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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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Bittrich?«, fragte Beer, nachdem sie dem Journalisten dessen eigenen Artikel vorgelegt hatte.
    » Sie sind gut. Wissen Sie, wie viel ich jeden Tag schreibe und lese?«, hielt dieser ihr entgegen, während er vollkommen entspannt von seinem Wasser trank und nicht den Eindruck erweckte, als fühle er sich bedrängt. » Ich feile nicht an meinen Sätzen, ich gehe sie nicht hundertmal durch. Ich mache meinen Job seit Ewigkeiten, jeden Tag. Ich tippe diese Artikel einfach runter, und wenn sich das dann gut liest, ist es eben fertig und wird gedruckt.«
    Judith Beer nahm die Zeitungsausgabe noch einmal zur Hand und las laut vor, was Bittrich offenbar geschrieben hatte.
    » Auch hat es der noch immer unbekannte Serientäter erstmals vermieden, sein Opfer vor dessen Hinrichtung mit einem Elektroschock außer Gefecht zu setzen.«
    Zum ersten Mal brachte sich jetzt auch Daniela Castella in die Befragung ein.
    » Kein Mensch außerhalb des LKA und der Staatsanwaltschaft hat von den Elektroschocks gewusst«, stellte sie unmissverständlich klar. » Abgesehen vom Täter.«
    » Sie vergessen die Opfer«, widersprach Bittrich und schmunzelte, bevor er sofort darauf wieder ernst wurde. » Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung von einem Elektroschock. Ich kann mich nicht an jeden Satz aus jedem meiner Artikel erinnern, aber wenn ich das nicht wissen konnte, dann habe ich es auch nicht gewusst.«
    Judith Beer wollte sich so schnell nicht zufriedengeben.
    » Wir suchen einen Täter, der sich verdammt gut in Berlin auskennt, jemanden, der seine Opfer nach Zeitungsberichten aussucht und der in irgendeiner Weise von der Mordserie profitiert. Um wie viel Prozent ist die Auflage des Fadenkreuz denn in der vergangenen Woche gestiegen?«
    Bittrich lachte demonstrativ in sich hinein und schob dann leicht seinen Stuhl nach hinten, um sich lässig darin zurücksinken zu lassen.
    » Ich kann ja verstehen, dass Sie verzweifelt sind«, setzte er an. » Aber dieses Argument ist ja nun wirklich das beknackteste, das ich seit langem gehört habe. Wenn die Auflage steigt, dann verdient der Verlag mehr Geld, nicht ich. Davon abgesehen ist die Nachrichtenlage in Berlin durchaus hinreichend, um unser Fadenkreuz jeden Tag wieder mit etwas anderem vollzuschreiben. Noch müssen wir unsere Nachrichten nicht selbst produzieren.«
    » Woher wussten Sie von dem Elektroschocker?«, blieb Castella unbeeindruckt bei ihrer Frage, die noch immer nicht beantwortet war.
    Bittrich begann nun endlich zu verstehen, dass er es nicht mit einem Scherz zu tun hatte. Das gesamte LKA jagte seit über einer Woche einem Phantom hinterher, das sich bislang trotz aller Bemühungen jedem Zugriff standhaft entzogen hatte. Und das, obwohl immer neue Spuren zu immer neuen Erkenntnissen geführt und die Zielfahnder so nah an Jack herangebracht hatten, dass es kaum zu erklären war, warum er sich noch immer auf freiem Fuß befand.
    » Also gut«, kooperierte er schließlich. » Ich würde gern etwas überprüfen. Darf ich kurz telefonieren?«
    Judith Beer nickte zustimmend und wartete ab, bis Bittrich über sein Mobiltelefon in der Redaktion des Fadenkreuz angerufen hatte. Der Ressortleiter sprach sich in aller Kürze mit einem Kollegen aus seiner Redaktion ab, der ihm wenige Minuten später eine Mail auf sein Smartphone weitergeleitet hatte, die in Bittrichs Postausgang auf dessen Computer im Büro abgespeichert gewesen war. Zufrieden präsentierte er nun den Anhang der Nachricht.
    » Was ist das?«, wollte Beer wissen.
    » Das ist der Artikel. So, wie ich ihn rausgeschickt habe.«
    Blitzschnell suchten die drei die entsprechende Passage, in der Bittrich auf die Unterschiede des Mordes an Kai Jurek im Vergleich zu Jacks vorangegangenen Taten einging.
    » Der Satz fehlt komplett«, stellte Castella schließlich fest.
    » Okay, Herr Bittrich«, setzte Judith Beer daraufhin an. Sie sprach plötzlich ruhiger und freundlicher zu dem Ressortleiter. » Wir gehen jetzt mal davon aus, dass Sie diesen Satz wirklich nicht geschrieben haben. Wie kann er in den Text gekommen sein?«
    » Auf dem üblichen Weg. Ich habe den Artikel an das Korrektorat geschickt, da ist er gecheckt worden und dann weiter in den Satz gegangen. Da konnten dann schon noch einige Leute dran rumfummeln, ich verschicke ja schließlich keine Codes von Atomwaffen. Aber das ist ja auch gar nicht die Frage.«
    » Er hat recht«, erkannte nun auch Castella. » Die Frage ist: Warum sollte jemand diesen Satz eingebaut haben?«
    Es

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