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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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antwortete Moldenhauer, noch immer erstaunlich geradlinig.
    Erst dann wandte er seinen Blick von der Zimmerdecke ab, reckte, obwohl es ihm Schmerzen verursachte, seine Armstümpfe in die Höhe und sah verzweifelt zu Boesherz hinüber. Nie zuvor hatte der Kommissar so viele Facetten des Leidens in nur einem einzigen Blick gesehen. Und obwohl weder er noch Bartholy damit gerechnet hatten, dass Steve Moldenhauer über die erforderlichen Kräfte dazu verfügte, erhob dieser nun seine Stimme und schrie den beiden mit gestochenen Worten entgegen: » Sie wollen eine Beschreibung? Hier haben Sie eine Beschreibung: Er hat ausgesehen wie einer, der meine Arme erfriert! Er war so groß wie einer, der meine Arme erfriert! Und seine verfickte Stimme hat sich angehört wie von einem, der meine Arme erfriert! Fuck, fuck, fuck!!!«
    Boesherz hatte verstanden. Der Schutzpolizist trat nun auch in das Krankenzimmer ein, um nach dem Rechten zu sehen. Boesherz gab dem Kollegen einen Wink, dass alles in Ordnung sei, und wandte sich dann noch einmal Moldenhauer zu.
    » Wir lassen Sie jetzt allein«, sagte er. » Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann muss ich es wissen. Der Arm des Gesetzes ist nämlich noch nicht erfroren.«
    Moldenhauer ignorierte die Spitze des Kommissars. Stattdessen richtete er seinen Blick jetzt wieder starr zur Zimmerdecke.
    » Das Gedicht«, stieß er auf einmal aus.
    Boesherz und Bartholy horchten interessiert auf.
    » Welches Gedicht?«
    » Ich glaube, er hat noch ein Gedicht vorgelesen.«
    » Was für eins?«
    Dieses Mal machte sich Moldenhauer nicht mehr die Mühe, den Kommissar anzusehen. Er blieb auch vollkommen gefasst, als er antwortete: » Das Gedicht von einem, der meine Arme erfroren hat.«

44
    Dennis hatte Joshua Price um kurz nach neun Uhr morgens aus seiner Wohnung in Berlin-Wilmersdorf kommen sehen und war dessen auffälligem Porsche Panamera zunächst bis in das Wiener Caffeehaus am Roseneck gefolgt. Das gemütliche Lokal war ein beliebter Treffpunkt der Berliner. Oft traf man dort lokale Prominenz an, immer jedoch eine bunte Mischung der verschiedensten Charaktere der Hauptstadt. Bei einem Kaffee saßen dort zu jeder Jahreszeit Berliner aller Generationen und Gesellschaftsschichten beieinander, kamen mit ihren Tischnachbarn ins Gespräch oder sahen einfach nur interessiert durch die große Glasfront auf das Treiben der Straße hinaus.
    Dennis hatte ein Fernglas zu seiner Observierung mitgenommen. Die Heizung von Suzis in die Jahre gekommenem Hyundai funktionierte nicht mehr allzu gut, sodass er am ganzen Leib fror und seine Idee von der Observation schon nach kurzer Zeit verfluchte.
    » Jetzt quatsch doch noch eine Stunde mit deinen Promifreunden«, fluchte der Kommissar, während er aus sicherer Entfernung beobachtete, wie sich Price angeregt mit einigen bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterhielt, die zu den Stammgästen des Cafés gehörten. » Dein bestes Pferd im Stall ist verschwunden, und du plauderst mit Bekannten. Was stimmt bloß nicht mit dir?«
    Noch etwa eine weitere halbe Stunde lang blieb Joshua Price am Roseneck, bevor er endlich wieder in seinen Wagen stieg und sich nun auf den Weg in Richtung Kurfürstendamm machte. Dennis, der ein guter Fahrer war, musste sehr vorsichtig sein, damit Tanja van Beutens Manager ihn nicht bemerkte. Tatsächlich war Suzis Wagen aber viel zu unauffällig, als dass Price auf ihn geachtet hätte. Dennis bemerkte jetzt, dass der Verfolgte telefonierte. Vermutlich stimmte er mit jemandem einen Treffpunkt ab, denn nachdem er sein Handy beiseitegelegt hatte, fuhr er plötzlich auf die linke Spur und wendete, um seine Fahrt nun in Richtung der Berliner Stadtautobahn fortzusetzen.
    Es dauerte lange, bis Price und sein Verfolger durch das alltägliche Chaos der verschneiten Straßen hindurch bis nach Berlin-Mitte gekommen waren. In einer Nebenstraße am Hackeschen Markt setzte Joshua schließlich den Blinker und zeigte damit an, dass er nach einem Parkplatz Ausschau hielt.
    » Viel Glück«, sagte Dennis, der sich nur allzu gut mit der Parkplatzsituation in der beliebten Gegend auskannte, die aufgrund ihrer Boutiquen und gastronomischen Vielfalt nicht nur täglich von unzähligen Berlinern, sondern auch von etlichen Touristen besucht wurde.
    Dennis hielt jetzt seinen Wagen an. Es würde auffallen, wenn er während der gesamten Dauer der Parkplatzsuche hinter Price herfahren würde, und zudem war dies auch gar nicht nötig. Offenbar hatte

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