Bis in alle Ewigkeit
offenbar kannte er das Ziel.
»Was ist denn passiert?« Agapkin zog sich fröstelnd eine harte, stinkende Decke über die Knie.
Wolodja wollte antworten, konnte aber nicht. Er musste niesen und sich schnäuzen.
»He, du bist erkältet.« Agapkin legte ihm die Hand auf die nasse Stirn. »Du hast Fieber, du gehörst ins Bett. Wohin fahren wir?«
Wolodja nieste an die zwanzig Mal und wurde fast ohnmächtig. Er schnäuzte sich, schnappte gierig nach Luft, wischte sich die Tränen ab und sagte schließlich heiser: »Sina entbindet.«
»Wo?!«
»Bei Chudolej, in der Mjasnizkaja.«
»Aber ich bin doch kein Geburtshelfer.«
»Egal. Das schaffst du schon. Renata wird dir helfen, sie hat Kurse besucht.«
»Warum können wir nicht einen richtigen Geburtshelfer holen?«
»Darum!«, blaffte Wolodja und begann wieder zu niesen.
Agapkin sagte automatisch zum zehnten Mal »Gesundheit«, reichte ihm sein Taschentuch und fragte, nun immer aufgeregter: »Sag mal, was wird mit dem Kind? Wo werden sie es lassen?«
Bis zum Ende der Fahrt bekam er keine einzige klare Antwort. Wolodja hatte Schüttelfrost, seine Stirn glühte, seine Stimme versagte völlig. Als er den Kutscher bezahlte, ließ er Geld fallen, Agapkin musste es im Schnee auf der Straße aufsammeln. Dann schleppte er Wolodja ins Haus. Gut, dass die Wohnung im Erdgeschoss lag und sie keine Treppen steigen mussten.
Die Tür öffnete Syssojew, ein junger Mann mit Hammelaugen, ein Dichter und ehemaliger Diakon. Er war rot im Gesicht und bleckte die Zähne in einem sinnlosen Lächeln. Er roch nach Kognak. Agapkin wunderte sich über die seltsame Einrichtung der Wohnung und die kahlen Wände. Wolodja hielt sich kaum auf den Beinen.
»Geh, leg dich irgendwo hin«, sagte Agapkin zu ihm.
»Bruder, warum hast du Wein getrunken?«, fragte Syssojew und hickste laut.
»Er hat nichts getrunken. Er ist stark erkältet. Er hat Fieber. Legen Sie ihn ins Bett und bringen Sie ihm Tee mit getrockneten Himbeeren. Was ist hier bei Ihnen überhaupt los?«
Syssojew legte den Finger auf die Lippen, schaute düsterdrein, schüttelte den Kopf, sagte kein Wort und verschwand mit Wolodja in einem Zimmer. Erst jetzt hörte Agapkin die Gebärende schreien. Vom Ende des Flurs kam Renata, eine karierte Schürze über ihrem festlichen Kleid.
»Vor drei Stunden ist das Fruchtwasser abgegangen, keine Presswehen«, informierte sie Agapkin rasch, »Beckenlage, kein Herzschlag des Fötus zu hören.«
Ich bin verloren, dachte Agapkin.
Der Raum, den er betrat, war das Schlafzimmer des Hausherrn. Eisenbett, Nachtschrank, Nachttischlampe, fest zugezogene Vorhänge. Auf dem Bett lag Sina, ihr Gesicht war schweißnass. Unter dem Laken wölbte sich ein riesiger Bauch. Sie schrie leise und monoton, und bei diesen Schreien wurde es Agapkin kalt in der Magengrube. Er hatte noch nie eine Entbindung vorgenommen, nur dabei zugesehen, während des Medizinstudiums.
Um die Gebärende zu untersuchen, musste er sich die Hände waschen und sie mit Jod desinfizieren. Renata ging mit ihm ins Bad.
»Das ist völliger Irrsinn. Wir müssen einen Sanitätswagen rufen und sie sofort ins Krankenhaus bringen.« Agapkin krempelte sich die Ärmel bis zu den Ellbogen hoch. Er hatte sich ein wenig beruhigt. Beim Geräusch des laufenden Wassers hörte man die Schreie nicht.
»Das ist unmöglich.« Renata reichte ihm eine eingeseifte Bürste.
»Warum?«
»Dann würde es bekannt werden.«
»Scheißegal! Wenn Ihre Diagnose stimmt, schaffen wir es nicht, dann verlieren wir sie und das Kind.«
»Wir müssen alles tun, was möglich ist.« Renata reichte ihm ein Handtuch, dann goss sie ihm Jod über die Hände.
»Aber warum, erklären Sie es mir, warum? Und wo ist Georgi Tichonowitsch?«
»Der Meister ist in seinem Arbeitszimmer«, antwortete Renata kühl und drückte den Gummipfropfen energisch auf das Jodfläschchen. »Ich kann Ihnen nichts erklären. Sie sind Lehrling. Gehen wir zu ihr. Wir verlieren Zeit.«
Agapkin erstarrte mit gespreizten, vom Jod braun gefärbten Fingern. Sein Mund war ausgetrocknet, über seinen Rücken rann eiskalter Schweiß. Renata öffnete ihm die Tür. Er trat in den Flur und vernahm einen schrecklichen Schrei von Sina.
Hier muss doch ein Telefon sein. Der Professor ist im Lazarett. Wir könnten einen Wagen rufen.
Ganz unvermittelt tauchte Chudolej vor ihm auf. Er trug Hausschuhe und eine abgewetzte Samtjacke. Seine gelben Augen starrten Fjodor ohne zu blinzeln an.
»Danke, dass Sie zu Hilfe
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