt?«
    »Schon nach zwei«, meldete sich die diensthabende Schwester.
    »Um sechs?« Tanja umfasste ohne jede Scham mit beiden Händen sein Gesicht und küsste ihn auf die Lippen. »Sehen Sie, dafür hasse ich Sie.«
    »Wofür, Tanja?«
    »Nein. Küssen Sie mich nicht mehr. Mir ist schwindlig.«
    »Aber Sie küssen doch mich.«
    »Nein. Ich hasse Sie. Ich lasse Sie zu keinem Zug. Sie sind dünn,

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