Bis in den Tod hinein
van Beutens Manager sich am Hackeschen Markt verabredet, und egal, wo immer er parken würde, er musste früher oder später zu Fuß dorthin zurückkommen. Tatsächlich dauerte es fast eine Viertelstunde, bis Price wieder an der Stelle auftauchte, an der er seine Parkplatzsuche begonnen hatte. Dennis selbst hatte sein Fahrzeug dagegen einfach im Parkverbot abgestellt. Auch wenn er den Wagen seiner Frau nicht als Polizeifahrzeug ausweisen konnte.
Price ging nun zielstrebig, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, auf die Starbucks-Filiale zu, die sich in der Rosenthaler Straße über zwei Etagen erstreckte. Unbemerkt folgte Dennis ihm und wartete dann einen Augenblick lang vor der Tür des Lokals, um abzuwarten, was der Manager darin vorhatte.
» Für einen Venti Cappuccino mit extra Shot Espresso bist du ja wohl nicht hier rausgefahren«, vermutete der Kommissar und behielt Price dabei durch die Glasfront des Ladens im Blick.
Dieser ging zunächst an die Kasse, gab eine Bestellung auf und wartete, bis die Mitarbeiterin sein Getränk zubereitet hatte. Mit seinem Becher in der Hand ging er dann die Treppe hinauf in den ersten Stock der Filiale. Dennis musste auf die andere Straßenseite wechseln, von der aus er sein Zielobjekt durch die fast bodentiefen Fenster möglicherweise im Blick behalten konnte. Doch Joshua hatte sich an einen der Tische gesetzt, die von der Straße aus nicht zu sehen waren.
» Na dann«, raffte sich Dennis auf und ging wieder auf die andere Seite der Straße zurück, um das Starbucks nun ebenfalls zu betreten.
Er war noch unschlüssig, wie er vorgehen sollte. Folgte er Price in den ersten Stock, würde dieser ihn vermutlich sofort bemerken. Blieb er dagegen im unteren Bereich des Lokals, würde er nicht mitbekommen, mit wem sich der Manager traf. Während Dennis noch darüber nachdachte, hörte er plötzlich zwei junge Mädchen hinter sich tuscheln.
» Ist die das echt?«, fragte die eine.
» Ja, Mann, ich schwöre!«, antwortete die andere.
Dennis hielt nach der Person Ausschau, von der die beiden Teenager redeten. Und tatsächlich, die mit Mütze und Schal verhüllte Dame, die soeben das Lokal betreten hatte, war selbst hinter ihrer Sonnenbrille noch gut zu erkennen.
Jetzt wird’s interessant, dachte Dennis und sah der Frau dabei zu, wie sie, ohne etwas zu bestellen, die Treppe in den ersten Stock hinaufging.
» Ey, ich hol mir voll ein Autogramm von der, ich schwöre«, bekundete jetzt wieder das eine der beiden Mädchen.
» Was willst du denn von der? Die is doch voll hässlich! Lass mal heimlich Handyvideo drehen, das mach ich dann Facebook«, hielt die andere entgegen.
Das halte ich für keine gute Idee, erkannte Dennis und wandte sich den Schülerinnen zu.
» Habt ihr eure Ausweise dabei?«, fragte er in strengem Ton und zeigte seine Dienstmarke vor. » Wenn ihr ohne Genehmigung Aufnahmen machen und sie veröffentlichen wollt, muss ich eure Handys beschlagnahmen.«
Die Mädchen waren für einen kurzen Moment sprachlos, und obwohl es ihr erster Impuls gewesen war, dem Beamten auf unsachliche Weise zu widersprechen, wollten sie doch eines ganz sicher nicht riskieren: dass man ihnen möglicherweise wirklich ihre Mobiltelefone abnahm. Nach kurzem Murren verließen die beiden schließlich fluchend, aber unverrichteter Dinge das Starbucks.
Dennis war zufrieden. Denn in Zeiten, in denen sich selbst scheinbar unbedeutende Handyvideos blitzschnell verbreiten konnten, durfte er unter keinen Umständen riskieren, dass das Treffen von Joshua Price und der Dame mit der Sonnenbrille publik werden würde.
45
» So sehen also deine freien Abende aus«, begrüßte Boesherz seine Kollegin und musterte dabei ihren Gips. » Dein Glück, dass er dich gar nicht töten wollte.«
Unmittelbar nach der Befragung von Steve Moldenhauer waren Severin und Linda Bartholy in das Krankenhaus gefahren, in dem Olivia ebenfalls noch in der Nacht operiert worden war. Die Ärzte hatten ihr ein Projektil aus dem rechten Oberschenkel entfernt. Aufgrund der geringen Schussladung von Anselms Spezialmunition hatte die Kugel das Bein zwar verletzt, es aber nicht durchschlagen.
» Wollte er nicht?«, fragte Olivia, die zwar noch etwas benommen von der Vollnarkose war, ansonsten aber bei klarem Verstand.
» Nach deiner Schilderung hätte er in der Zeit, die du gebraucht hast, um in Moldenhauers Wohnung zu kommen, ohne Weiteres abhauen können. Schließlich hat er dich ja schon vom Balkon aus kommen sehen.«
» Wie
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